Berlin

Kondolenzbuch für Margot Friedländer im Roten Rathaus

Blumen liegen auf den Stolpersteinen für Auguste, Margot und Ralph Bendheim, sowie Rachela Meisner vor einem Wohnhaus an der Skalitzer Straße in Berlin-Kreuzberg. Margot Friedländer, geborene Bendheim, wuchs hier mit ihrer Familie auf. Dann kamen die Nazis. Foto: picture alliance/dpa

Für die im Alter von 103 Jahren gestorbene Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin Margot Friedländer wird in Berlin ab Dienstag ein Kondolenzbuch ausgelegt. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), die Senatoren und die Präsidentin des Abgeordnetenhauses tragen sich als Erste im Roten Rathaus in das Buch ein, wie eine Sprecherin sagte. Danach liegt das Kondolenzbuch im Rathaus für die Öffentlichkeit aus.

Friedländer wird in Berlin ein Ehrengrab erhalten. Das ergibt sich aus ihrer Ehrenbürgerschaft. Ehrengrabstätten sind »Ausdruck der Ehrung Verstorbener, die zu Lebzeiten hervorragende Leistungen mit engem Bezug zu Berlin erbracht oder sich durch ihr überragendes Lebenswerk um die Stadt verdient gemacht haben«.

Bei diesen Gräbern übernimmt der Bezirk die Kosten für die Pflege und die Instandhaltung. Inzwischen gibt es mehr als 680 Ehrengrabstätten auf den Berliner Friedhöfen. Es gibt sie auch auf dem großen jüdischen Friedhof in Weißensee im Norden der Hauptstadt. Ob Friedländer dort bestattet wird, wurde noch nicht mitgeteilt.

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Überlegungen zu einer Trauerfeier sind noch nicht abgeschlossen. Dazu muss sich der Berliner Senat mit anderen Institutionen abstimmen.

Friedländer war am Freitag gestorben. Die jüdische Berlinerin war in der NS-Zeit ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, kam aber im hohen Alter zurück in ihre Heimat. Seither setzte sie sich unermüdlich für Versöhnung und gegen das Vergessen ein.

An sogenannten Stolpersteinen vor dem früheren Wohnhaus Friedländers in der Skalitzer Straße 32 in Kreuzberg legten trauernde Menschen auch am Samstag erneut Blumen nieder. Die Stolpersteine erinnern an das Schicksal von Auguste, Margot und Ralph Bendheim sowie Rachela Meisner. Bendheim war der Geburtsname Margot Friedländers. Sie überlebte als einzige ihres engeren Familienkreises die Verfolgung durch die Nazis. dpa

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