Kultur

Fünf Minuten mit …

»Über 120 Veranstaltungen an 70 Orten«: Susanne Kucharski-Huniat, Leiterin des Kulturamts der Stadt Leipzig Foto: Thyra Veyder-Malberg

Kultur

Fünf Minuten mit …

Susanne Kucharski-Huniat über die Jüdische Woche in Leipzig

von Thyra Veyder-Malberg  22.06.2015 17:13 Uhr

Frau Kucharski-Huniat, am 28 Juni beginnt in Leipzig die Jüdische Woche. Was ist diesmal das Besondere?
Wir haben ein Jubiläum: 1995, also vor 20 Jahren, wurde die Jüdische Woche ins Leben gerufen. Außerdem ist sie angereichert durch zwei weitere Jubiläen: 50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen und 1000 Jahre Ersterwähnung Leipzigs. Das hat das Programmspektrum erweitert, wir haben über 120 Veranstaltungen an 70 Orten.

Was war die größte Herausforderung?
Unsere vielen Akteure zusammenzubringen. Aber diese Herausforderung gibt es immer.

Sie haben die Jüdische Woche mitinitiiert. Wie hat das damals angefangen?
Ich bin 1994 ins Kulturamt gekommen. Während der DDR-Zeit hatte ich einige Jahre in der jüdischen Gemeinde in Leipzig gearbeitet. Daher wusste ich um den Reichtum des jüdischen Lebens in der Stadt in der Vergangenheit. Das war zum Ende der DDR überhaupt nicht sichtbar. Die jüdische Gemeinde bestand aus wenigen Mitgliedern, und es gab damals noch überhaupt keine Hoffnung auf Zuwachs. Da war es wichtig, diese Fehlstelle zu schließen und auf das jüdische Leben aufmerksam zu machen. Und so ist die Idee für die Jüdische Woche entstanden. Sie ist im Prinzip ein Gemeinschaftswerk mit Kerstin Plowinski von der Carlebach-Stiftung. Es brauchte nicht viel Überzeugungsarbeit bei der Stadt Leipzig, sich für die Idee mit zu begeistern.

Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt?
Enorm. Ich glaube, wir sind die einzige Jüdische Kulturwoche in Deutschland, die mit so vielen Partnern arbeitet. Hier bilden die Stadt Leipzig, die Israelitische Religionsgemeinde und die Carlebach-Stiftung das organisatorische Dach, aber die Jüdische Woche lebt von unseren Veranstaltern, die eigenständig ihre Programmideen entwickeln. Wir haben deshalb die Jüdische Woche auch nie unter ein bestimmtes Thema gestellt, sondern lassen die Vielfalt zu. Wir haben so viele Akteure in der Stadt, von Jugendkulturzentren bis zu den Eigenbetrieben der Stadt Leipzig, wie der Oper, die sich dem Thema zuwenden. Und so hat sich das Programm immer weiter ausgedehnt: Kinoveranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen, Zeitzeugenbegegnungen.

Worauf freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich immer auf die Eröffnungsveranstaltung. Es ist sehr beeindruckend, mit den ehemaligen Leipzigern und dem Synagogalchor an der Gedenkstätte in der Gottschedstraße zu stehen. Aber ich freue mich auch auf die vielen anderen Veranstaltungen. Ich möchte mir einen der beiden Filme am 2. Juli ansehen. Es gibt einen Film über den Fotografen Rudi Weissenstein – sein Enkel wird anwesend sein. Und es gibt auch einen Film über die »Villa Tugendhat«, dazu zeigen wir auch eine Ausstellung im Grassi-Museum für angewandte Kunst, und die Enkelin von Tugendhat kommt. Da bin ich noch etwas hin- und hergerissen.

Sie haben vorhin die Zeitzeugengespräche erwähnt. Erzählen Sie doch von dem Einladungsprogramm der Stadt Leipzig.
Die Stadt Leipzig hat Anfang der 90er-Jahre damit begonnen, ehemalige Leipziger Juden ausfindig zu machen und einzuladen. Wir wussten, dass viele Sehnsucht nach ihrer Geburtsstadt haben. Es ist aber auch immer wieder eine schwierige Begegnung, oft auch die erste. Weil viele wegen ihres hohen Alters nicht mehr alleine reisen können, wurde das Programm ausgeweitet, sie können jetzt eine Begleitung mitbringen. Das sind dann in der Regel Sohn oder Tochter, aber jetzt auch verstärkt Enkelkinder. Und da gibt es einen wunderbaren Brückenschlag zur jungen Generation.

Mit der Leiterin des Kulturamts der Stadt Leipzig und Mitorganisatorin der Jüdischen Woche sprach Thyra Veyder-Malberg.

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Kommentar

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025