Berlin

Gedenken in Mitte

Am Freitagnachmittag kamen etwa 150 Interessierte zu einer Gedenkveranstaltung am Mahnmal am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin-Mitte, um sowohl der in der Schoa ermordeten als auch der geretteten jüdischen Kinder zu gedenken.

Die Skulptur trägt den Titel »Züge des Lebens – Züge in den Tod«. Die größere Figurengruppe steht für die zwei Millionen Kinder, die während der Schoa in Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden, die kleinere zeigt die Kinder, die in den Monaten nach dem Novemberpogrom 1938 durch die Kindertransporte nach England gerettet wurden.

rettungsaktion Seit vielen Jahren lädt die Organisation »Kindertransport« zu einer Gedenkveranstaltung im September ein, um an die Rettungsaktion vor 79 Jahren zu erinnern. Auch diesmal waren Zeitzeugen, Diplomaten und Auszubildende der Landepolizeischule sowie die Vizepräsidentin der Berliner Polizei, Margarete Koppers, dabei.

»Es waren etwa 12.500 Kinder, die nach dem 30. November 1938 in die Freiheit fuhren und so überleben konnten«, sagt Lisa Sophie Bechner, Vorsitzende der Kindertransport Organisation Deutschland. »Diese Kinder fuhren in ein Land, dessen Sprache und Kultur sie nicht kannten.«

Die meisten sahen ihren Eltern nie wieder. Das Centrum Judaicum hatte ihnen bereits 2004 eine Ausstellung mit dem Titel Aus Kindern wurden Briefe gewidmet. Denn das war damals die einzige Kommunikationsmöglichkeit.

sonderzüge An diesem regnerischen Freitag stand der englische »Schindler«, Nicholas Winton, im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung. 50 Jahre lang verschwieg er, dass er fast 700 jüdische Kinder aus dem besetzten Prag gerettet hatte. Er war damals 29 Jahre alt, als er im Spätherbst 1938 in der Stadt war – wenige Tage nach dem Einmarsch von Hitlers Wehrmacht ins Sudetenland. Kurzerhand organisierte er Sonderzüge nach England und brachte jüdische Kinder in Gastfamilien unter. Nicholas Winton starb im Juli 2015 im Alter von 105 Jahren.

Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, forderte, Judenhass durch gezielte Prävention entgegenzuwirken. »Diese präventiven Maßnahmen müssen jedoch flankiert und ergänzt werden. Lehrkräfte müssen erkennen, wenn antisemitische Vorfälle geschehen und diese nicht als pubertierendes Gehabe abtun. Sie müssen einschreiten, sie müssen die Angegriffenen schützen.«

Mit der Aufstellung des Mahnmals 2008 übernahm die Landespolizeischule Berlin die Schirmherrschaft über die Skulptur. Seitdem stehe sie unter deren besonderem Schutz.

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025