Stuttgart

Hauptsache flexibel

Für die Kinder ist Testen zum Normalfall geworden, sie lassen sich den Spaß nicht verderben. Foto: Getty Images


Inzidenz, Quarantäne, AHA-Regeln – das sind Begriffe, mit denen alle Menschen seit mehr als zwei Jahren leben und umgehen müssen. Haben Erwachsene schon Probleme, sich darauf einzustellen, so trifft es doch Kinder immer noch härter. Davon kann auch der Kindergarten Haschalom der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) berichten.

Ein kurzer Blick zurück: Am 22. März 2020 tritt der erste Lockdown in Kraft. »Einen Tag vorher hatten wir zu einer Purimfeier im ganzen Haus eingeladen, dann galt der Lockdown auch für uns«, erinnert sich die Leiterin des Kindergartens, Sabina Morein. »Das war die Zeit, in der wir im Kindergarten nur Notbetreuung anbieten konnten und zugleich mit unseren eigenen Ängsten umgehen lernten.«

Kreativität Im Alltag war Kreativität gefragt. Talente wurden neu entdeckt. Ein Erzieher machte Figurentheater für die Kinder, ein Schabbat wurde unter freiem Himmel gehalten. Zoom wurde als Medium zwischen Kindergarten und Elternhäusern eingesetzt. »Wir waren super flexibel und super kreativ«, sagt Michal Steinbach, eine Mutter. »Mein Problem aber war, ich habe drei Kinder, das jüngste – damals noch im Kindergarten – hatte Riesenfreude.« Und die anderen beiden? Die saßen mit dem ungewohnten Homeschooling zu Hause, und sie selbst sollte auch noch arbeiten.

»Andere Kindergärten schließen immer mal. Wir bleiben geöffnet, wir geben alles.«

Kita-Leiterin Sabina Morein

»Das ganze Konzept hat nur für die Familien geklappt, die eine flexible Einrichtung und einen flexiblen Arbeitgeber hatten«, fasst Steinbach zusammen. Je länger sich die Pandemie hinzog, umso schwerer wog die Last. »Es war eine Katastrophe«, erinnert sich Michal Steinbach. Sie habe dann einfach »noch einmal zwei Monate Elternzeit« genommen und war zugleich erstaunt, wie ihre älteren Kinder den Umgang mit digitalen Medien für den Schulgebrauch erlernten.

Impfkampagne »Nach Pessach 2020 waren wir wieder da«, sagt Sabine Morein. Doch es kamen neue Meldungen, neue Inzidenzen. Zum Jahreswechsel startete die Impfkampagne. Und seitdem wird getestet. »Wir haben eine Kindergeneration, für die das Testen so selbstverständlich ist wie das Zähneputzen«, sagt Sabine Morein. Vor der Synagoge ist eine kleine Teststation aufgebaut. Die Räume des Kindergartens sind Kindern und Erziehern vorbehalten. Wer positiv getestet ist, muss einen PCR-Test liefern. »Das Testzentrum ist nicht weit von hier«, sagt Sabina Morein. Je nach aktualisierter Corona-Verordnung folgt eine Quarantäne.

Flexibilität ist noch immer das Wort der Stunde. »Andere Kindergärten schließen immer mal, wir bleiben geöffnet, wir geben alles«, sagt die Leiterin. Die Gemeinde habe sie »total unterstützt«. Dennoch sei die Traurigkeit der Kinder zu spüren gewesen, weil Besuche im Theater nur in sehr geringem Umfang stattfinden konnten oder ganz ausfielen.

Zum Glück hat Haschalom mit Daniela Banhardt eine musikalisch versierte Erzieherin. »Wir sind irgendwie geerdeter als vor der Pandemie, aber wir brauchen alle ein bisschen Glücksgefühl«, sagt ihre Kollegin Morein.

Duisburg

Mit Musik auf das Leben

Zum zweiten Mal richtete die Zentralwohlfahrtsstelle das »Festival der Chöre« aus. Mehr als 150 Sängerinnen und Sänger reisten aus zahlreichen jüdischen Gemeinden an

von Claudia Irle-Utsch  12.09.2024

Interview mit dem IKG-Sicherheitschef

»Wir leben in einer anderen Welt«

Gilad Ben-Yehuda über den Anschlag in München auf das israelische Generalkonsulat, die allgemeine Bedrohungslage und Folgen des 7. Oktober

von Leo Grudenberg  12.09.2024

Interview

»Ein Tag des Aufbruchs«

Der Gemeindevorsitzende Jo-Achim Hamburger über einen Festakt in Nürnberg und Markus Söders »Schutzversprechen«

von Helmut Kuhn  12.09.2024

Berlin

Moses-Mendelssohn-Preis für »Kanaan«-Gastronomen

Senator Joe Chialo würdigte die Gastronomen als großartiges Beispiel und Vorbild für Verständigung, Zusammenhalt und Resilienz

 11.09.2024

»Licht«

Alle sind eingeladen

Zehn Tage lang präsentieren die Jüdischen Kulturtage Konzerte, Lesungen, Filme und Workshops. Ein Streifzug durch das Programm

von Christine Schmitt  11.09.2024

Israel

100-Jähriger macht Tandemsprung

Der Journalist Walter Bingham sagte vor seinem Sprung: »I should be seeing a country from the river to the sea«

von Christine Schmitt  11.09.2024

Umfrage

So haben Münchner Juden den Anschlag in ihrer Stadt erlebt

Nach dem Anschlag auf das israelische Generalkonsulat sind Jüdinnen und Juden alarmiert

von Philipp Peyman Engel und Christine Schmitt  11.09.2024

Wahlen

Wehrhaft und entschieden

Nach dem Erfolg der AfD in Sachsen und Thüringen fordert IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, die Demokratie und jüdisches Leben noch stärker zu schützen

von Leo Grudenberg  10.09.2024

DFB

Julius-Hirsch-Preis geht nach Leipzig, Karlsruhe und Bonn

Der seit 2005 vergebene Preis erinnert an den in Auschwitz ermordeten deutsch-jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch

 10.09.2024