Gratulation

Meister der geschliffenen Worte

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: imago images / epd

Was kann man sagen über einen Mann, der sein Leben der Architektur, seiner Familie und »seiner« jüdischen Gemeinde Frankfurt sowie der gesamten jüdischen Gemeinschaft gewidmet hat – alles mit gleicher Intensität und Leidenschaft. Viel kann man sagen, und es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Salomon Korn ist Ehrensenator der Universität Frankfurt, er wurde vom Land Hessen wegen seiner Verdienste zum Thema »Erinnerung« mit dem Titel Professor geehrt. Er wurde zum Dr. phil. promoviert, dem höchsten wissenschaftlichen Grad, der für die Bereiche Philosophie, Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie erlangt werden kann. Nach dem Studium der Architektur und Soziologie in Berlin und Darmstadt wurde er 1976 über die Reform des Strafvollzugs promoviert.

gemeindezentrum Nach seinen Plänen wurde das Frankfurter Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde gebaut, das nun den Namen Ignatz Bubis-Gemeindezentrum trägt.

Seit 1999 ist er Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und war von 2002 bis 2014 Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Präsidentschaft, die ihm mehrfach angetragen wurde, lehnte er stets mit der damit verbundenen Einschränkung seiner Freiheit ab. Einmal sagte er: »Wenn ich meine Enkel zum Kindergarten bringe, will ich nicht dabei bewacht werden müssen, und wenn ich mit meiner Familie ins Kino gehen will, auch nicht.«

Die vielen Preise aufzuzählen, die er erhalten hat, die vielen Stiftungen, denen er angehört, die vielen Institutionen zu beschreiben, die seinen Rat suchen – sie alle würden dem Menschen Salomon Korn nur höchst unzureichend gerecht.

Leben Bei seiner Geburt als ältester von drei Brüdern am 4. Juni 1943 im Ghetto Lublin war nicht im Voraus zu ahnen, was einmal aus ihm werden würde. Die Nazis hatten der Familie ein anderes Schicksal zugedacht.
Nach dem Ende von Krieg und Schoa kam die Familie nach Frankfurt ins DP-Lager Frankfurt-Zeilsheim. Zunächst war fest beabsichtigt, in die USA oder nach Israel auszuwandern. Sie blieb, wie etliche Überlebende der Schoa, sinnbildlich »auf gepackten Koffern«. Aber Salomon Korn wurde in Frankfurt sesshaft und gründete eine Familie: 1964 heiratete er seine Frau Maruscha, mit der er drei Kinder hat.

1986, als das von ihm gebaute Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main eröffnet wurde, sagte er: »Wer ein Haus baut, will bleiben, und wer bleiben will, erhofft sich Sicherheit.«
Salomon Korn ist ein glänzender Redner, ein Meister des geschliffenen Wortes, und sein Humor ist legendär. »Lieber einen guten Freund verlieren als einen guten Witz«, sagte er einmal. Ich glaube, Freunde hat er nicht verloren, gute Witze gehen ihm nie aus.

So wünsche ich ihm persönlich, aber auch im Namen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland ad mea ve’essrim schanah. Auf dass er seiner Familie und seinen Freunden erhalten bleibe und immer bereit sei, einen guten Witz zu hören oder zu erzählen.

Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

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