Porträt der Woche

»Ich gebe mein Bestes«

»Jahrelanges Training gehört dazu«: Michal Nassi (27) lebt in Bad Homburg. Foto: TR

Die diesjährige Maccabiah ist nicht meine erste. 2009 war ich schon bei den European Maccabi Games, meine erste richtige Makkabiade war im Jahr 2013. Damals war ich noch als Aktive im Tischtennis-Team, das ich jetzt als Betreuerin begleite. Mit der Tischtennisabteilung war ich sehr erfolgreich in Israel: Ich habe sowohl im Team als auch im Doppel Gold geholt. Im Einzel gewann ich damals Bronze.

2017 war ich nicht bei der Makkabiade dabei – wegen der Schule und des Studiums hat es nicht gepasst. Dieses Jahr trete ich bei den Gewichthebern an. Ich mache seit fünf Jahren CrossFit, eine Mischung aus Kraft- und Ausdauersport. Neben Schwimmen, Radfahren und Laufen gehört auch olympisches Gewichtheben dazu.

Es ist eine Riesenehre, mit solchen Sportlern an einem Wettkampf teilzunehmen.

Wir haben die Gewichtheber-Abteilung seit einem Jahr aufgebaut. Die Tischtennisgruppe besteht aus zwölf Personen inklusive mir, und bei den Gewichthebern sind wir zu dritt. Bei den Herren ist David Ausländer dabei. Er hat gute Chancen, vorne ein Wort mitzureden. Bei den anderen Ländern nehmen jedoch teilweise Sportler teil, die bei den Olympischen Spielen in Tokio angetreten sind. Das heißt, die Messlatte liegt sehr hoch.

CHANCE Ich bin gut, aber ich denke nicht, dass ich dieses Jahr besonders erfolgreich sein werde. Dennoch werde ich mein Bestes geben. Es ist eine Riesenehre, mit solchen Sportlern an einem Wettkampf teilzunehmen. Diese Chance bekommt man nicht alle Tage.

Unsere Tischtennis-Damenmannschaft hat sehr große Erfolgsaussichten. Wir sind im Einzel, im Team und auch im Doppel gut. Und dann haben wir noch die Juniorinnen, die sehr große Chancen vor allem im Einzel haben. Wir haben das erste Mal vier Junioren im Team, die sehr gut miteinander spielen.

Bei den Jungs ist es ein bisschen schwieriger. Wenn man sich international umschaut, dann fehlen uns dieses Jahr ein paar Herren, die wir in den letzten Jahren immer dabeihatten. Nicht alle schafften es, für die Maccabiah freizubekommen, und die Sommerferien haben ja auch noch nicht in allen Bundesländern begonnen. Aber auch unser Herren-Team ist gut, und sie werden ihr Bestes geben.

Ich wurde in Israel geboren, habe dort ein paar Jahre verbracht und lebe seit meiner Kindheit in Bad Homburg in der Nähe von Frankfurt. Ich bin Intensivkrankenschwester und studiere nebenbei Gesundheitsmanagement. Meinen Master-Abschluss möchte ich in zwei Monaten machen. Ich spiele bei einem Verein in Bad Homburg.

TALENT Zum Tischtennis bin ich mit neun Jahren gekommen: Mit meinem Vater und meinem Bruder habe ich auf einer Steinplatte auf einem Kinderspielplatz Tischtennis gespielt, und das hat uns allen Spaß gemacht. Mein Bruder wollte in einen Verein gehen, und mein Vater sagte damals: »Okay, wenn sie das auch machen möchte, soll sie mit.« Und so bin ich in den Sport reingerutscht.

Ich hatte einfach Talent, und der Trainer, der damals die Mannschaft betreute, hat das erkannt und mich gefördert. Ich habe dann auch direkt nach einem Monat schon bei einer Meisterschaft mitgespielt. Als ich zehn Jahre alt war, bin ich dann bis zu den Hessenmeisterschaften gekommen, die ich leider nicht gewonnen habe. Aber ich war davor schon sehr erfolgreich im Kreis und Bezirk und habe immer weitergespielt.

Ich war dann im Kader, aber wir hatten in Bad Homburg leider nur eine Gruppe für Jungs. Doch der Trainer fand mich so gut, dass ich bei denen im Kader mitspielen durfte. Damals bin ich jedes Wochenende auf Turnieren gewesen und war auch mehrfach Bezirksmeisterin. Als es dann Richtung Abitur und Studium ging, hat das alles ein bisschen nachgelassen. Aber so habe ich dann meine neue Leidenschaft CrossFit entdeckt. 2013 kam ich bei der Makkabiade mit meinem Freund zusammen. Ich kannte ihn zwar schon vorher, aber da wurde es dann ernst. Er selbst macht auch CrossFit, und so haben wir ein gemeinsames Hobby gefunden.

2013 kam ich bei der Makkabiade mit meinem Freund zusammen.

Das deutsche Makkabi-Team ist für mich wie eine Familie. Ich gehöre schon seit 2009 dazu, ich bin mit diesen Menschen aufgewachsen. Bei der Maccabiah in Israel dabei zu sein, ist eine große Ehre für mich. Es stärkt auch meine Verbundenheit mit dem Judentum wieder. Im Alltag lebe ich es vielleicht nicht immer zu 100 Prozent aus.

PRECAMP Die Makkabi-Teilnehmer sind vor dem Abflug nach Israel mehrere Tage in Duisburg gewesen. Im Sportpark Wedau, wo wir untergebracht waren, bin ich schon häufiger gewesen. Hier finden unsere großen Lehrgänge statt, bei denen wir auch Aktive anderer Sportarten kennenlernen. Fußballer und Basketballer sind zum Beispiel oft dabei. Wir waren auch schon in Israel für ein »PreCamp«. Das war aufregend und hat viel Spaß gemacht, aber hier in Duisburg kann man sich ein bisschen mehr sammeln und vorbereiten, man ist auch ein bisschen konzentrierter.

Wir kamen am vergangenen Freitag hier an, hatten aber keine Trainingseinheit. Samstags waren es dann zwei, und am Sonntag haben wir zweieinhalb Stunden trainiert. Montag hatten wir viereinhalb Stunden Training und am Dienstag, dem Tag des Abflugs, leider keines mehr.

Ziel der Trainingseinheiten war es, so intensiv wie möglich an der Technik zu arbeiten, aber da würde man nicht mehr Großes erreichen, das war klar. Training ist immer etwas Langfristiges, wir arbeiten auf ein Ziel hin. Wir haben uns in den vergangenen Monaten nach Trainingsplänen vorbereitet, die David, unser Trainer, uns geschrieben hat. Da wir alle an unterschiedlichen Orten in Deutschland leben, haben wir alle für uns alleine trainiert.

rekord Jetzt waren wir zusammengekommen, um die letzte Woche vor den Wettkämpfen noch einmal intensiv zu nutzen. Es ging darum, sicherzustellen, dass wir die Gewichte, die wir heben wollen, auf jeden Fall heben können und dann im besten Fall im Wettkampf einen persönlichen Rekord schaffen. Das ist das, was wir uns vorgenommen haben.

Der Wettkampf ist ebenso wichtig wie das Treffen mit den anderen Sportlern. Wir haben natürlich dadurch, dass wir Sportler sind, einen gewissen Ehrgeiz. Zumindest für mich ist es schon wichtig, alles zu geben. Ich finde, dann macht der Wettkampf am meisten Spaß, man pusht sich gegenseitig.

Aber ich freue mich auch darauf, die anderen zu sehen. Viele Sportler kenne ich ja, wie gesagt, schon seit etlichen Jahren. Wir sind alle beruflich stark eingebunden, deshalb sieht man sich privat nicht so oft. Den meisten Kontakt habe ich zu Sportlern aus Frankfurt, denn sie leben in meiner Nähe.

Auf der Maccabiah schauen wir uns gegenseitig bei den Wettkämpfen zu und unterstützen uns innerhalb des deutschen Teams.

Auf der Maccabiah schauen wir uns gegenseitig bei den Wettkämpfen zu und unterstützen uns innerhalb des deutschen Teams. Vor allem vor einem Finale gibt man uns Bescheid, dann feuern wir unsere Teamkollegen an.

ZIELE Ich trete beim Gewichtheben in zwei Disziplinen an: dem Reißen und dem Stoßen. Beim Reißen muss die Hantel in einem Zug vom Boden hochgehoben und fixiert werden. Beim Stoßen wird die Hantel in einem Zug zuerst auf Brusthöhe gebracht und kommt erst dann ganz nach oben. Im Reißen schaffe ich aktuell 50 Kilogramm. Ich würde aber gerne 57 oder sogar 60 Kilogramm schaffen. Der Trainer sagt, das sollte möglich sein. Im Stoßen ist mein Ziel 70 oder 75 Kilo.

Beides wären für mich persönliche Rekorde. Gewichtheben ist kein Sport, in dem man sich schnell verbessert und auf einmal 20 Kilogramm mehr heben kann. Das funktioniert so nicht, da gehört schon jahrelanges Training dazu. Deswegen ist es immer wichtig, das eigene Ziel zu erreichen und seine bestmögliche Performance am Wettkampftag abzuliefern.

Aufgezeichnet von Stefan Laurin

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