Frankfurt/Main

Mehrwert für die Mitglieder

Digitalisierungsdezernent Benjamin Graumann Foto: Rafael Herlich

Frankfurt/Main

Mehrwert für die Mitglieder

Die Gemeinde entwickelt eine App, die den internen Austausch fördern und Service-Angebote für alle umfassen soll

von Eugen El  21.12.2021 08:21 Uhr

Gemeindemitglieder zum Schabbat-Abendessen einladen, auf die Schnelle die Gebetszeiten abrufen, Nachrichten aus der Gemeinde erhalten und digitale Formulare ausfüllen: All diese Annehmlichkeiten könnte eine App bieten, die die Jüdische Gemeinde Frankfurt derzeit entwickelt. Die Idee entstand, nachdem die Gemeinde 2020 ein Dezernat für Digitalisierung eingerichtet hatte, berichtet Benjamin Graumann, der das neue Dezernat leitet.

»Was kann man im Bereich Digitalisierung machen, um die Gemeindemitglieder mehr zu binden, um ihnen mehr Service anzubieten?« – so umreißt Graumann den Ursprungsgedanken des Projekts. Im ersten Schritt hat die Digitalisierungskommission herausgearbeitet, was eine Gemeinde-App können soll.

Die Gemeinde beauftragte daraufhin eine Agentur, die ein grobes Konzept erstellt hat. »In der zweiten Phase geht es um die Feinkonzeption, wo die einzelnen Features eingearbeitet werden«, sagt Graumann. Die Feinkonzeption soll Ende 2021 fertig sein. »Dann stehen wir vor der Frage, ob wir das in die Produktion geben und in die App-Stores von Android und Apple einpflegen.«

AUSTAUSCH Doch warum braucht die Gemeinde überhaupt eine eigene App? Jüngere Mitglieder schauten sich kaum noch Websites am Computer an, sondern nutzten allesamt das Smartphone, so Graumann. Die App soll sich an unterschiedliche Altersgruppen richten und individuell nach Themen- und Interessensgebieten gestaltet werden können.

»Ein ganz wesentlicher Punkt neben der Bindung der Mitglieder ist auch, dass man den Austausch untereinander fördert«, führt Graumann aus. So sei ein geschützter Bereich für Gemeindemitglieder geplant, in dem sie sich untereinander austauschen und eigene Initiativen entwickeln können.

Die Zielgruppe für den Mitgliederbereich sei indes relativ begrenzt. »Daher stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnt«, sagt Graumann. »Das können wir noch nicht abschätzen. Es hängt davon ab, wie das Ganze ankommt.« Im Februar oder März plant die Gemeinde ein Kickoff-Meeting zu dem App-Projekt – um »so viele Mitglieder wie möglich daran zu beteiligen«. »Danach würden wir die finale Entscheidung treffen, um sie zu machen«, kündigt Graumann an.

Einige Bereiche der geplanten Gemeinde-App sollen unterdessen auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich sein – »um die Gemeinde vorzustellen, auch um Menschen, die neu in der Stadt sind, zu zeigen, welche jüdischen Institutionen es in Frankfurt gibt«. Graumann führt einige Beispiele an: »Es gibt hier bald die Jüdische Akademie, es gibt Makkabi, das Jüdische Museum, die ZWST.«

KOSTEN Dass eine Gemeinde-App nicht zum Nulltarif zu haben ist, weiß Benjamin Graumann. Die Kosten für Konzeption, Produktion und Pflege der App seien enorm. Für die ersten beiden Phasen hat die Gemeinde Fördermittel bekommen. Unlängst traf Graumann die neue Digitalisierungsdezernentin der Stadt Frankfurt, Eileen O’Sullivan (Volt), zum Gespräch: »Wir hoffen, dass wir auch von der Stadt eine Förderung bekommen – gerade eben auch für den nicht geschützten Bereich, in dem wir das jüdische Frankfurt und die Gemeinde vorstellen.«

Ob die Gemeinde-App Ende 2022 fertiggestellt und präsentiert wird, ist noch ungewiss. Benjamin Graumann zeigt sich optimistisch. Die App biete einen Mehrwert: »Man hat einen Service für die Mitglieder, vereinfacht viele Sachen, entlastet unsere Verwaltung. Andererseits kann man die Mitglieder viel besser und schneller erreichen und schafft einen Raum für Mitglieder unter sich.« »Und vielleicht«, hofft der Frankfurter Digitalisierungsdezernent, »schließen sich andere Gemeinden unserem Beispiel an.«

Konzert

Erlös für das Jugenddorf Hadassim

Die WIZO München widmete David Stopnitzer sel. A. einen bewegenden Abend mit Kantor Chaim Stern

von Luis Gruhler  25.03.2025

Bildung

Förderung für zehn Projekte zu NS-Verbrechen

Die geförderten Projekte verteilen sich auf mehrere Bundesländer

 25.03.2025

Austausch

Der andere Blick

Petra Pau und Jenny Havemann sprachen im Gemeindezentrum über ihre Wahrnehmung der Länder Deutschland und Israel

von Nora Niemann  24.03.2025

Schwäbische Alb

Erinnerung sucht Nachfolger

Ehrenamtliche rekonstruieren in großer Fleißarbeit jüdische Geschichte. Doch wer kümmert sich darum, wenn sie es nicht mehr schaffen?

von Valentin Schmid  23.03.2025

Porträt der Woche

Der unbeirrbare Maler

Amnon David Ar folgt mit Disziplin und Leidenschaft seiner Kunst

von Alicia Rust  23.03.2025

Nachruf

»Du fehlst schon heute«

Peggy Parnass war Gerichtsreporterin, Journalistin und Künstlerin. Unsere Autorin Sharon Adler nimmt Abschied von ihrer langjährigen Freundin. Ein letzter Brief

von Sharon Adler  21.03.2025

Prenzlauer Berg

Veras Stein

Das neue Buch von »Welt am Sonntag«-Chefredakteur Jacques Schuster erzählt Geschichten von Menschen, die auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee beerdigt sind. Ein exklusiver Vorabdruck

von Jacques Schuster  21.03.2025

Leserbriefe

»Es gibt uns, nichtjüdische Deutsche, die trauern und mitfühlen«

Nach der Sonderausgabe zum Schicksal der Familie Bibas haben uns zahlreiche Zuschriften von Lesern erreicht. Eine Auswahl

 20.03.2025

Medien

Gil Ofarims Anwälte sollen ihn »zum Geständnis geprügelt haben«

Lange hatte der Musiker zum Verleumdungs-Prozess gegen ihn geschwiegen. Jetzt erwecken seine Anwälte den Eindruck, dass Ofarim nur aus einer Not heraus gestanden hat

 20.03.2025