Unter den Flüchtenden, die aus der Ukraine nach Deutschland kommen wollen, sind auch hochbetagte Holocaust-Überlebende. Das sagte am Donnerstag Aron Schuster von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) bei einer Veranstaltung des Berliner Mediendienstes Integration.
Man habe es im Vergleich zur Situation im Umfeld des Bürgerkriegs in Syrien grundsätzlich mit einer höheren Schutzbedürftigkeit der ankommenden Menschen zu tun, sagte Schuster. »Wir sehen überwiegend Mütter, viele kleine Kinder. Wir sehen aber auch pflegebedürftige Menschen, die hier ankommen, Menschen mit einer Behinderung, Menschen mit einer Beeinträchtigung«, sagte Schuster.
evakuierung »Gerade wir von der ZWST sind auch konkret mit der Evakuierung von Schoa-Überlebenden, von Holocaust-Überlebenden konfrontiert, die eben zum Teil hochbetagt sind«, betonte er. Es gebe Überlegungen gemeinsam mit der Jewish Claims Conference, auch bettlägerige Schoa-Überlebende aus der Ukraine nach Deutschland zu evakuieren.
Die Zentralwohlfahrtsstelle konzentriere sich seit drei Wochen vor allem auf die Evakuierung aus der moldawischen Hauptstadt Chisinau, wohin zahlreiche Ukrainer geflüchtet seien. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland habe starke Beziehungen zur Ukraine. 45 Prozent der jüdischen Gemeinschaft hätten Wurzeln in der Ukraine, was am Zuzug nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gelegen habe.
Jüdische Zuwanderer aus den meisten Staaten der ehemaligen Sowjetunion haben in Deutschland auf der Grundlage eines 2005 neu geregelten Gesetzes unter bestimmten Voraussetzungen gesonderte Möglichkeiten der Eingliederung, die unter anderem einen erleichterten Familiennachzug vorsehen. dpa