ZWST

»Malen ist eine Bejahung des Lebens«

Überlebende des Holocaust und Kinder von Überlebenden stellen Gemälde im Rathaus Römer von Frankfurt am Main aus. Die acht Hobby-Künstlerinnen und -Künstler im Alter von 47 bis 95 Jahren gingen mit ihren Werken erstmals an die Öffentlichkeit, sagte die Leiterin des »Treffpunkts für Überlebende der Schoa und ihre Familien«, Esti Petri-Adiel, am Donnerstag vor der Eröffnung.

Die Ausstellung unter dem Titel »Wohin ich immer reise« zeige bis 12. Februar 80 Werke mit Pastellkreide, Buntstift und Bleistift, aber auch Aquarell, Öl und Kohlezeichnung.

Die Künstlerinnen und Künstler hätten als Kinder den Holocaust überlebt oder seien deren Kinder, sagte die Leiterin des »Ateliers im Treffpunkt«, die Künstlerin und Kuratorin Aviva Kaminer. Die meisten hätten das Malen erst im Treffpunkt entdeckt. Das Atelier biete vielseitige Materialien nach dem Prinzip des »Malorts« von Arno Stern an.

heimat »Malen ist eine Bejahung des Lebens«, sagte Kaminer. Die Werke in der Ausstellung umfassen Motive der Natur, Blumen, Stillleben, Tiere, Straßen- und Strandszenen, Tänzerinnen, Porträts der Gruppe und Vorlagen bekannter Maler. »Malen ist eine Form des Ankommens bei einem selbst, eine mobile Heimat«, erklärte die Kuratorin.

Der »Treffpunkt für Überlebende der Schoa und ihre Familien« sei in Frankfurt 2002 von Ärzten und Psychoanalytikern, selbst Kinder von Überlebenden, gegründet worden, erläuterte der Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), Aron Schuster.

biografien Die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) sagte: »Die Kunstwerke sind Zeugnis gebrochener Biografien. Gleichzeitig lassen sie sich aber nicht darauf reduzieren.« Sie seien nicht nur Ausdruck schrecklicher Erlebnisse. »Die Kunstwerke sind auch Zeugnisse der Individualität, der Freude, der Zugewandtheit, der Liebe und der Zärtlichkeit.«

Rund 170 Holocaust-Überlebende besuchten ihn, die älteste sei 102 Jahre alt. Infolge der Evakuierungen aus dem Kriegsgebiet der Ukraine seien sieben andere dazugestoßen. Der geschützte Raum mit niedrigschwelligen Freizeitangeboten helfe, Ängste aufzuarbeiten. Nach dem Vorbild des Frankfurter Treffpunkts seien rund 30 weitere derartige Treffpunkte in Deutschland gegründet worden. epd/kna

Engagement

Süße Toleranz

»move2respect« heißt ein neues Projekt, das jüdische und muslimische Jugendliche zusammenbringt. Eine erste Begegnung gab es beim Pralinenherstellen in Berlin

von Frank Toebs  06.02.2025

Gemeinden

Musik, Theater, Lesungen

Für jeden etwas dabei: Der Zentralrat der Juden stellt sein Kulturprogramm vor

von Christine Schmitt  06.02.2025

Kino

Unerträgliche Wahrheiten

Das Dokudrama »Die Ermittlung« über den ersten Auschwitz-Prozess wurde bei den Jüdischen Filmtagen gezeigt

von Nora Niemann  05.02.2025

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025