Preisverleihung

Für Verständigung und Toleranz

Igor Levit mit Museumsdirektorin Hetty Berg Foto: Svea Pietschmann

Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright und der Pianist Igor Levit sind mit dem Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin geehrt worden. Die Auszeichnungen wurden am vergangenen Samstagabend in Berlin von Museumsdirektorin Hetty Berg verliehen. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Festveranstaltung ohne Publikum statt und wurde live aus dem Glashof im Internet übertragen.

Seit 2002 ehrt das Museum mit dem Preis Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft, die sich auf herausragende Weise um die Förderung der Menschenwürde, der Völkerverständigung, der Integration von Minderheiten und des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen verdient gemacht haben.

Zu den Preisträgern gehören unter anderem der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily, die Verlegerin Friede Springer, der frühere Bundespräsident Johannes Rau, der Sammler und Mäzen Heinz Berggruen, der ungarische Literaturnobelpreisträger Imre Kertész und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

MUSIKER Igor Levit ist mit seinen 33 Jahren nun der Jüngste unter den Ausgezeichneten. Der Pianist kam 1995 mit seiner jüdischen Familie aus Russland nach Hannover und begann als 13-Jähriger ein Studium am Institut zur Frühförderung musikalisch Hochbegabter der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Seit 2000 konzertiert er in Europa, den USA und Israel. Zudem ist er seit vergangenem Jahr Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Einerseits zählt Igor Levit heute zu den wichtigsten klassischen Musikern der Gegenwart; andererseits findet sein politisches und gesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus große Beachtung in der Öffentlichkeit. Zuletzt ist er für seine Hauskonzerte, die er während des ersten Corona-Lockdowns gab und denen per Livestream Hunderte Zuhörer folgten, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.

»Igor Levit schaut hin. Auch und gerade dorthin, wo andere Menschen diskriminiert und unterdrückt werden.«

Laudatorin Dunja Hayali

»An Igor Levit kommt man einfach nicht vorbei«, sagte die Journalistin Dunja Hayali in ihrer Laudatio, die per Videobotschaft übertragen wurde. Anstatt sich zurückzulehnen und seinen künstlerisch-musikalischen Erfolg zu genießen, mache er sich für die demokratische Gesellschaft stark. »Igor Levit schaut hin. Auch und gerade dorthin, wo andere Menschen diskriminiert und unterdrückt werden, Rassismus, Antisemitismus oder Antifeminismus ausgesetzt sind«, sagte die Laudatorin.

POLITIKERIN Mit Madeleine Albright ehrte das Jüdische Museum an diesem Abend eine Frau, die »als Politikerin, Professorin und Autorin auch aktuell eine unverzichtbare Stimme« sei. »Ob es um die Einwanderungspolitik der USA geht, die unbeständigen Fortschritte des Feminismus oder um die zunehmende Spaltung der Gesellschaft – Albright findet klare Worte und stellt sich der Auseinandersetzung«, heißt es in der Begründung der Jury für die Vergabe des Preises.

Die Laudatio hielt Joschka Fischer. Sowohl der ehemalige Bundesaußenminister als auch die Preisträgerin wurden an dem Abend per Live-Video ins Museum geschaltet. Die einstigen Amtskollegen lernten sich während des Kosovokrieges kennen. Damals habe Albright – allen innenpolitischen Widerständen zum Trotz – den Einsatz der US-Streitkräfte und ihrer Verbündeten in der NATO durchgesetzt, sagte Joschka Fischer. »Dafür wurde sie in der US-Innenpolitik heftig angegriffen; es wurde gesagt, dies wäre Albrights Krieg«, sagte der frühere Grünen-Politiker.
Als schließlich Frieden einkehrte, habe er sich bei ihr bedankt. »Ich sagte ihr: ›Wenn das Ihr Krieg war, dann ist das jetzt auch Albrights Frieden.‹«

»Albright ist eine Realistin, ohne ihre Überzeugungen zu verraten.«

Laudator Joschka Fischer

Seit ihrer Zusammenarbeit habe sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. »Ich hätte nie gedacht, dass das zwischen Außenministern passieren kann«, sagte der Laudator. Albright sei eine Realistin, ohne ihre Überzeugungen zu verraten: »Realismus und Wertebindung gehen eben doch zusammen in der Außenpolitik, wie uns das Beispiel unserer heutigen Preisträgerin auf beeindruckende Weise zeigt.«

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