Interview

Fünf Minuten mit …

Mehr statt weniger Gedenken fordert Rabbiner Salomon Almekias-Siegl Foto: dpa

Interview

Fünf Minuten mit …

Rabbiner Salomon Almekias-Siegl über rechte Vereinnahmung

von Heide Sobotka  14.11.2011 18:06 Uhr

Herr Rabbiner Almekias-Siegl, Sie haben mit Ihrer Aussage im Interview mit der Lausitzer Rundschau, das ganze Erinnern an die Pogromnacht sei umsonst, von der NPD Beifall bekommen. Überrascht Sie das?
Nein, überhaupt nicht. Ich war falsch verstanden worden. So war dann auch meine Antwort ganz anders gemeint. Dazu muss ich sagen, dass ich gerade aus Israel zurückkam und völlig übermüdet war, als mich die Zeitung anrief. Ich meinte mit meiner Aussage, dass, wenn es diese Nacht vom 9./10. November 1938 gar nicht gegeben hätte, dann müssten wir heute nicht um unsere sechs Millionen ermordeten Juden weinen.

Die jüdische Gemeinschaft hat empört auf Ihre Aussage reagiert. Wie gehen Sie mit dem Beifall von der falschen Seite um?
Ich bin nach diesem Interview vorsichtiger geworden und werde sicherlich nie wieder am Telefon solche Gespräche führen. Ich habe das Missverständnis inzwischen auch richtiggestellt. Aber einige haben es schon so verstanden, wie ich es gemeint habe: besser, dieser Tag wäre nie geschehen. Und wer mich kennt, der weiß doch, dass ich immer wieder vor der NPD warne. Ich betone auch fortwährend, dass es schlimm ist, dass sie nach wie vor im sächsischen Landtag sitzt. Meine Antwort meint genau das Gegenteil: Nicht abschaffen, sondern wir müssen immer wieder gedenken. Der 9. November als einzelner Tag reicht da bei Weitem nicht aus.

Was sollte man denn zusätzlich noch unternehmen?
Ich habe unter dem Eindruck eines gemeinsamen Besuchs 2006 mit Vertretern des sächsischen Landtags im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz den damaligen Kultusminister Steffen Flath angesprochen und ein Pflichtfach Holocaust gefordert. Dieser Teil unserer Geschichte muss unterrichtet und wachgehalten werden. Es wird jetzt schon viel getan in Projekten und Ausstellungen, nur, es muss noch viel mehr erinnert werden und nicht nur an einem Tag im Jahr.

Eine Form des Erinnerns sind die sogenannten Stolpersteine. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Die Sache an sich ist gut. Menschen beschäftigen sich mit den Ermordeten, werden aktiv. Nur die Tatsache, dass man Stolpersteine mit den Füßen tritt, ist mir unbehaglich. Ich würde lieber Tafeln an Hauswänden oder Plakate an Bäumen sehen, nicht aber auf dem Boden. Wir müssen in den Köpfen vor allem junger Menschen verankern, welcher Frevel begangen worden ist und welches Kulturgut Deutschland durch die Ermordung der Juden verloren hat.

Mit dem Landesrabbiner von Sachsen sprach Heide Sobotka.

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 26.11.2025 Aktualisiert