Gedenken

Ein Tag in Gurs

Gemeinsames Erinnern von Politik und Gesellschaft Foto: Thorsten Orgonas / IRG Baden

Genau 81 Jahre ist es her: Am 22. und 23. Oktober 1940, Sukkot war eben zu Ende gegangen, wurden alle Juden aus Baden und der Saarpfalz – mehr als 6500 Frauen, Männer und Kinder – von Nationalsozialisten und deren französischen Kollaborateuren, dem Vichy-Regime, in das Internierungslager Gurs deportiert. Vor allem ältere Menschen starben an Entkräftung und Epidemien. Viele andere wurden ab 1942 in die Vernichtungslager im Osten deportiert und dort ermordet.

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden (IRG), Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer, Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper sowie die Oberbürgermeister etlicher badischer Städte gedachten am Sonntag der Opfer.

ZEREMONIE Die Gruppe flog am Morgen mit einer Chartermaschine von Karlsruhe nach Pau am Rande der Pyrenäen. Von dort ging es mit Bussen nach Gurs. Auf dem sogenannten Deportiertenfriedhof erinnerten sie in einer Zeremonie an die Opfer. »Indem wir die Erinnerung wachhalten, bleiben die Ermordeten für uns am Leben«, sagte der Vorstandsvorsitzende der IRG Baden, Rami Suliman.

Das Gelände des einstigen Lagers in Gurs ist heute bewaldet. Im Zentrum der Gedenkstätte liegt der Deportiertenfriedhof mit seinen 1073 Gräbern, darunter einige von internierten Spanienkämpfern.Anfang der 60er-Jahre hat die Gemeinde Gurs den Friedhof dem Oberrat der IRG Baden für 99 Jahre verpachtet.

Das offizielle Gedenken zum 80. Jahrestag der Deportation konnte wegen des Lockdowns nicht stattfinden.

In Deutschland gründete sich damals die »Arbeitsgemeinschaft zu Unterhalt und Pflege des Deportiertenfriedhofs in Gurs«. Etliche badische Städte tragen die Kosten für Pflege und Unterhalt des Friedhofs. Die Arbeitsgemeinschaft lädt jedes Jahr gemeinsam mit dem Oberrat zu einer Gedenkveranstaltung nach Gurs ein.

Normalerweise ist sie zweitägig, doch wegen der Corona-Pandemie wurde sie diesmal auf einen Tag verkürzt. Doch dies sei besser als im vergangenen Jahr, sagt Suliman. Denn da habe das offizielle Gedenken in Gurs wegen des Lockdowns überhaupt nicht stattfinden können – und das, obwohl es der 80. Jahrestag der Deportation war.

PUBLIKATION Vergangene Woche wurde in der IRG Baden das Buch Jüdische Kinder im Lager Gurs: Gerettete und Retter*innen vorgestellt. Das Pforzheimer Lehrerpaar Gerhard und Brigitte Brändle hat die Spuren von 417 Kindern verfolgt, die aus dem Lager Gurs gerettet wurden. Die Dokumentation sei ein wichtiges Zeugnis dafür, »dass es auch gute Menschen gab in dieser schlimmen Zeit, die geholfen haben«, sagt Rami Suliman.

Das Buch liegt auf der Homepage des Oberrats als PDF zum Download bereit. Einzelne gebundene Exemplare können bei der IRG Baden angefordert werden.

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024