Interview

Fünf Minuten mit ...

Herr Waldmann, die jüdische Gemeinschaft in Rheinland-Pfalz soll mehr Geld vom Land erhalten, freuen Sie sich?
Die Regierung hat sich in den letzten Jahren sehr um uns bemüht. Ich bin froh, das feststellen zu können. Das Land hat die Synagoge in Mainz mitfinanziert und jetzt die in Speyer und sieht vor, die Unterstützung durch den Staatsvertrag auf 550.000 Euro zu verdoppeln. Und das, obwohl es in anderen Bereichen, wie etwa der Kultur, nur kürzt. Wir müssen da sehr dankbar sein. Das macht für uns die Aufgabe nicht leichter, zu argumentieren, mehr Geld zu bekommen.

Was geben Sie als gewichtige förderwürdige Argumente an?
Wir sind in einem Flächenland. Das heißt, wir haben zwar relativ wenige Mitglieder, nämlich etwas über 3.000 in fünf Hauptgemeinden. Aber viele dieser Gemeinden sind Verbände, wie etwa der der Rheinpfalz, der eigentlich aus drei Gemeinden in Speyer, Ludwigshafen und Kaiserslautern besteht. Für alle müssen wir Gottesdienste und ein Mindestmaß an jüdischem Leben sichern. Wir befinden uns in einer soziologischen Krisensituation.

Trotzdem muss die Aufstockung doch ein bisschen Luft verschaffen?
Sie verschafft uns natürlich ein bisschen Luft, wenn man etwa das Beispiel Mainz nimmt. Mainz hat jetzt mit der neuen Synagoge zusätzliche Aufgaben. Um das Gebäude »bespielen« zu können, haben wir jetzt etwas mehr Geld. Dass natürlich die Mittel nie ausreichen, ist auch klar.

Wird es einen Rabbiner für Mainz geben?
Wir dürfen den Rahmen nicht überspannen und müssen mit dem Geld auskommen. Wir dürfen kleinen Gemeinden, die sowieso wenig Geld haben, nicht noch Anteile kürzen, um einer anderen Gemeinde einen Rabbiner zu finanzieren.

Die Landesmittel sollen ja Gemeinden zugutekommen, die den Körperschaftsstatus besitzen. Wie sieht es dann mit der Korovai-Gemeinde in Speyer aus?
Wir versuchen, mit dem Staatsvertrag juristisch zu klären, dass wir für die Neugründungen nicht mehr verantwortlich sind. Ich halte sie auch für absolut problematisch – nicht aus einem inhaltlichen, sondern aus einem soziologischen Grund. Wir haben zu wenige Mitglieder für zu viele jüdische Gemeinden. Die zweite Gemeinde in Speyer ist nur ein Beispiel, man könnte aber auch andere nennen. Die Tendenz zur Zersplitterung ruiniert uns. Ich möchte hier die Jugendarbeit nennen. Sie können Jugendarbeit bei Gemeinden mit 200 Mitgliedern und bei dem Altersdurchschnitt, den wir haben, kaum erfolgreich gestalten.

Die Delegiertenversammlung soll über die Mittelvergabe entscheiden. Wie soll das aussehen?
Unsere Gemeinden haben unterschiedliche Probleme. Die werden schon jetzt in der Delegiertenversammlung ganz offen besprochen. Die einzelnen Gemeinden diskutieren mit mir zusammen den Haushalt. Der Rest nach Abzug der Mittel für den Landesverband wird dann auf die Gemeinden verteilt.

Und wo werden die Mittel eingesetzt?
Wir versuchen, mit dem Geld über das normale Maß hinaus in Rheinland-Pfalz der Verpflichtung nachzukommen, das Judentum, das gerade hier im Land eine große Tradition hat, würdig zu vertreten.

Mit dem Vorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz sprach Heide Sobotka.

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025

München

Gelebte Verbundenheit

Jugendliche engagieren sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in den Einrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde

von Esther Martel  09.11.2025

Sport

»Die Welt spielt gerade verrückt«

Alon Meyer über seine Wiederwahl zum Makkabi-Präsidenten in ganz besonderen Zeiten, den enormen Mitgliederzuwachs und die Zukunft des jüdischen Sportvereins

von Helmut Kuhn  09.11.2025

Erlangen

Bald ein eigenes Zuhause

Nach jahrzehntelanger Suche erhält die Jüdische Kultusgemeinde ein Grundstück für den Bau einer Synagoge

von Christine Schmitt  09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025

Hanau

Greifbare Geschichte

Ein neues 3D-Denkmal zeigt die alte Judengasse der hessischen Stadt

von Eugen El  09.11.2025

Potsdam

Mehr Geld für jüdische Gemeinden in Brandenburg

Brandenburg erhöht seine Förderung für jüdische Gemeinden auf 1,2 Millionen Euro

 09.11.2025