Bamberg

Eine Rolle aus Jerusalem

Die Jüdische Gemeinde feiert die neue Sefer Tora mit einem großen Fest

von Christine Schmitt  22.06.2023 08:06 Uhr

Gemeindechef Arieh Rudolph Foto: Privat

Die Jüdische Gemeinde feiert die neue Sefer Tora mit einem großen Fest

von Christine Schmitt  22.06.2023 08:06 Uhr

Noch Anfang der Woche lag die Torarolle sicher aufbewahrt in einem Raum neben der Synagoge. Doch an diesem Donnerstag kann sie endlich herausgenommen und mit einer großen Feier unter dem Baldachin in die Synagoge eingebracht werden.

»Es handelt sich um eine bereits gebrauchte Rolle, sodass die letzten Buchstaben nicht mehr vor Ort geschrieben werden müssen«, sagt Martin Arieh Rudolph, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg.

synagoge Die Feier beginnt im Hof der Synagoge mit Tanz und Gesang unter dem Traubaldachin. Der Synagogenchor wird zusammen mit dem Chor »Inspiration« aus Memmelsdorf auftreten. Ebenfalls haben Politiker wie der Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), der Dekan Christoph Uttenreuther, die Pfarrerin Miriam Groß vom Bundespolizeiaus- und fortbildungszentrum Bamberg, weitere Mitarbeiter der Bundes- und der Stadtpolizei sowie Gemeindemitglieder ihr Kommen angekündigt.

Arieh Rudolph schätzt, dass die Rolle, die aus Jerusalem stammt, noch keine 100 Jahre alt ist. Der Wunsch nach einer zusätzlichen Rolle kam bereits vor mehr als zehn Jahren bei den Betern auf. Damals war noch eine koschere, mehr als 100 Jahre alte Torarolle in Gebrauch. Aber da an einigen Stellen Abnutzungserscheinungen immer deutlicher wurden, kam sie zum Sofer nach Zürich, der dem Vorsitzenden zu verstehen gab, dass die »Reparaturen ein Fass ohne Boden« werden würden.

2013 konnte über den Verein »Chawerim«, der liberalen Gemeinden half, Rollen zu erhalten, eine schöne und besser erhaltene gekauft werden. »Aber sie war sehr schwer, und man braucht dicke Muskeln für sie.«

risiko Rabbiner Salomon Almekias-Siegl hatte schließlich Kontakt nach Israel und konnte eine weitere Torarolle vermitteln. Vor vier Jahren holte sie der Vorsitzende zusammen mit dem Rabbiner im Dezember vom Zoll in Leipzig ab. »Wir wollten kein Risiko eingehen, dass ihr beim Verschicken irgendetwas passieren könnte.« Dann kam Corona, und es gab Lockdowns.

Doch nun ist es so weit, und die Rolle kann feierlich in die Synagoge getragen werden. Die Israelitische Kultusgemeinde Bamberg – Or Chajim (Licht des Lebens) versteht sich als eine liberal-traditionell geführte Einheitsgemeinde und ist Mitglied im Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern. »Wir pflegen einen traditionell liberalen und egalitären Ritus und heißen in unserer Synagoge und im Gemeindezentrum alle Jüdinnen und Juden, gleich welcher Ausrichtung, willkommen«, sagt der Vorsitzende.

Exakt 304.805 Buchstaben hat jede Torarolle mit den fünf Büchern Mose. Über das Jahr verteilt wird in den Gemeinden an jedem Schabbat ein Wochenabschnitt aus der Tora gelesen, an Simchat Tora im Herbst geht es wieder von vorn los.

Die alte Torarolle ist zwar noch gebrauchsfähig, wird aber jetzt durch die neue ergänzt und bleibt im Toraschrank. Damit verfügt die Israelitische Kultusgemeinde Bamberg nunmehr über fünf Sifrei Tora.

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