Dokumentation

»Hinter dem Dorf die Hölle«

Bisingen, Frommern, Erzingen, Schömberg, Schörzingen, Dormettingen und Dautmergen. Idyllische kleine Dörfer und Gemeinden in Baden-Württemberg. Kaum jemand verbindet mit diesen Namen die Schrecken der Schoa. Und doch waren es Orte, an denen 12.000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter von der SS in Lagern eingesperrt waren und unter katastrophalen Bedingungen in den Ölschieferwerken am Fuße der Schwäbischen Alb arbeiten mussten.

Nach dem Verlust russischer und rumänischer Rohölquellen war die deutsche Kriegswirtschaft auf Alternativen angewiesen, die schließlich der Abbau von Ölschiefervorkommen garantieren sollte. So wollte man den dringend benötigten Treibstoff-nachschub für Panzer und Kampfflugzeuge am Ende des Zweiten Weltkrieges ermöglichen. 1944 kam aus Berlin der Befehl zum Unternehmen »Wüste«, der Nutzung der Vorkommen am Rande der Schwäbischen Alb, deren Werke und Lager von der SS betrieben wurden. 3500 Menschen starben dort einen grausamen Tod.

Dautmergen Filmemacher Guido Grandt erzählt in seiner 2012 an Originalschauplätzen gedrehten Dokumentation »Hinter dem Dorf die Hölle – Die vergessenen Konzentrationslager auf der Schwäbischen Alb« diese Geschichte. Dabei lässt er Überlebende zu Wort kommen, wie beispielsweise den polnischen Schoa-Überlebenden Jacek Zieliniewicz, der bezeugt: »Das KZ Dautmergen war eine Hölle, eine Knochenmühle, schlimmer als Auschwitz.«

Grandt interviewte aber auch Anwohner, Lokalpolitiker und vor allem Schüler. Denn – das war Anstoß für diese Arbeit – gerade bei der jüngeren Generation sei kaum noch Kenntnis über diese Verbrechen vorhanden. »Ich bin selbst hier zur Schule gegangen. Und wir haben dieses Kapitel regionaler Zeitgeschichte nie im Unterricht behandelt«, sagt Grandt, Jahrgang 1963.

Wachsamkeit Überhaupt gebe es noch einige, die sich der Erinnerungsarbeit vor Ort widmeten, aber das Bewusstsein über dieses Stück regionaler Zeitgeschichte sei erschreckend gering, meint der Filmemacher: »Hier weiß kaum jemand etwas darüber.« So bezieht sich der Titel der Doku auf eine Aussage von Gerhard Lempp, Mitglied der Initiative Gedenkstätte Eckerwald, der mahnte: »Dein Auge sei wach, gleich hinter deinem Dorf findest du die Höllen.«

Die 44-minütige Doku hatte erst vor wenigen Wochen Kinopremiere. In der Region sind mit Unterstützung des Landkreises und eines lokalen Unternehmens bereits rund 400 DVDs an örtliche Schulen verteilt worden. Am 20. März wird der Film bei einer Veranstaltung der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin vorgestellt.

»Hinter dem Dorf die Hölle – die vergessenen Konzentrationslager auf der Schwäbischen Alb«, ISBN 978-3-9813329-5-7, 12,95 €, Kontakt: guido.grandt@wirsind.tv

www.stiftung-evz.de/service/termine/hinter-dem-dorf-die-hoelle.html

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Chanukka

»Ich freu’ mich auf die Makkabäer«

Lichter, Dinos, Schokostreusel – was unsere Jüngsten in diesen Tagen am meisten mögen

von Christine Schmitt  11.12.2025

Sachsen

Mit Tiefgang und Pfiff

Am Sonntag wird in Chemnitz das »Jahr der jüdischen Kultur 2026« eröffnet

von Helmut Kuhn  11.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Diskussion

Schleichende Aushöhlung

Der Politikwissenschaftler Peter R. Neumann und der Journalist Richard C. Schneider sprachen in München über Herausforderungen für die moderne Demokratie

von Helen Richter  10.12.2025

Autobiografie

Unter außergewöhnlichen Umständen

In seinem neuen Buch beschreibt Roman Haller den Weg vom Überleben in ein erfülltes Leben

von Nora Niemann  10.12.2025

Berlin

Chanukkia am Brandenburger Tor leuchtet ab Freitag

Zum zentralen Lichterzünden wird Bundestagspräsidentin Julia Klöckner erwartet

von Karin Wollschläger  09.12.2025

Frankfurt

Buzzer, Beats und Bonusrunden

Die Lokalmatadore des Jugendzentrums Amichai konnten das Jewish Quiz für sich entscheiden

von Leon Stork  09.12.2025