Erfurt/Mainz

Mehr Geld für mehr Bürger

In Erfurt besiegelt – in Mainz in Vorbereitung: Handschlag zu den neuen Staatsverträgen mit den jüdischen Gemeinschaften in Thüringen und Rheinland-Pfalz Foto: Fotolia

Die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und Thüringen wollen ihre finanzielle Unterstützung für die Jüdischen Gemeinden aufstocken. Einen entsprechenden Staatsvertrag für Thüringen unterzeichneten am 12. Oktober Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) und der Vorsitzende der Thüringer Landesgemeinde, Wolfgang Nossen, in Erfurt. Ab 2012 werden danach die Landesgemeinden in Thüringen jährlich 380.000 Euro erhalten.

Für das laufende Jahr wurden die Mittel bereits von 280.000 auf 360.000 Euro angehoben. Mit der Erhöhung reagiere das Land auf die gewachsene Mitgliederzahl und die damit entstandenen neuen Aufgaben, hieß es. Lieberknecht bezeichnete die wachsende jüdische Gemeinschaft als »große Bereicherung« für den Freistaat. Die Gemeinschaft hat in Thüringen rund 560 Mitglieder, von denen 300 allein in Erfurt und 100 in Jena leben. Seit Herbst 2010 hat Thüringen einen Rabbiner, der für die Gemeindemitglieder in Erfurt, Jena und Nordhausen zuständig ist.

im Kabinett Auf 550.000 Euro soll sich der Betrag erhöhen, mit dem das Land Rheinland-Pfalz künftig seine jüdische Gemeinschaft unterstützt. Ende September hatte das Landeskabinett dem Entwurf eines neuen Staatsvertrags mit dem Landesverband der Jüdischen Kultusgemeinde zugestimmt.

Dem Bundesverfassungsgerichtsurteil vom Mai 2009 folgend, schrieb die zuständige Bildungsministerin Doris Ahnen im Staatsvertragsentwurf fest, dass die Delegiertenversammlung der verbandsangehörigen Gemeinden künftig jährlich über die Mittelverteilung auf die Mitgliedsgemeinden des Landesverbandes entscheiden solle.

Das Urteil war notwendig geworden, nachdem die brandenburgischen Gemeinden gegen ihren Landesverband geklagt hatten, bei der Mittelverteilung eigene Interessen zu verfolgen. Das Bundesverfassungsgerichtsurteil sieht seitdem vor, dass Staatszuschüsse nicht mehr allein von den Landesverbänden zugeteilt werden. Wie bisher müssten die Gemeinden jedoch die Voraussetzungen für eine Körperschaft des öffentlichen Rechts erbringen.

Verdoppelung Der alte Staatsvertrag war 1999 abgeschlossen worden und sah eine Unterstützung der Gemeinden mit jährlich 275.700 Euro vor. Damals gehörten der jüdischen Gemeinschaft 1.600 Personen an. Inzwischen zählt sie 3.300 Mitglieder in fünf Mitgliedsgemeinden mit Körperschaftsstatus. Entsprechend sei der Betrag auf künftig 550.000 Euro verdoppelt worden. Jetzt muss noch der Landtag den Vertrag durch ein entsprechendes Zustimmungsgesetz beschließen.

In den Entwurf des neuen Staatsvertrags seien unter anderem auch explizite Regelungen zu den jüdischen Feiertagen, zum Recht Jüdischer Kultusgemeinden auf Errichtung und Betreiben von Kindertagesstätten und Schulen, zum jüdischen Religionsunterricht, zur jüdisch-theologischen Hochschulausbildung, zum Betreiben jüdischer Friedhöfe sowie zur Denkmalpflege und zum Vermögensschutz aufgenommen worden, teilte das Ministerium mit.

Dankbarkeit Landesverbandschef Peter Waldmann begrüßte die vorgesehene Aufstockung. Die Synagogenneubauten in Mainz und Speyer belasten das Budget erheblich. In Rheinland-Pfalz komme das Problem hinzu in einem Flächenland relativ kleine Gemeinden versorgen zu müssen. »Angesichts der Kürzungen des Landeshaushalts bei der Kultur, sind wir dankbar, für die Unterstützung, die den jüdischen Gemeinden gewehrt werden soll«, sagte Waldmann.

Dringend benötigt würden weiterhin Rabbiner für Mainz und Koblenz sowie Kantoren, sagte der Landesverbandsvorsitzende weiter. So wünscht sich die Mainzer Gemeinde seit Längerem einen festen Rabbiner. In Speyer wird derzeit die Synagoge vollendet. Im thüringischen Erfurt bestand Gefahr, den zusätzlichen Gemeinderaum aus Geldmangel nicht mehr mieten zu können.

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025