Trauer

Good bye, William Wolff!

Rabbiner Andreas Nachama sprach bei der Gedenkfeier in Schwerin. Foto: Axel Seitz

William Wolff lächelt vom überlebensgroßen Plakat an der Hauswand herab, so wie ihn viele kannten. Es sieht aus, als würde er noch einmal auf die Menschen blicken, auf die Gemeindemitglieder, auf Freunde, auf Weggefährten.

Am Jüdischen Gemeindezentrum in Schwerin ist ein überdimensionales Foto des langjährigen Landesrabbiners von Mecklenburg-Vorpommern angebracht. Auf der Landesrabbiner-Holdheim-Straße und auf den Schlachtermarkt haben die Trauergäste bei einer Andacht am vergangenen Freitag Blumen niedergelegt.

Auf dem Schlachtermarkt in Schwerin nahmen die Bürger Schwerins Abschied von William Wolff.

Hier auf diesem Platz hatte William Wolff 1997 das erste Mal gestanden, als die Jüdische Gemeinde an die Novemberpogrome erinnerte. Da war Wolff noch der Gastrabbiner aus London. Viereinhalb Jahre später bezog er dann über dem alten Betraum der Gemeinde seine Wohnung, denn im April 2002 hatte er das Amt des Landesrabbiners von Mecklenburg-Vorpommern übernommen.

Pogromgedenken Mehr als zwei Jahrzehnte war dieser Platz mitten in der Altstadt von Schwerin auch sein Platz. Das letzte Mal kam William Wolff im vergangenen November aus Großbritannien hierher, wieder zum Gedenken an die Pogromnacht 1938.

Oberbürgermeister Rico Badenschier würdigte William Wolff als Brückenbauer zwischen den Religionen.

Rund 150 Gemeindemitglieder, Vertreter von Verbänden und Vereinen, Politiker und Freunde waren am Freitag gekommen, um Abschied von William Wolff zu nehmen. Die für Religionsgemeinschaften zuständige Justizministerin Katy Hoffmeister nannte Wolff einen feinsinnigen und volksnahen Menschen. Die CDU-Politikerin erinnerte an einen Satz von William Wolff, mit dem er seinen Begriff von Zuhause beschrieben hatte als den Ort, wo die Bücher sind. Sie sagte: »William Wolff, Ihr Zuhause ist heute in unseren Herzen.«

Ehrenbürger Oberbürgermeister Rico Badenschier würdigte Schwerins Ehrenbürger als Brückenbauer zwischen den Religionen. Der SPD-Politiker griff Worte Wolffs auf, die er zur Eröffnung der neuen Schweriner Synagoge an diesem Platz 2008 gesagt hatte, wonach jeder Mensch es in der Hand habe, »das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gesellschaft zu stärken«. Das sei Vermächtnis und Mahnung zugleich, sagte der Oberbürgermeister.

Valeriy Bunimov, der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, hob hervor, dass William Wolff »maßgeblich zum Wachsen und zur Stabilisierung der beiden Mitgliedsgemeinden Schwerin und Rostock beigetragen« habe. »Er war ein Leuchtturm des interreligiösen und interkulturellen Dialogs in unserem Bundesland sowie weit darüber hinaus.«

ARK-Gründungsmitglied Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz, Andreas Nachama, erinnerte daran, dass William Wolff zu den Gründungsmitgliedern dieser Vereinigung gehörte und eine »wichtige liberale rabbinische Stimme« in Deutschland war.

»Er war auch ein Zeuge des 20. Jahrhunderts, und er hat sich bemüht, Ausgleich zwischen allen Menschen herzustellen. Und er hat sich nicht als Opfer einer abstrakten Geschichte gesehen, sondern gesagt, wir Juden haben die Aufgabe, das Licht, das von der Tora ausgeht, weiterzutragen«, betonte Nachama, der eigens aus Berlin angereist war. »Von William Wolff wird bleiben, dass man auch schwierige Dinge mit Humor sagen kann und gleichzeitig die Dinge erleuchten kann. Wirklich, von ihm ging Licht aus.«

Im Rostocker Rathaus, auch diese Hansestadt hatte William Wolff zu ihrem Ehrenbürger ernannt, sowie im Schweriner liegen noch bis Mitte Juli Kondolenzbücher aus.

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025

Interview

»Wir erleben einen doppelten Ausschluss«

Sie gelten nach dem Religionsgesetz nicht als jüdisch und erfahren dennoch Antisemitismus. Wie gehen Vaterjuden in Deutschland damit um? Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Konversion und »jüdische Gene«

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  29.06.2025

Solidarität

»Sie haben uns ihr Heim und ihre Herzen geöffnet«

Noch immer gibt es keinen regulären Flugbetrieb nach Israel. Wir haben mit Israelis gesprochen, die in Deutschland gestrandet sind. Wie helfen ihnen die jüdischen Gemeinden vor Ort?

von Helmut Kuhn  26.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025

Frankfurt

Lust auf jüdisches Wissen

Die traditionsreiche Jeschurun-Religionsschule ist bereit für die Zukunft

von Eugen El  23.06.2025

Interview

»Jeder hilft jedem«

Eliya Kraus über schnelle Hilfe von »Zusammen Frankfurt« und mentale Unterstützung

von Katrin Richter  23.06.2025

Leipzig

Tausende Gäste bei Jüdischer Woche

Veranstalter waren die Stadt Leipzig in Kooperation mit dem Ariowitsch-Haus

 23.06.2025