Görlitz

Haus der Begegnung

Als national bedeutsames Kulturdenkmal ist die Neue Synagoge in Görlitz längst anerkannt. Bund und Freistaat Sachsen bewilligten in den vergangenen Jahren Fördermittel in Millionenhöhe, um das 1911 eingeweihte jüdische Gotteshaus unweit der deutsch-polnischen Grenze schrittweise zu sanieren. Wie das Gebäude künftig genutzt werden soll, ist bislang im Detail jedoch unklar.

»Die Stadt Görlitz als Eigentümerin hat es lange vermieden, ein Nutzungskonzept für die Synagoge vorzulegen«, sagt der Vorsitzende des Aktionskreises für Görlitz, Rainer Müller. Unmittelbar vor dem Abschluss der Bauarbeiten sei es nun höchste Zeit, dieses wichtige Thema auf den Tisch zu bringen. Bei der Nutzung des sanierten Denkmals könne nicht darüber hinweggesehen werden, »dass wir es mit einem ehemaligen jüdischen Gotteshaus zu tun haben«.

TErmin Um die drängenden Fragen soll es am 25. Oktober bei einem Bürgerforum gehen, das der Aktionskreis im frisch restaurierten Kuppelsaal der Synagoge veranstaltet. Neben dem Görlitzer Bürgermeister Michael Wieler und der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Dresden, Nora Goldenbogen, wird auch Markus Bauer, Vorsitzender des Förderkreises für die Synagoge, auf dem Podium sitzen.

Seit seiner Gründung im Jahre 2004 setzt sich der Verein dafür ein, dass die ursprüngliche Bestimmung als Synagoge sowie Geschichte und kulturgeschichtliche Bedeutung des jüdischen Sakralbaus bei der künftigen Nutzung berücksichtigt werden. »Die Stadt hat mit dem Eigentum an der Synagoge die Verpflichtung zu einem würdigen Umgang mit diesem besonderen kulturellen Erbe übernommen«, heißt es im Positionspapier des Förderkreises.

Das architektonische Juwel dürfe nicht als »bloße Ausweichstätte für beliebige Veranstaltungen« fungieren. Die Görlitzer Synagoge sollte vor allem ein Haus des Gebetes und des Gedenkens, ein Kulturdenkmal und ein Lernort, ein Ort der Begegnung und der Kultur sein, hebt der Förderkreis in seinem Papier hervor.

SAnierung Das imposante Bauwerk mit einem 34 Meter hohen Turm war zwischen 1909 und 1911 errichtet worden. Als einzige frei stehende Synagoge in Sachsen überstand das Gebäude die Pogromnacht vom 9. November 1938 nahezu unbeschadet. Seit 1963 im Besitz der Stadt Görlitz, blieb das Haus zu DDR-Zeiten sich selbst überlassen und verfiel zunehmend. Anfang der 90er-Jahre begann die Rettung des vernachlässigten Denkmals.

Derzeit laufen Bauarbeiten an der Frauenempore. Nach Angaben der Stadt wird die Görlitzer Synagoge voraussichtlich bis Ende 2018/Anfang 2019 komplett wiederhergestellt sein. Der Kuppelsaal soll dann Platz für 230 Besucher im Erdgeschoss und 80 auf der Empore bieten. In der früheren Wochentagssynagoge ist die Einrichtung eines Gebetsraumes vorgesehen. In Abstimmung mit dem Dresdner Gemeinderabbiner Alexander Nachama ist auch die Ausstattung mit Bima und Vorhang vor dem Toraschrein geplant. ja

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

München

Gedenken in schwerer Zeit

Die Stadt erinnerte an jüdische Opfer des NS-Regimes. Die Angehörigen aus Israel konnten wegen des Krieges nicht anreisen

von Luis Gruhler  01.07.2025

Lesen

Über eine Liebe nach dem Holocaust

Die österreichische Schriftstellerin Melissa Müller stellte im Münchener Literaturhaus ihr neues Buch vor

von Helen Richter  01.07.2025

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025

Interview

»Wir erleben einen doppelten Ausschluss«

Sie gelten nach dem Religionsgesetz nicht als jüdisch und erfahren dennoch Antisemitismus. Wie gehen Vaterjuden in Deutschland damit um? Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Konversion und »jüdische Gene«

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  29.06.2025

Solidarität

»Sie haben uns ihr Heim und ihre Herzen geöffnet«

Noch immer gibt es keinen regulären Flugbetrieb nach Israel. Wir haben mit Israelis gesprochen, die in Deutschland gestrandet sind. Wie helfen ihnen die jüdischen Gemeinden vor Ort?

von Helmut Kuhn  26.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025