Leipzig

»Ich bin des Anderen Anderer«

Bei der Eröffnung: SPD-Bundestagsfraktionschef Frank-Walter Steinmeier, Rabbiner Henry G. Brandt, Eva Schulz-Jander, Präses Nikolaus Schneider und Zentralratspräsident Dieter Graumann (v.l.) Foto: epd

»In Verantwortung für den Anderen« lautet das Motto der diesjährigen »Woche der Brüderlichkeit«, die am Sonntagmittag mit einem Festakt im Gewandhaus zu Leipzig eröffnet wurde. Sie wird nun schon zum 60. Mal vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit ausgerichtet.

Neben Vertretern der Religionsgemeinschaften waren auch zahlreiche Politiker gekommen, unter anderen Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), SPD-Spitzenpolitiker Frank-Walter Steinmeier, Ex-Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (beide SPD).

Motto In seiner Eröffnungsrede betonte der jüdische Präsident des Koordinierungsrates, Rabbiner Henry G. Brandt, dass Brüderlichkeit auf Gegenseitigkeit beruhe: »Ich bin des Anderen Anderer«, sagte er mit Blick auf das Jahresmotto. »Wir müssen beide geben, damit wir beide nehmend bereichert werden können«, so Brandt.

Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurde auch die Buber-Rosenzweig-Medaille an den Vorsitzenden des Rates der EKD, Präses Nikolaus Schneider, verliehen. Laudator Frank-Walter Steinmeier lobte die Verdienste Schneiders im theologischen Diskurs: Schneider habe sich – gerade im Bewusstsein um die deutsche Geschichte – stets deutlich gegen eine Missionierung der Juden ausgesprochen und die Überzeugung vertreten, dass die Kirche an die Seite, und nicht an die Stelle, des jüdischen Volkes getreten sei.

Auch im Staat Israel habe Schneider immer ein Zeichen der Treue Gottes zu seinem Volk gesehen. Steinmeier würdigte aber auch den politischen Menschen Schneider, der sich ein Leben lang für die soziale Frage eingesetzt habe.

Israel In seiner viel beachteten Rede schlug Steinmeier auch einen Bogen zum Nahen Osten und dem Atomkonflikt mit dem Iran: »Israel erwartet zu Recht, dass unser Nein zur iranischen Atombombe eindeutig ist und bleibt«, sagte der ehemalige Außenminister. Verantwortung für Israel bedeute heute aber auch mehr Wissen über die inneren Konflikte der muslimischen Welt. Mit Blick auf Deutschland, vor allem auf die rassistischen Morde der Zwickauer Terrorzelle, forderte Steinmeier, Rassismus und Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten.

Nikolaus Schneider selbst zeigte sich bewegt und vor allem bescheiden. Er betonte die theologische Arbeit seiner Kirche im Rheinland, die ihn sehr geprägt habe: »50 Prozent dieser Auszeichnung gehen an meine Heimatkirche«, sagte er.

Lesen Sie mehr dazu am Donnerstag in der Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025