Die 1884 erbaute und 1938 von den Nationalsozialisten zerstörte Erfurter Große Synagoge kann dank moderner Technik wieder besucht werden. Eine virtuelle Rekonstruktion des im maurischen Stil erbauten jüdischen Gotteshauses stehe mit Hilfe von VR-Brillen zur Besichtigung bereit, sagte Annegret Schüle, die Oberkuratorin der Erfurter Geschichtsmuseen.
Sie fügte am Mittwoch bei der Präsentation des Projektes in der Neuen Synagoge der Landeshauptstadt hinzu, dass gleichzeitig ein 3D-Modell der Großen Synagoge im Internet freigeschaltet worden sei.
Angesichts der nur fragmentarisch überlieferten Quellen sei es eine Herausforderung gewesen, detailgenau die Architektur, die religiösen Objekte, die Geschichte der Menschen in der Synagoge und des Baus zu recherchieren, sagte Schüle. Ein interdisziplinäres Team habe nach der Rekonstruktion die Räume mit Klang, Bildern und Videos ausgestattet.
Daran seien Fachleute der Universität und der Fachhochschule Erfurt, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek an der Universität Jena sowie zahlreiche junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt gewesen. Große Unterstützung habe auch die Jüdische Landesgemeinde geleistet.
Unter den deutschlandweit bereits virtuell zugänglichen Synagogen bietet die VR-Anwendung in Erfurt nach Schüles Worten eine innovative Besonderheit: Sie ermögliche erstmals Interaktivität und sorge damit für noch mehr Realitätsnähe. So könnten sich Interessierte im virtuellen Raum individuell bewegen, mit Objekten interagieren und nach eigener Auswahl Informationen abrufen. epd
Die VR-Brillen sind kostenfrei nutzbar im Showroom »360Grad Thüringen Digital Entdecken« der Thüringer Tourismus GmbH, im Erinnerungsort Topf & Söhne und in der Neuen Synagoge der Jüdischen Landesgemeinde.