Erinnerung

»Er liebte jeden, und jeder ihn«

Ohne Louis Gendler, sichrono livracha, ist die Welt ein Stück ärmer, kälter und dunkler. Viel zu früh hat uns ein geliebter, liebenswerter Mensch verlassen. Viel zu früh und doch nach einer viel zu langen Leidenszeit. Doch Louis hat sich auf unglaublich bewundernswerte Weise niemals unterkriegen lassen. Niemals hat er aufgegeben. Ließ sich nicht seinen Lebensmut, seine Lebenslust rauben, bis er nicht mehr konnte.

Niemals sah man ihn ohne Lächeln im Gesicht – sein ganzes Gesicht war ein Lächeln. Wie beliebt er war, zeigte sich auch bei der Beerdigung, an der so viele Freunde und Bekannte von Louis von ihm Abschied nahmen – ein schmerzhafter Abschied, ein so schmerzlicher Verlust.

Lockenkopf Es heißt: Sage mir, wie viele richtige Freunde du hast, und ich sage dir, wer du bist. Auch mir war er ein Freund. Und so werden wir ihn in Erinnerung behalten. Meine Tochter Iris und Louis waren Freunde. Ich erinnere mich noch gut an seinen schwarzen Lockenkopf. Schon damals war offensichtlich, dass Louis ein bemerkenswerter junger Mann war. »Was für ein toller Bursche«, habe ich mir immer gedacht. Für ihn gab es kein Gut und Böse.

Jedem Menschen brachte er Respekt, Wertschätzung und Liebe entgegen – und jeder liebte ihn. Er hinterlässt uns das Lächeln. Er hinterlässt uns das Wissen, dass ein Mensch die Welt ein kleines Stück, ein gutes Stück besser machen kann. Und zwar nicht mit Macht, Geld und Brimborium. Sondern mit Menschlichkeit, mit Herzlichkeit, mit Zuhören, mit Dasein, mit einer festen Umarmung, mit dem Halten einer Hand, mit einem Lächeln.

Louis Gendler war das, was man auf Jiddisch als »a Mensch« bezeichnet, wenn wir das größtmögliche Kompliment machen, unsere größtmögliche Wertschätzung zum Ausdruck bringen wollen. Einer seiner Leitsprüche lautete: »In a world where you can be anything, be kind!« Louis’ Herz schlug bis zuletzt für die Menschen. Kein Leid ließ ihn ruhen, wusste er doch selbst, wie wichtig Beistand und Hilfe sind, wie wichtig es ist, nicht nur das eigene Glück im Sinn zu haben.

Maccabi Sein Herz schlug auch für Israel, für die Menschen dort, für das Land, für Gerechtigkeit und Empathie gegenüber dem jüdischen Staat. Und sein Herz schlug für Maccabi. Viele Jahre baute er den jüdischen Sportverein mit auf. Er wusste um die wertvollen Funktionen des Sports, er wusste, wie wichtig es ist, ein Team zu sein, er wusste um den Wert der Freundschaft. Darum war ihm Maccabi so wichtig. Darum waren ihm seine Freunde so wichtig. Sie waren seine Familie, Maccabi war seine Familie. Er gab auf seine Freunde acht – und sie auf ihn, bis zum Schluss. Und es ist dieselbe wirkliche Nächstenliebe, die ihm seine Freunde Harry, Robby, Natasha und viele andere ihm bis zum Ende zuteilwerden ließen. Kol HaKavod!

Louis Gendler, seligen Angedenkens, war ein Kämpfer, bis zum letzten Atemzug. Er gab die Hoffnung nie auf und er schenkte Hoffnung – so vielen Menschen. Er war Fotograf, fing Momente ein und hielt sie fest. Er hat für uns so viele Glücksmomente eingefangen – bewahren wir sie. Er war eine Bereicherung für Maccabi, für unsere Gemeinde, für unsere Gemeinschaft, für unser Leben, für unsere Welt.

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025