Berlin

Konkrete Pläne in Kreuzberg

Die Pläne werden offenbar konkret: Nachdem der Fraktionsvorsitzende der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, Raed Saleh, bereits im vergangenen November überraschend angekündigt hatte, die Synagoge am Fraenkelufer ausbauen zu wollen, stellte der SPD-Politiker zusammen mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, und dem Architekten Kilian Enders am Donnerstag in Kreuzberg erste Skizzen vor.

Sie orientieren sich an dem großen jüdischen Gotteshaus, das dort 1916 eröffnet und später von den Nazis weitgehend zerstört wurde. Geht es nach den Wünschen von Saleh, Joffe und Iris Pranger, der baupolitischen Sprecherin der SPD, soll die wiederaufgebaute Synagoge »strahlend weiß« werden. »Das weiße Haus wird herausstechen«, hofft Spranger.

novemberpogrome Während der Novemberpogrome 1938 war die Synagoge Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg schwer beschädigt worden. Seit dem Abriss in den 50er-Jahren existiert heute nur noch der Seitenflügel. 2000 Beter hatten in dem früheren Gotteshaus Platz, das von dem Architekten Alexander Beer gebaut worden und 1916 eingeweiht worden war. »Zum ersten Mal in Deutschland soll eine zerstörte Synagoge in ihrer ursprünglich historischen Form wiederaufgebaut werden«, sagte Saleh und wiederholte den Satz, mit dem er bereits im November 2017 das ehrgeizige Projekt begründete: »Wer Schlösser aufbaut, soll auch Synagogen aufbauen.«

Die Kosten für die vollständige Wiederherstellung werden vermutlich zwischen 20 und 25 Millionen Euro betragen, schätzt der Architekt. Genaueres könne man erst wissen, wenn auch die Gestaltung des Innenraumes stehen würde.

Um den Wiederaufbau finanziell zu stemmen, hofft Saleh daher auf Mittel von Bund, Land, Stiftungen, aus Lottomitteln und von privaten Spenden. Ebenso müsse eine öffentliche Architektur-Ausschreibung erfolgen. Der Berliner Gemeindechef Gideon Joffe kann sich eine Begegnungsstätte als Nutzung vorstellen. »Dann können alle eingeladen werden, sich hier auszutauschen.«

Auch die Pläne für ein weiteres Projekt, das die Jüdische Gemeinde zu Berlin bereits seit Langem umsetzen möchte, wird offenbar konkreter: die geplante jüdische Sekundarschule, die in das Ahava-Gebäude in der Auguststraße in die Räume des ehemaliges Waisenheims einziehen soll. Es wäre die erste jüdische Sekundarschule in Deutschland.

baumaßnahmen Laut Joffe gibt es bereits eine Anschubfinanzierung von 3,6 Millionen Euro. Insgesamt geht der Berliner Gemeindevorstand von Kosten in Höhe von 12,5 Millionen Euro aus. Er hofft, diesen Sommer mit den Baumaßnahmen beginnen und dann in zwei bis drei Jahren die Schule eröffnen zu können.

»Die antisemitischen Vorfälle haben sich verdoppelt. Wir müssen uns um unsere Mitglieder kümmern, sodass sie frei leben können«, sagte Joffe. Er sei Saleh dankbar für dessen Impuls, die Synagoge wieder aufzubauen. »Wir wären damit überfordert.« Die Jüdische Gemeinde zu Berlin habe derzeit viel mit der Erweiterung bereits vorhandener Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Seniorenzentrum sowie mit den anstehenden Sanierungen der anderen Synagogen zu tun.

Beide Projekte stünden für »einen erfreulichen Trend«. Diese Entwicklung soll nun auf eine solide Basis gestellt werden, unterstrich Saleh. »Die Lage der Synagoge an der Bezirksgrenze zwischen Kreuzberg und Neukölln ist ein idealer Ort für den interreligiösen Dialog«, meinte der im Westjordanland geborene Politiker. Das jüdische Leben sei willkommen, betonte er. Und die Vergangenheit dürfe nicht in Vergessenheit geraten.

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Karoline Preisler  08.11.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Zohran Mamdanis Sieg spaltet die jüdische Gemeinschaft

Während ein Drittel der New Yorker Juden den neuen Bürgermeister gewählt hat, haben andere Angst, dass dessen Antizionismus ihre Sicherheit gefährdet

 06.11.2025

Hamburg

Viel mehr als Klezmer

In der Hansestadt haben die zweiten Jüdischen Kulturtage begonnen. Bis Mitte Dezember erwartet die Besucher ein breit gefächertes Programm – inklusive einer jiddisch-hebräischen Oper

von Heike Linde-Lembke  06.11.2025

Düsseldorf

»Eine Stimme, wo andere schwiegen«

Die Gemeinde zeichnet Wolfgang Rolshoven mit der Josef-Neuberger-Medaille aus

von Stefan Laurin  06.11.2025

Berlin

Andacht für Margot Friedländer: »Du lebst weiter«

Sie war Holocaustüberlebende, Berliner Ehrenbürgerin und eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Gestern wäre Margot Friedländer 104 Jahre alt geworden. An ihrem Grab erinnern Freunde und Bekannte an sie

von Andreas Heimann  06.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Berlin

Davidstern-Gemälde an East Side Gallery beschmiert

Der Tatverdächtige konnte gefasst werden. Bei der Begehung seines Wohnhauses fand die Polizei mehrere Hakenkreuze

 05.11.2025