Ehrung

»Meister der Wissenschaftsdiplomatie«

In den vergangenen Wochen und Monaten sind wir leider wieder Zeugen eines wachsenden Antijudaismus und einer wachsenden Israelfeindschaft geworden. Das bedrückt zutiefst und besorgt.» Deutliche Worte der Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft von Thomas Rachel, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, am Dienstagabend in Berlin: Bei der Feier im Centrum Judaicum zum 15-jährigen Bestehen des Abraham Geiger Kollegs (AGK) wurde der CDU-Politiker mit der Plakette ausgezeichnet, die an den großen liberalen Rabbiner erinnert.

Mit einer engagierten Rede bedankte sich Rachel für die Ehrung, die ihm der ZEIT-Herausgeber und Kuratoriumsvorsitzende des AGK, Josef Joffe, zusammen mit dem Präsidenten des Kollegs, Rabbiner Walter Jacob, überreichte.

Laudatio Die Laudatio hielt Charlotte Knobloch, Präsidentin der IKG München und Oberbayern, die Rachel für seine Unterstützung der liberalen Rabbinerausbildung seit 2006 dankte: «Sie sind ein Meister der Wissenschaftsdiplomatie», sagte Knobloch. Sie würdigte auch Rachels Hilfe bei der Einrichtung des Begabtenförderwerks ELES.

Das Publikum war zahlreich und prominent: Gekommen waren neben Mark Dainow, Mitglied im Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland, dem Geschäftsführer des Zentralrats, Daniel Botmann, sowie Vertretern der Kirchen auch Ayman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, der dem AGK zu seinem 15-jährigen Bestehen gratulierte: «Es ist für uns Muslime eine Freude, wenn wir sehen, wie religiöses Leben sich entwickelt.»

Muslime Wie Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) würdigte auch Mazyek die erstmalige Einrichtung der jüdischen Theologie an einer deutschen Hochschule im vergangenen Jahr. Dass der Wissenschaftsrat 2010 empfohlen habe, Lehrstühle gemeinsam mit Muslimen zu entwickeln, sei auch eine Initialzündung für die jüdische Theologie gewesen.

Oliver Günther, Präsident der Universität Potsdam, sagte, das AGK habe wesentlich zur Renaissance des jüdischen Lebens in Deutschland beigetragen: «Kaum eine Brücke konnte geschlagen werden, ohne dass das Abraham Geiger Kolleg und sein kongenialer Rektor, Rabbiner Walter Homolka, dabei eine tragende Rolle spielten.» Der 2013 in Potsdam eingerichtete Studiengang sei mit fast 70 Studienanfängern für den Bachelor, insgesamt fast 100 BA-Studenten und 20 Master-Studenten «zu 160 Prozent ausgelastet».

gäste Unter den Gästen waren auch der designierte thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke), Ernährungsstaatssekretärin Maria Flachsbarth (CDU), die Vorsitzende der Union progressiver Juden, Sonja Guentner, Wolfgang Nossen, der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen in Erfurt, und Ingrid Wettberg, Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover.

Giuseppe Veltri, Vorsitzender des Verbands der Judaisten Deutschlands, ging auf die schwierige Entstehungsgeschichte der Jüdischen Theologie in Deutschland ein. Ihre «ewige Aufgabe», so der Professor für Jüdische Philosophie und Religion an der Universität Hamburg, bestehe darin, «in die Tiefen der Interpretationen und Ausformungen des ›Meeres der Tradition‹, wie man die Halacha gerne bezeichnet – einzutauchen.»

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025