Hitzewelle

»Gesundheit hat immer Priorität«

Gluthitze in Deutschland Foto: dpa

Rabbiner Balla, Rabbiner Ronis, im Laufe der Woche soll es mehr als 40 Grad heiß werden. Was tragen Sie bei der Hitze in der Synagoge?

Balla: Seit meinem 21. Lebensjahr ziehe ich mich nach der Drei-Schichten-Methode an. Erst ein Unterhemd, darüber die Zizit und schließlich ein Oberhemd. Damit fühle ich mich sowohl im Winter als auch im Sommer sehr wohl. Auf diese Weise ist mein Körper wunderbar vor Hitze und Kälte gleichzeitig geschützt. Dass Bekleidung auch wie eine Isolation funktionieren kann, sieht man mancherorts bei Hirten. Die tragen auch im Hochsommer dicke und lange Mäntel.

Ronis: Im Hochsommer kann die Bima schon mal eine Jackett-freie Zone sein. Das ist aber nicht in jeder Synagoge möglich. In der Pestalozzistraße beispielsweise wird ganzjährig Talar getragen. Wenn ich dagegen in der Rykestraße den Gottesdienst leite, ist auch schon mal ein kurzärmeliges Hemd möglich.

Gibt es am Schabbat Eis für die Kinder in der Synagoge, Getränke für die Beter?

Balla: Bis jetzt noch nicht. Aber vielleicht ist das eine gute Idee. Kaltes Wasser steht immer bereit.

Ronis: Eis gab es bis dato immer nur zu Schawuot. Kaltes Wasser, gekühlte Säfte oder auch heiße Getränke sind in der Rykestraße fast immer zu finden.

Verändern Sie die Gebetszeiten – früher kommen, früher gehen?

Balla: Nein, alles ist unverändert. Wir haben in Leipzig das große Glück, dass unsere Synagoge über eine fantastische Lüftungsanlage verfügt, wodurch das ganze Jahr über die Temperaturen in den Räumlichkeiten sehr angenehm sind. Da brauchen wir keine Klimaanlage.

Ronis: Die Gebetszeiten haben sich durch die hohen Temperaturen nicht verändert. In der Rykestraße ist das am Morgen kein Problem, weil die Luftzirkulation ganz gut funktioniert und wir Deckenfenster haben, die sich öffnen lassen. Anders dagegen am Abend. Dann kann es schon mal recht ungemütlich werden.

Apropos Klimaanlage: Ist ihr Gebrauch oder der von Ventilatoren am Schabbat in Ordnung?

Balla: Klimaanlagen und Ventilatoren lassen sich heute ganz einfach durch Zeitschaltuhren vor Beginn des Schabbats so programmieren, dass es keinerlei Probleme gibt.

Ronis: In der Synagoge im Seniorenzentrum in der Dernburgstraße haben wir einen Ventilator, der im Sommer immer aktiviert wird. In orthodoxeren Gemeinden lässt sich das Problem mühelos durch Zeitschaltuhren lösen.

Der vergangene Schabbat war der längste im ganzen Jahr – und vermutlich auch einer der heißesten. Was raten Sie da Ihren Gemeindemitgliedern?

Balla: Unsere Tora stellt den Erhalt und den Schutz des Lebens ganz klar in den Vordergrund. Das hat oberste Priorität. Wenn die aktuelle Hitzewelle beispielsweise eine Gefahr für die Gesundheit von älteren Menschen ist, dann rate ich ihnen auch schon mal, dass sie vielleicht besser zu Hause bleiben und sich nicht der Sonne aussetzen sollten, um in die Synagoge zu gehen.

Ronis: Natürlich sollten alle mit Kreislaufproblemen bei einem solchen Wetter auch am Schabbat das Haus nicht verlassen. Zugleich bringt uns die aktuelle Hitze noch einmal ins Bewusstsein, welche zentrale Rolle das Wasser für die Kinder Israels damals in der Wüste hatte und wie wichtig Wasser für unsere Gemeinschaft immer schon war.

Das Gespräch mit den beiden Rabbinern führte Ralf Balke.

Gemeinden

Musik, Theater, Lesungen

Für jeden etwas dabei: Der Zentralrat der Juden stellt sein Kulturprogramm vor

von Christine Schmitt  13.02.2025

Tu Bischwat

Von der Krone bis zur Wurzel

Das Neujahrsfest der Bäume ist eine Umarmung der Natur. Was verbinden Jüdinnen und Juden mit diesem Tag? Eine Umfrage

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Heike Linde-Lembke, Katrin Richter  13.02.2025

Berlin

Gedenkort für früheres jüdisches Altenheim gefordert

Die Einrichtung stand dort, wo sich heute das Haus der Statistik befindet

 11.02.2025

Aufruf

Bündnis »Zusammen für Demokratie« startet bundesweite Aktion

Ein breites Bündnis setzt auf Banner mit klaren Botschaften - auch der Zentralrat der Juden in Deutschland macht mit

 11.02.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Hetty Berg, Armin Nassehi und Philipp Peyman Engel

 11.02.2025

Pädagogik

»Synergien schaffen«

Shila Erlbaum über die nächste Fachtagung der Religionslehrer, didaktische Fragen und Feedback

von Katrin Richter  10.02.2025

Düsseldorf

Verlegerin der ersten Stunde

Gemeinsam mit ihrem Mann gab Lilli Marx das »Jüdische Gemeindeblatt für die Britische Zone« heraus. Nun zeigt eine Ausstellung die Lebensgeschichte der Publizistin

von Jan Popp-Sewing  09.02.2025

Porträt der Woche

Die Rohstoff-Rebellin

Viktoria Kanar hat eine Firma gegründet, um Textilabfall zu recyceln

von Gerhard Haase-Hindenberg  09.02.2025

Ortstermin

Warum ein syrischer Kurde in Freiburg ein israelisches Restaurant eröffnet hat - trotz allem

Eine Geschichte von Mut und Haltung

von Anja Bochtler  09.02.2025