Berlin

Ganz leise helfen

Die steile Treppe hinunter ins Restaurant scheint trotz der hochhackigen Schuhe kein Problem zu sein. Die Damen der WIZO (Women’s International Zionist Organisation) steigen trittsicher der nahenden Kunstauktion entgegen. Das Lokal in Berlin-Mitte gehört Schauspieler Ben Becker. Es ist die passende Location für die »WIZO Art Lounge« zugunsten des Beith-Heuss-Familientherapiezentrum in Herzliya.

Beim Eingang werden fleißig Küsschen und Neuigkeiten ausgetauscht, man kennt sich. Die Berliner WIZO-Vorsitzende Michal Gelermann betritt die Bühne und unterbricht das allgemeine Networking per Mikrofon: »In diesem Raum gibt es keine Freunde mehr«, sagt die Organisatorin. So erklärt sie den Anwesenden die Spielregeln der Auktion. Ihre Stimme klingt ernst, sie will mit dieser Regel Absprachen unter den Bietern verhindern. Schließlich geht es um einen guten Zweck und da wird nicht geschummelt.

In einem separaten Raum sind 21 Objekte ausgestellt, mehrheitlich Bilder, aber auch einige Skulpturen. Die Werke wurden meist von den Künstlern selbst gespendet.

Gebot Punkt acht Uhr beginnt die stille Auktion, aber nicht mit einem Hammerschlag, sondern ganz leise und diskret. Neben den Exponaten liegt eine Liste, wer bieten will, kann sich dort eintragen. »Wenn ich meinen Namen schreiben muss, ist es aber nicht mehr anonym«, meint ein Bieter.

Er zögert, schaut sich um, und schreibt seinen Namen anschließend so unleserlich, dass ihn sowieso niemand erkennen könnte. Auf der Liste, gleich neben dem Schriftzug des Bieters, ist eine Zahl, das Mindestgebot, in diesem Fall 900 Euro. Ab und zu zückt jemand das Telefon, fragt zu Hause nach, ob noch Platz sei an der Wand im Entree.

Damit richtig Stimmung aufkommt, organisierte Gelermann noch eine zweite Auktion. Meissner Porzellan für das höchste Gebot. Das Set ist ein echtes Unikat. 2.300 Euro werden für das Familientherapiezentrum verbucht.

Die Kunstauktion dauert noch knappe fünf Minuten. Jazzmusiker Brandon Stone spielt ein letztes Stück, Michal Gelermann erscheint mit den Bieterlisten. Sie stellt die Werke vor, sagt wer am meisten geboten hat und applaudiert. Insgesamt kommen 20.000 Euro an diesem Abend zusammen. Am Ende sind eine Handvoll Exponate übrig. »Das kann ich nicht durchgehen lassen«, beschwört sie das Publikum. Ein Mann erbarmt sich der Kunst und kauft ein Bild für 1.000 Euro. »Für meine Frau«, sagt er. »Für einen guten Zweck«, erwidert Gelermann und lächelt dem Gönner zu.

Berlin

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