München

Erinnerung an einen kritischen Geist

Sorgte für Debatten: Stefan Heym (1913–2001) Foto: Wolf S. Bruer

Das Jahr 2023 ist für das Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ein Jubiläumsjahr. In den vergangenen 40 Jahren ist es zu vielen denkwürdigen Begegnungen gekommen. Eine davon war die mit Stefan Heym im Januar 1989 anlässlich der Präsentation seiner Autobiografie Nachruf in München.

Insofern passte das Angebot der Chemnitzer Filmemacherin Beate Kunath, ihre Dokumentation »Abschied und Ankunft«. Die Arbeitsbibliothek von Stefan und Inge Heym im Rahmen der 14. Jüdischen Filmtage in München zu präsentieren, perfekt. Kunath begleitete die Auflösung des Arbeitszimmers in Heyms jahrzehntelangem Berliner Domizil, koordiniert und kommentiert von der Witwe Inge Heym, seiner zweiten Frau, und die Überführung der Bibliothek in Heyms Geburtsstadt Chemnitz mit der Kamera.

präsenz Dabei kam eine Filmdoku zustande, der man nicht nur eine dauerhafte Präsenz im dort neu geschaffenen Stefan-Heym-Forum wünscht, sondern darüber hinaus Aufführungen im gesamten Bundesgebiet. In der alten Bundesrepublik war der Autor von über 30 Publikationen – Romane, Essays, Polemiken, Gedichte und sogar Kindergeschichten – einst sehr bekannt.

Der Film, und das gelang Beate Kunath höchst überzeugend, erzählt anhand der Bücher, die für den Transfer in Kisten verstaut wurden, Heyms Schicksal. Vor 110 Jahren, am 13. April 1913, wurde er als Helmut Flieg in ein gutbürgerliches jüdisches Elternhaus hineingeboren. Abitur machte der Freigeist in Berlin. Der junge Mann veröffentlichte in der »Weltbühne« und der sozialistischen Arbeiterzeitung. Das Pseudonym Stefan Heym sollte seine Familie schützen. Der Vater beging Suizid, die Mutter holte Heym in letzter Minute per Schiff in die Vereinigten Staaten.

lebensstationen Nimmt man einige Lebensstationen wie seine Tätigkeit bei den »Ritchie Boys«, seine Teilnahme an der Invasion in der Normandie 1944, seine Mitgründung der »Neuen Zeitung« in München, seine Vertreibung in der McCarthy-Ära aus den USA Richtung Ost-Berlin hinzu, dann erweist sich Heym als besonderer Zeuge des 20. Jahrhunderts, ein kritischer Geist sein Leben lang; auch als Alterspräsident bei der Eröffnung des gesamtdeutschen Bundestags.

Selbst sein Tod 2001 während seines ersten Israel-Aufenthalts anlässlich einer Tagung über Heinrich Heine, dem er einst seine Magisterarbeit gewidmet hatte, war besonders. Stefan Heym erregte sich übrigens 1989 auf dem Weg zur Lesung im Gartenhaus an der Prinzregentenstraße, als er den Einlass mit Kamera und ein Gittertor passierte. Solche Sicherheitsmaßnahmen hätten jüdische Gemeinden in der DDR nicht nötig. Als er das im vollen Saal später vor Publikum wiederholte, löste Heym damit eine heftige Debatte aus. Widerspruch war er offenbar nicht gewohnt.

Hamburg

»Our Turn«: Zentralrat und ZWST veranstalten Jugendkongress 2025

Den Teilnehmern sollen »Methoden, Chancen und Vorbilder« gezeigt werden, mit denen sie sich selbst verwirklichen können sollen

von Imanuel Marcus  11.12.2024

Magdeburg

Sachsen-Anhalt setzt Förderung jüdischer Einrichtungen fort

Die Projektauswahl wird vom Beirat für jüdisches Leben begleitet

 11.12.2024

Interview

»Damit ihr Schicksal nicht vergessen wird«

Die Schauspielerin Uschi Glas setzt sich für die Befreiung der israelischen Geiseln ein. Ein Gespräch über Menschlichkeit, Solidarität und Gegenwind

von Louis Lewitan  11.12.2024

Stuttgart

Opfer eines Schauprozesses

Nach fast drei Jahrzehnten Stillstand wurde nun ein Platz eingeweiht, der Joseph Süß Oppenheimer gewidmet ist

von Brigitte Jähnigen  10.12.2024

Esslingen

Antike Graffiti

Der Künstler Tuvia ben Avraham beschreibt das Judentum anhand uralter Buchstaben – und jeder darf mitmachen

von Valentin Schmid  09.12.2024

Berlin

Campus mit Kita und Café

Noch bis zum 10. Dezember können Architekten ihre Entwürfe für den Neubau an der Synagoge Fraenkelufer einreichen

von Christine Schmitt  09.12.2024

München

Mit Erfahrung zum Erfolg

Die Spieler des Schachklubs der IKG gehören zu den stärksten in Bayern – allen voran Leonid Volshanik

von Vivian Rosen  09.12.2024

Bundestag

Zentralrat der Juden schlägt Maßnahmen für Schutz jüdischen Lebens vor

Was der jüdische Dachverband von den Parteien mit Blick auf die Neuwahlen erwartet

 09.12.2024

Frankfurt

»Voll akzeptiert in der Gemeinde«

Rabbinerin Elisa Klapheck über das Jubiläum des Egalitären Minjans und das Konzept »Alle unter einem Dach«

von Ralf Balke  07.12.2024