Frankfurt

Kontroverse um Kaschrut

Wirklich koscher? Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz ist der Meinung, dass frühere Aviv-Kunden ihr Geschirr erneut kaschern müssen. Foto: Flash 90

Während der Betrugsprozess gegen die beiden ehemaligen Geschäftsführer des Lebensmittelhandels Aviv vor dem Landgericht Frankfurt mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt wird, haben sich mehrere Rabbinergremien mit den Folgen dieses Falles beschäftigt. Ende Oktober hatte Frankfurts Rabbiner Menachem Halevi Klein schriftlich mitgeteilt, dass dank der alljährlichen Reinigung zu Pessach ein erneutes Kaschern der Küchen nicht notwendig sei (vgl. Jüdische Allgemeine vom 20. November).

Kaschern Am 25. November folgte dann eine Stellungnahme der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD). Darin hieß es, dass »die mit dem von Aviv vertriebenen Fleisch in Berührung gekommenen Geräte gekaschert werden müssen, sofern nicht schon geschehen«. Außerdem könne »gemäß des vorliegenden Kenntnisstands eine Koscherzertifizierung Rabbiner Kleins« nicht empfohlen werden.

Zu einem gegensätzlichen Urteil kommt das »Rabbinatsgericht für Kaschrut-Angelegenheiten in der Stadt Frankfurt«. Es habe »alle Wirkenden in der Kaschrut-Aufsicht« sowie ehemalige Kunden des Geschäfts befragt und stellt nun fest: »Das Kaschrut-Arrangement ist seriös und äußerst glaubwürdig.«

Rabbinatsgericht Die »Familien und die koscheren Einrichtungen der Stadt« hätten kein unkoscheres Fleisch bekommen, dies sei vielmehr zu »Abnehmern, die unkoscheres Fleisch verzehren, geleitet worden«. Daher brauche kein ehemaliger Aviv-Kunde seine Küche zu kaschern. Der Beschluss der ORD, den »Oberrabbiner der Stadt Frankfurt inkompetent zu finden«, sei voreilig und »grundsätzlich falsch«. Besetzt war das Rabbinatsgericht mit den Jerusalemer Rabbinern Jehuda Rabinovitz und Meir Sirota sowie Rabbiner Jermiahu Kohen aus Paris und Rabbiner Mosche Nidam als Gesandtem des israelischen Oberrabbinats.

Kritik an der ORD kam zudem vom Präsidium der Jüdischen Gemeinde Bremen: Dieses bemängelte, dass die ORD »offensichtlich keine zweite Instanz hinzugezogen« habe, um ihre Entscheidung zu treffen. Nur dies wäre talmudisch fundiert und angesichts der Tragweite des Vorwurfs gegenüber Rabbiner Klein angemessen. »Es würde dem Amt der Rabbiner in Deutschland und Europa guttun«, so die an die ORD gerichtete Stellungnahme aus Bremen, »wenn Sie zu dem kollegialen Umgang und Respekt untereinander zurückfinden«.

ORD Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz bedauere die Stellungnahmen, hieß es auf Anfrage. Als einziges hier tätiges orthodoxes Rabbinatsgericht, das vom Oberrabbinat Israels und dem Zentralrat der Juden in Deutschland anerkannt sei, habe das Beit Din der ORD Rabbiner Klein die Gelegenheit gegeben, sich zu äußern. Leider habe er diese nicht genutzt. Rivka Kibel/ja

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025

Hamburg

Stark und sichtbar

Der Siegerentwurf für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge steht fest

von Heike Linde-Lembke  09.10.2025

München

Mut in schwieriger Zeit

Der Schriftsteller und Historiker Rafael Seligmann stellte im Gespräch mit Christian Ude sein neues Buch im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  09.10.2025

Halle

Erinnerung an Synagogen-Anschlag vor sechs Jahren

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsterrorist versucht, in die Synagoge einzudringen, scheiterte aber an der Tür. Bei seiner anschließenden Flucht tötete er zwei Menschen

 09.10.2025

Daniel Donskoy

»Ich liebe das Feuer«

Der Schauspieler hat mit »Brennen« einen Roman über die Suche nach Freiheit und Freundschaft geschrieben. Ein Interview

von Katrin Richter  09.10.2025

Nachruf

Lev tov, ein gutes Herz

Der ehemalige Berliner Gemeinderabbiner Chaim Rozwaski ist verstorben

 09.10.2025

WIZO

Party und Patenschaften

Die diesjährige Gala der Frauen-Organisation in Frankfurt übertraf alle Erwartungen

von Laura Vollmers  06.10.2025