Herr Rabbiner Apel, am ersten Märzwochenende startet die Jewrovision in Berlin. Sie werden für die rund 1300 Kinder und Jugendlichen einen Gottesdienst gestalten. Haben Sie sich auch so akribisch vorbereitet wie die Kids?
Das ist eine große Herausforderung, weil es eine einmalige Möglichkeit ist, Kindern den Gottesdienst in Form und Inhalt näherzubringen. Wir treffen ab und zu auch in der Gemeinde Kinder, die die Synagoge besuchen, aber dieser Schabbat-Gottesdienst ist in der Regel auf Erwachsene ausgerichtet. Bei der Jewrovision haben wir die Chance, die Form des Gottesdienstes ein bisschen zu verändern und anders zu gestalten.
Inwiefern?
Zu diesem Event kommen Hunderte Kinder, und sie sind unter sich. Das ist für uns die beste Gelegenheit, eine gute Verbindung herzustellen, damit sie nicht das Gefühl haben, dass die Erwachsenen sowieso schon alles wissen. Ich möchte sie ansprechen mit den Melodien, mit dem Zusammenkommen, dem Gemeinschaftsgefühl und dem Mitmachen.
Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass die Kinder und Jugendlichen nach der Jewrovision häufiger zu Gottesdiensten kommen?
Ja sicher, das ist immer ein schöner Moment. Auch bei der Jewrovision sehe ich oft dieselben Kids wieder, weil sie sich jedes Jahr für den gleichen Gottesdienst entscheiden. Sie möchten wieder dabei sein, weil sie so eine positive Erfahrung gemacht haben. Das stärkt mich auch.
Was wird Ihr Thema beim Gottesdienst sein?
Die Themen, die mit dem Wochenabschnitt verbunden sind, kennen wir ja. Uns geht es darum, eine Verbindung mit dem Gebet aufzubauen. Ich möchte ihnen zeigen: Darin kann ich meine Ruhe finden, egal, was mich beschäftigt. Wenn ich gemobbt werde oder ich mich freue – das Gebet spricht mich an. Das ist doch die Kunst des Gebets. Jeder Mensch soll sich in jeder Situation dort wohlfühlen und soll etwas annehmen können.
Was bedeutet es für die Jugendlichen, zusammen Schabbat zu feiern?
Es ist für viele eine einmalige Möglichkeit, Schabbat richtig zu feiern. Etliche feiern zu Hause gar nicht. Die Jewrovision ist wie ein Machane, dort wird auch ein richtiger Schabbat gefeiert.
Kann man den Kindern und Jugendlichen mit einer gemeinsamen Schabbat-Feier auch die Aufregung vor dem Auftritt nehmen?
Ja, aber es ist schwierig. Ich habe schon davon gehört, dass sie nach dem Gottesdienst gesagt haben, dass sie nun gewinnen könnten, weil sie gebetet haben.
Es gibt fünf Gottesdienste. Wie unterscheiden sie sich?
Es gibt ja verschiedene Strömungen im Judentum. Darüber hinaus haben Kinder auch oft einen persönlichen Bezug und möchten unbedingt mit einem bestimmten Rabbiner den Gottesdienst feiern. Oft ist der Heimatrabbiner derjenige, zu dem sie kommen. Und dann gibt es noch die Mundpropaganda, dass sie sich untereinander austauschen und sagen: Zu dem musst du unbedingt hin.
Wenn Sie Jugendlicher wären, würden Sie dann mitmachen?
Das machen schon meine Kinder.
Werden Sie bei der Show dabei sein?
Die Frankfurter muss ich auf jeden Fall sehen. Ich versuche, die ganze Show mitzubekommen.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Auf das Zusammenkommen von allen. Das Freitagabendgebet ist eine unheimlich tolle Erfahrung. Wenn 1000 Kinder zusammenstehen und singen und etwas erleben – wow! – das ist etwas ganz Außergewöhnliches.
Mit dem Frankfurter Gemeinderabbiner sprach Christine Schmitt.