Berlin

Mit den Fotos der Familie

Einer, der Stolpersteine, der gestern in der Mommsenstraße verlegt wurde. Foto: Christine Schmitt

Unterschiedlicher können Stolpersteinverlegungen wahrscheinlich kaum sein: Während vor dem Haus Mommsenstraße 51 drei ältere Damen Blumen auf einen soeben verlegten Stein legen, der an ihre Verwandte erinnern soll, die 1942 deportiert wurde, stehen ein paar Meter weiter vor der Hausnummer 47 etwa 80 Interessierte. Dort wird der 3000. Stolperstein des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf für Elfriede Alexander verlegt, die 1875 geboren und 1942 in Treblinka ermordet wurde.

Es sind Angehörige aus Israel und Hawaii gekommen, um ihrer insgesamt sechs Vorfahren zu gedenken. Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) nahm dieses traurige Jubiläum zum Anlass, um ein fortgesetztes Gedenken anzumahnen.

gegenwart »Wir dürfen die Vergangenheit nicht vergessen, müssen aber auch eine Brücke zur Gegenwart bauen«, sagt er am Mittwoch. »Beide Familien hatten hier bis zur Machtübernahme der Nazis ein normales, glückliches Leben – das dann ein abruptes Ende nahm.« Mit dem Gedenken an Elfriede Alexander werde »ein weiterer Mensch aus unserem Bezirk geehrt, der von den Nazis aus rassistischen oder politischen Gründen verfolgt worden ist«, so der Bezirksbürgermeister.

In dem Haus lebten vor der Schoa 19 jüdische Familien, insgesamt 28 Menschen, berichtet Judith Elam. Sie war extra zur Stolpersteinverlegung aus Hawaii angereist, um ihrer Großeltern zu gedenken, die von Berlin-Charlottenburg aus deportiert wurden. Bevor die Steine eingelassen wurden, legte sie Fotos von ihrer Familie in die Mulde.

geschichte »Unsere Familie, deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zu verfolgen ist, ist jetzt wieder deutsch«, sagte sie und hielt voller Freude einen deutschen Pass hoch.

Denn ihre Großeltern, die das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt hatten und anschließend in ein DP-Camp kamen, bevor sie nach Würzburg zogen, hatten keine Staatsangehörigkeit mehr. Elam war zwei Jahre alt, als sie starben. Auch wenn sie daran kaum Erinnerungen habe, so sei sie doch heute sehr glücklich, dass die Großeltern ihre Geburt noch erlebt haben.

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025

Trilogie

Aufgewachsen zwischen den Stühlen

Christian Berkel stellte seinen Roman »Sputnik« im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  26.10.2025

Dank

»Endlich, endlich, endlich!«

Die IKG und zahlreiche Gäste feierten die Freilassung der Geiseln und gedachten zugleich der Ermordeten

von Esther Martel  24.10.2025

Kladow

Botschaft der Menschlichkeit

Auf Wunsch von Schülern und des Direktoriums soll das Hans-Carossa-Gymnasium in Margot-Friedländer-Schule umbenannt werden

von Alicia Rust  24.10.2025