Gelber Stern

»Geschmack- und geschichtslos«

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und stellvertretender CSU-Fraktionsvorsitzender Karl Freller Foto: Marina Maisel

Auf dem Foto ist ein Corona-Demonstrant zu sehen, der einen gelben »Judenstern« mit der Aufschrift »Ich bin ein Impfgegner« trägt. Neben ihm freut sich Katrin Ebner-Steiner. Die Vorsitzende der AfD im Landtag hat es selbst aufgenommen, veröffentlicht wurde es von einer Freundin auf Instagram.

Die »Welt«, die es aus dem Internet fischte und sie darauf ansprach, zitiert sie mit der Aussage, dass die Aufnahme im Rahmen eines »Protests mündiger Bürger gegen die Corona-Maßnahmen der Staatsregierung« entstanden sei. Was dabei als Kleidung getragen werde, habe sie im Einzelnen auch nicht zu bewerten. Um Irritationen zu vermeiden, sei das Foto schnell gelöscht worden.

verharmlosung Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sprach von einer »entlarvenden Aufnahme«. Sie mache deutlich, dass die AfD zwar demokratisch gewählt sei, aber mit dem demokratischen Konsens nichts am Hut habe: »Wo mit der Verharmlosung des Holocaust Likes gesammelt werden, ist die Grenze überschritten.«

Diese Grenzüberschreitung erkennen auch Politiker des Bayerischen Landtags. Karl Freller, stellvertretender CSU-Fraktionsvorsitzender und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, die die ehemaligen Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg betreut, hält es für skandalös, Impfgegnerschaft mit dem sogenannten Judenstern zu symbolisieren.

Das relativiere das Grauen des Holocaust. Das Verhalten der AfD-Politikerin, sich für ein Foto daneben zu platzieren, hält Freller für geschmack- und geschichtslos. »Es tut weh«, sagte er, »wenn man an das unsägliche Leid von Millionen jüdischer Opfer denkt, die von den Nazis gezwungen wurden, den Stern zu tragen.«

VERDREHUNG Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Katharina Schulze, sprach sich dafür aus, das Tragen des gelben Sterns grundsätzlich zu verbieten. Die Politikerin sprach von einer Verharmlosung der Schoa und erklärte: »Diese Verdrehung der Vergangenheit ist widerlich.«

Die Stadt München ist der Forderung nach einem Verbot des »Judensterns« auf Demonstrationen bereits nachgekommen. Seit Ende Mai darf das stigmatisierende und demütigende Symbol, das alle Juden im NS-Staat ab 1941 tragen mussten und das eine Vorbereitung für die systematische Deportation und Vernichtung darstellte, nicht mehr verwendet werden.

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