Karl Rom ist am 28. Februar, drei Tage nach seinem 97. Geburtstag, gestorben. Dies gab die Stiftung Bayerische Gedenkstätten am Freitag bekannt. Karl Freller, der Direktor der Organisation, erklärte, Karl Rom habe »unendlich viel« für die Erinnerungsarbeit getan.
»Wir verlieren einen Menschen, der es – nach mehr als 40 Jahren des Schweigens – als Verpflichtung seiner Familie gegenüber ansah, seine Lebensgeschichte zu erzählen und seine Erfahrungen an die nächsten Generationen weiterzugeben«, so Freller.
Jiddisch Geboren wurde Karl Rom am 25. Februar 1926 in Kaunas, der Hauptstadt Litauens. Er war das dritte Kind seiner jüdischen Eltern. Zu Hause wurde Jiddisch gesprochen.
Als die Wehrmacht im Sommer 1941 nach Kaunas einmarschierte, war Rom 15 Jahre alt. Er und seine Familie kamen ins Ghetto Kaunas, das 1943 in ein Konzentrationslager umgewandelt wurde. Während seine Schwester Esther Deborah dort blieb und seither vermisst wird, wurden Karl und der Rest seiner Familie ins KZ Stutthof transportiert, wo seine Mutter und seine zweite Schwester Sarah zurückblieben.
Karl Rom sah zunächst jahrzehntelang davon ab, über den Holocaust zu sprechen.
Er und sein Vater wurden schließlich nach Kaufering I deportiert, einem Außenlager des KZs Dachau. Nachdem er auch einen Todesmarsch zum KZ Allach überlebt hatte, wurde Rom von der US-Armee befreit.
Displaced Person Anschließend war Karl Rom noch bis 1949 in einem sogenannten DP-Lager für »Displaced Persons«, also heimatlose Vertriebene, und arbeitete für »Bricha«, eine zionistische Organisation, die Juden half, nach Palästina auszuwandern, bevor er selbst dorthin emigrierte. Mit seiner Frau Flora und seiner Tochter kam Rom 1956 wieder nach Deutschland zurück.
Karl Rom sah zunächst jahrzehntelang davon ab, über den Holocaust zu sprechen. Im Jahr 1988 nahm ihn sein Enkel in den Vereinigten Staaten mit in seine Schule in Alabama. Dort begann sein Engagement als Zeitzeuge, der von seinen Erfahrungen in Nazi-Deutschland berichtete.
In der KZ-Gedenkstätte Dachau wurde er diesbezüglich sehr aktiv. Ähnlich wie Lily Ebert, Margot Friedländer und andere Überlebende warnte Rom die Nachwelt vor Antisemitismus und anderen Arten des Menschenhasses.
Porträt Vor gut zwei Jahren war eine Porträtfotografie von Karl Rom in Bayern Teil einer Plakat-Kampagne mit dem Titel »Für eine Zeit ein Dachauer«, in deren Rahmen ehemalige Häftlinge des dortigen KZs vorgestellt wurden.
Karl Roms Engagement habe »viele und vieles bewegt«, erklärte Karl Freller nach dessen Ableben. Der Familie Rom sprach er im Namen der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, die die Gedenkstätte in Dachau betreibt, sein Beileid aus. ja