Frankfurt am Main

Jüdische Gemeinde verlässt Rat der Religionen

Propalästina-Demonstration in Frankfurt am Main am 26. Juli 2014 Foto: imago

Die Jüdische Gemeinde Frankfurt hat den Rat der Religionen angesichts antisemitischer und israelfeindlicher Aussagen von Vertretern der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) verlassen. »Dies sind nicht die Personen, mit denen wir weiter arbeiten können, dafür ist die Arbeit im Rat der Religionen zu wichtig«, erklärte Leo Latasch, Sozialdezernent der Jüdischen Gemeinde am Montag in Frankfurt.

Weil der Rat nicht konsequent genug auf die antisemitischen Wortmeldungen reagiert hatte, habe sich die Jüdische Gemeinde nun zum Austritt aus dem interreligiösen Rat entschieden.

Die IRH hatte zuvor dem Zentralrat der Juden in Deutschland vorgeworfen, mit der Diskussion über Antisemitismus in Europa »ein Ablenkungsmanöver vom Kriegsverbrechen der israelischen Regierung« initiiert zu haben. »Der Zentralrat der Juden, viele politische Kreise und Medien in Deutschland versuchen in den letzten Tagen zunehmend, das Kriegsverbrechen der israelischen Armee (...) zugunsten der Antisemitismus-Debatte in Deutschland zu verdrängen«, so die IRH in einer Pressemitteilung.

»Staatsterror« Ünal Kaymakci, stellvertretender IRH-Vorsitzender und Mitglied im Rat der Religionen, hatte zudem auf seiner Facebook-Seite Artikel verlinkt, in denen Israel Staatsterrorismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen wurden. »Wir haben nicht vergessen, dass Israel bei seinem Angriff auf Gaza im Jahre 2009 Hunderte Kinder grausam ermordet hat«, heißt es in einem der von Kaymakci empfohlenen Beiträge.

Selçuk Dogruer, Vertreter der Muslime im Rat der Religionen, warf dem Zentralrat der Juden indirekt eine Mitschuld an den antisemitischen Protesten von arabischen Demonstranten vor. Er kritisierte den Frankfurter Polizeipräsidenten, weil dieser sich beim Zentralrat der Juden dafür entschuldigt hatte, antiisraelischen Demonstranten ein Megafon für das Verbreiten von antisemitischen Parolen überlassen zu haben.

Dies hatte die Frankfurter Gemeinde zunächst dazu bewogen, ihre Mitgliedschaft im Rat der Religionen vorerst ruhen zu lassen. »Wir hatten eine klare Positionierung vom Rat der Religionen erwartet«, betonte Sozialdezernent Latasch. Eine bloße Erklärung des Rates der Religionen, wonach es sich bei Facebook-Einträgen und öffentlichen Kommentaren nicht um Verlautbarungen des Rates handele, sei schlicht unzureichend.

versprechen Am Wochenende warf der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, den muslimischen Verbänden vor, nicht genug gegen Antisemitismus zu tun. »Sie versprechen es, aber konkrete Schritte muss man mit der Lupe suchen«, sagte Graumann. Der Zentralrat der Juden habe sich stets für Muslime in Deutschland eingesetzt. Eine Solidarisierung von Muslimen mit Juden bleibe nun aber aus.

Graumann sagte, er habe seit Wochen keinen Kontakt zu Vertretern muslimischer Verbände gehabt. Das führte er auf den Konflikt im Nahen Osten zurück: »In den letzten Wochen ist viel Vertrauen kaputt gemacht worden, das müssen wir gemeinsam wiederaufbauen.« Auf Demonstrationen gegen den Gaza-Krieg hatten Muslime antisemitische Parolen gerufen. Zudem werden arabischstämmige Jugendliche verdächtigt, einen Anschlag auf die Synagoge in Wuppertal-Barmen verübt zu haben.

Das Gefühl der Unsicherheit hat laut Graumann bei Juden in Deutschland stark zugenommen: »Wir laufen mit verwundeten Seelen herum.« Der Zentralratspräsident kritisierte auch Politiker und Medien, weil sie zunächst nicht auf die Parolen der Demonstranten aufmerksam gemacht hätten. »Am Ende müssen wir uns doch selbst immer melden und Dinge anstoßen«, betonte Graumann. »Warum eigentlich?« epd

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025