Stuttgart

Frieden braucht Bildung

Spende: Barbara Traub (M.) und Gil Yaron (r.) überreichen den Scheck an Martin Widerker. Foto: Edgar Layer

Saal und Tische schön geschmückt, Buffet fein bestückt, Musik mitreißend, Ansprachen emotional ergreifend und zum guten Schluss 15.000 Euro an den Keren Hayesod gespendet: So lautet die Bilanz der Magbit-Eröffnung am vorvergangenen Wochenende in Stuttgart. Das Projekt »Zukunft der Jugend« hat in der baden-württembergischen Landeshauptstadt einen verlässlichen Partner. »Ich komme jedes Jahr zur Veranstaltung von Keren Hayesod, weil ich meinen Beitrag für Israel leisten will«, sagt zum Beispiel Lili Gutman.

Der 92-Jährigen liegt die Verpflichtung Israels, junge Menschen in benachteiligten Regionen zu unterstützen, besonders am Herzen. Denn nur charakterlich gefestigte, geistig gebildete, dem Frieden in Nahost verbundene junge Leute können ohne Feindbild miteinander leben, so auch die Überzeugung von Lili Gutman.

Förderung »Das Keren-Hayesod-Programm hat zum Ziel, israelische und arabische Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren in ihrer Entwicklung zu fördern«, klärte Martin Widerker die mehr als 130 Teilnehmer im Saal der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) auf.

Eine positive Zukunftsaussicht der Jugend unterstütze ihre persönliche Stärken und Talente, fördere das Selbstbewusstsein und helfe, die soziale Kluft zu überwinden, so der Vorsitzende des Keren Hayesod Stuttgart. Das Programm sei im Jahr 2005 initiiert worden und inzwischen ein Projekt, das in 32 Orten in ganz Israel 10.000 Kindern und Jugendlichen zugutekommt.

An der Magbit-Eröffnung nahmen unter anderem teil: Landesrabbiner Natanel Wurmser, die Rabbiner Schneor Trebnik und Jehuda Pushkin, Karl-Hermann Blickle, Träger der Otto-Hirsch-Medaille der Stadt Stuttgart, Yankele Snir, früherer Europa-Direktor des Keren Hayesod, Udi Lehavi, Aktivist des Keren Hayesod Deutschland, Joseph Rothschild, Dozent für Judaistik an der Universität Tübingen, und weitere Repräsentanten des jüdischen und christlichen Lebens.

Einschätzungen Als Ehrengast war Gil Yaron eingeladen.
Der Nahost-Korrespondent überzeugte mit seiner klaren Analyse der politischen Verhältnisse in Israel und seinen Nachbarländern. Yaron stimmte mit Widerker, der in seiner Ansprache ebenfalls vor der aktuellen beinahe bürgerkriegsähnliche Situation in Syrien gewarnt hatte, in seiner generellen Einschätzung überein.

Sie erinnerten an den Bericht der Internationalen Atombehörde, bestätigten die atomare Bedrohung Israels durch den Iran und führten auch die Risiken des sogenannten arabischen Frühlings vor Augen. »Der Judenhass von Mahmud Ahmadinedschad erinnert sehr an Hitler. Er ist nicht zu vergleichen mit der ständigen Bedrohung Israels durch die Hisbollah im Norden oder die Hamas im Süden«, sagte Widerker.

Musik Im Angesicht der Gefahr das Leben feiern: So erlebten die Gäste in der IRGW den musikalischen Auftritt von Liron Lev und Esther Radeh. Die Gewinner der zweiten Staffel von Kochav Nolad (dem israelischen Pendant zu »Deutschland sucht den Superstar«) begeisterten mit israelischen Nostalgieliedern.

Dass eine Gemeinde wie die Stuttgarter mithilfe ihrer Freunde 15.000 Euro Spendengelder zusammenbringt, mache ihn stolz, erklärte Widerker. »Wir haben viele Sozialhilfe- und Hartz-IV-Empfänger, aber wir sagen unseren Mitgliedern immer, dass Geld alleine keine Rolle spielt.« Im Zentrum des Keren-Hayesod-Gedankens stehe die Liebe zu Israel und seinen Bürgern. Deshalb seien auch kleine Geldbeträge sehr nützlich. »Mir sagen die Leute, dass sie froh sind, eine Gelegenheit zu bekommen, sich mit Israel zu identifizieren, und sei es mit einem noch so kleinen Obolus«.

Widerker wurde eine hohe Auszeichnung zuteil. Er erhielt bei der Magbit-Eröffnung für seine mehr als 45 Jahre währenden Spender-Aktivitäten als Erster in Deutschland die Theodor-Herzl-Ehrenurkunde.

Geschichte und Gegenwart

Jüdisches Museum Berlin tourt mit Bus durch Niedersachsen

»Jeder Schüler und jede Schülerin sollte mindestens einmal das Jüdische Museum Berlin besucht haben«, so JMB-Direktorin Hetty Berg

 30.05.2023

Düsseldorf

Jüdische Gemeinde präsentiert Paul-Spiegel-Filmfestival

In diesem Rahmen werden Filme gezeigt, die sich mit verschiedenen Bestandteilen des jüdischen Lebens befassen

 30.05.2023

Porträt der Woche

Herzensheimat Israel

Dalit Hochberg kam als Kind nach Berlin und fand hier ihr zweites Zuhause

von Gerhard Haase-Hindenberg  28.05.2023

Berlin-Wilmersdorf

Das blaue Haus

Demnächst soll der Pears Jüdischer Campus eröffnet werden. Ein Rundgang mit Architekt Sergei Tchoban

von Christine Schmitt  28.05.2023

Statistik

Gemeinden in Zahlen

Die Neuzugänge haben sich verdoppelt – dennoch fehlt es an jüngeren Menschen

von Christine Schmitt  27.05.2023

Frankfurt am Main

Demos gegen Roger Waters vor Festhalle angekündigt

Das Motto des Protests am Konzerttag: »Frankfurt vereint gegen Antisemitismus«

 25.05.2023

Musik

Festakt im Historischen Rathaus

Mit einem Konzert wurden 75 Jahre Israel sowie 75 Jahre jüdisches DP-Orchester gefeiert

von Lukas Ruser  25.05.2023

Antisemitismus

München zeigt Flagge gegen Roger Waters

Vor der Olympiahalle gab es Proteste gegen das Konzert des Musikers

von Eva von Steinburg  25.05.2023

Nachruf

Seine Stimme ist verstummt

Oljean Ingster, langjähriger Kantor der Synagoge Rykestraße, ist mit 95 Jahren verstorben

von Christine Schmitt  25.05.2023