Bildungsabteilung

Hand in Hand

Diskutieren über »Soziale Arbeit mit Flüchtlingen«: Thomas Eppenstein, Sabena Donath, Doron Kiesel, Daniel Botmann, Aiman A. Mazyek und Aron Schuster (v.l.) Foto: Chris Hartung

Voneinander lernen und interkulturelle sowie kultursensible Konzepte entwickeln – so lautet das Ziel eines zweitägigen Seminars mit dem Titel »Soziale Arbeit mit Flüchtlingen« in Berlin, das die Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland in Kooperation mit muslimischen Vertretern auf die Beine gestellt hat.

»Das Thema ist ein spannendes und beschäftigt uns Juden schon sehr lange«, betont Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, und verweist auf die Erfolgsgeschichte der Integration der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.

Syrien Doch nun hat das Thema wieder an Aktualität gewonnen. Nicht zuletzt deshalb, weil seit 2015 über eine Million Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan nach Deutschland geflohen sind – allesamt Länder, in denen die Feindschaft gegenüber Israel und Juden zur Staatsdoktrin gehört. »Daraus ergeben sich zahlreiche Herausforderungen für das Verhältnis von Juden und Muslimen hierzulande.« Und die Chance für die muslimische Gemeinschaft, von den jüdischen Erfahrungen zu lernen und gemeinsam ein neues Kapitel in den Beziehungen aufzuschlagen.

»Denn wir als Minderheiten werden oftmals mit denselben Problemen und Gefahren konfrontiert,« sagte Botmann mit dem Verweis auf den Aufstieg rechtspopulistischer Parteien wie der AfD oder Forderungen nach einem Verbot von Bescheidung und Schächten.

Schlüsselrolle »Der Arbeit mit den Menschen vor Ort kommt in diesem Kontext eine Schlüsselrolle zu«, betont Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. »Schließlich stehen wir für die freiheitlich-demokratische Gesellschaftsordnung ein.« Genau deren Werte will man den Geflüchteten vermitteln und nahebringen.

»Dazu zählt selbstverständlich auch die Bekämpfung von antisemitischen Feindbildern und das Betonen von Religionsfreiheit.« Dass dies nicht immer einfach ist, das wissen alle Beteiligten nur allzu genau. »Deshalb ist es wichtig, dass wir miteinander ins Gespräch kommen«, erklärt auch Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung im Zentralrat. »Wie hier in diesem Seminar, das sich als ein offenes Forum versteht, wo wir als professionelle Sozialarbeiter und Engagierte unsere Erfahrungen austauschen können.«

Kontroversen sind dabei durchaus erwünscht. »Das Ganze versteht sich zugleich als Experiment, wie wir als Juden und Muslime Theorie und Praxis verknüpfen und dabei nachhaltige Strategien im Umgang mit Geflüchteten herausfiltern können.«

Lesen Sie mehr in unserer Printausgabe am Donnerstag.

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025

Hamburg

»An einem Ort getrennt vereint«

In der Hansestadt soll die Bornplatzsynagoge, die in der Pogromnacht von den Nazis verwüstet wurde, wiederaufgebaut werden. Ein Gespräch mit dem Stiftungsvorsitzenden Daniel Sheffer über Architektur, Bürokratie und Räume für traditionelles und liberales Judentum

von Edgar S. Hasse  13.09.2025

Meinung

»Als Jude bin ich lieber im Krieg in der Ukraine als im Frieden in Berlin«

Andreas Tölke verbringt viel Zeit in Kyjiw und Odessa – wo man den Davidstern offen tragen kann und jüdisches Leben zum Alltag gehört. Hier schreibt er, warum Deutschland ihm fremd geworden ist

von Andreas Tölke  13.09.2025

Porträt der Woche

Das Geheimnis

Susanne Hanshold war Werbetexterin, Flugbegleiterin und denkt über Alija nach

von Gerhard Haase-Hindenberg  13.09.2025

Jahrestag

»So betäubend wie damals«

Am Mahnmal in Fürstenfeldbruck wurde an die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 erinnert

von Luis Gruhler  13.09.2025

Feiertage

Tradition im Paket

Das Familienreferat des Zentralrats der Juden verschickt die neuen Mischpacha-Boxen mit allerhand Wissenswertem rund um Rosch Haschana und Sukkot

von Helmut Kuhn  12.09.2025

Interview

»Berlin ist zu meiner Realität geworden«

Die Filmemacherin Shoshana Simons über ihre Arbeit, das Schtetl und die Jüdische Kunstschule

von Pascal Beck  11.09.2025

München

Ein Fundament der Gemeinde

Die Restaurierung der Synagoge an der Reichenbachstraße ist abgeschlossen. In den Erinnerungen der Mitglieder hat das Haus einen besonderen Platz

von Luis Gruhler  11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigte sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025