Würzburg

»Eine große Freude«

Bei einer festlichen Ordinationsfeier sind am Montagnachmittag in Würzburg zwei Absolventen des Rabbinerseminars zu Berlin in ihr Amt eingeführt worden: Shlomo Aminov und Jakov Pertsovsky.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden und Würzburger Gemeindevorsitzende, Josef Schuster, konnte dabei zahlreiche Ehrengäste im Gemeinde- und Kulturzentrum »Shalom Europa« begrüßen, allen voran den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder. Schuster würdigte in seiner Rede die Arbeit des Rabbinerseminars zu Berlin, das 1873 gegründet, 1938 von den Nazis geschlossen, 2009 vom Zentralrat gemeinsam mit der Lauder Foundation wieder ins Leben gerufen worden war.

Seither hat es Rabbinerordinationen von Absolventen des Seminars in München, Leipzig und Köln gegeben. Diese jungen Rabbiner habe die Jüdische Gemeinschaft in Deutschland dringend gebraucht, »und sie haben sie bereichert und werden sie weiter bereichern«, so Schuster. Die Ordination junger Rabbiner bedeute »eine große Freude« für alle Juden in Deutschland.

leitgedanke
Schuster sagte, dass es ihm sehr viel bedeute, dass die Ordination in seiner Heimatstadt Würzburg stattfindet. Er verwies in seiner Rede auf den bekanntesten jüdischen Gelehrten aus der 900 Jahre alten jüdischen Geschichte der Stadt, Seligmann Bär Bamberger, den »Würzburger Raw«. Dessen Leitgedanke – modern, aber dem traditionellen Judentum verpflichtet – sei auch für die Vielzahl heutiger jüdischer Gemeinden in Deutschland wichtig.

Dabei bedeute »modern« nicht, sich einem vermeintlichen Zeitgeist zu unterwerfen oder sich bedingungslos der Mehrheit anzupassen, so Schuster: »Modern sein, ohne willkürlich zu werden – das geht überhaupt nur mit festen Wurzeln. Wir bleiben unseren Traditionen verpflichtet. Deshalb haben wir 2012 das Recht auf Beschneidung so vehement verteidigt.«

Nach den Reden und Grußworten – unter anderem vom Staatssekretär im bayerischen Bildungs- und Kultusministerium, Georg Eisenreich, sowie Oberbürgermeister Christian Schuchardt – folgte dann die eigentliche Ordination: Rabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz und Kuratoriumsvorsitzender des Rabbinerseminars zu Berlin, segnete die beiden jungen Rabbiner und überreichte ihnen die Urkunden.

segenssprüche
Im Namen der Orthodoxen Rabbinerkonferenz sprach Dortmunds Rabbiner Avichai Apel die Ordinationsanerkennung. Der New Yorker Kantor Joseph Malovany, Rektor des Instituts für Traditionelle Jüdische Liturgie in Leipzig, begleitete die Zeremonie mit Psalmen und Segenssprüchen.

Zuvor hatte Ronald S. Lauder betont, wie wichtig ihm die Ordination sei. Daher sei er auch nach Würzburg gekommen, wo seine Stiftung das Jüdische Gemeinde- und Kulturzentrum unterstütze. Lauder wies in seiner Rede auf die Bedeutung jüdischer Bildung hin: »Was wir tun können, ist, junge Menschen zu inspirieren. Die Verantwortung dafür zu übernehmen, andere zu inspirieren. Darum geht es heute.«

An Jakov Pertsovsky and Shlomo Aminov gewandt, sagte Lauder: »Wir haben euch geholfen, jüdische Erziehung zu erhalten, sodass ihr euer Leben der Hilfe anderer widmen könnt.« Er betonte, dass Absolventen des Rabbinerseminars bereits in Gemeinden in Leipzig, Osnabrück, Duisburg und Potsdam amtieren. Nun werden die jungen Rabbiner in den Jüdischen Gemeinden Bonn und Chemnitz tätig werden: »Lieber Jakov, lieber Shlomo, wir erwarten große Dinge von euch, macht uns stolz.«

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Mittelfranken

Archäologen entdecken erste Synagoge Rothenburgs wieder

Erst zerstört, dann vergessen, jetzt zurück im Stadtbild: Die erste Synagoge von Rothenburg ob der Tauber ist durch einen Zufall wiederentdeckt worden. Ihre Überreste liegen aber an anderer Stelle als vermutet

von Hannah Krewer  08.07.2025

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025

Freiwilligendienst

Helfen und lernen

Vier Israelis erzählen, warum sie ehrenamtlich in Deutschland arbeiten

von Christine Schmitt  06.07.2025

Porträt der Woche

Die Welt verbessern

Noam Quensel möchte sich engagieren und das Judentum nach außen tragen

von Eugen El  06.07.2025

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  06.07.2025 Aktualisiert

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025