Bruchsal

Ein Tag für jüdisches Leben

Beim Aktionstag des Gymnasiums werden auch externe Führungen durch den Ort angeboten. Foto: Henning Belle/HBG Bruchsal

Mit einem Aktionstag wollen Schüler und Lehrer des Heisenberg-Gymnasiums Bruchsal die Vielfalt des Judentums besser verstehen lernen. »Es geht um jüdisches Leben hier und heute, das Teil unserer Gesellschaft ist«, sagt Lukas Grundmüller. Anlass sei das Jubiläum »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« gewesen, der konkrete Aktionstag sei aber der Pandemie wegen auf den 10. Februar verschoben worden, erzählt der Gymnasiallehrer für Politik. Angeboten werden Workshops und externe Führungen durch den Ort in Baden-Württemberg.

1933 lebten etwa 500 Juden in der Gemeinde am westlichen Rand des Kraichgaus. 1945 waren es noch acht. 2015 wurden die ersten Stolpersteine in Bruchsal verlegt; 2016 und 2017 folgten weitere. Erinnert wird an Familien mit Namen wie Schloßberger, Oppenheimer, Fröhlich, Maier und Lindauer.

synagoge Die 1880/81 errichtete Synagoge war die dritte in Bruchsal. Sie wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört, später wurde auf dem Gelände das städtische Feuerwehrgebäude errichtet. In einer aktuellen Debatte mit hoher Bürgerbeteiligung wird über eine Nachnutzung des ehemaligen Synagogengeländes diskutiert.

Im Rahmen der Initiative »Meet a Jew«, die vom Zentralrat der Juden angeboten wird, haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, mit Jüdinnen und Juden in Kontakt zu treten und Fragen an sie zu richten.

Ein halbes Jahr lang haben sich alle auf diesen besonderen Tag vorbereitet.

»Unserer Meinung nach ist der Kontakt mit dem ›vermeintlich‹ Fremden das wichtigste Instrument, um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Auch das Projekt ›Ask a Rabbi‹, ein Angebot des Jüdischen Museums Frankfurt, soll Berührungspunkte zwischen dem Jüdischen und den Schülerinnen und Schülern aufzeigen«, erklärt ein Sprecher der Schule zum Projekttag. »Im Rahmen dieses Workshops wird aufgezeigt, wie jüdische Würdenträger auf ethische Fragen des Alltags antworten, und dadurch verdeutlicht, dass die jüdische Ethik und Moral sehr ähnlich zur christlich geprägten Vorstellung ist.«

petition Mit einer Petition brachten sich im vergangenen Jahr mehr als 100 Juden aus der ganzen Welt mit Bruchsaler Wurzeln in die Diskussion ein. Wer heute in Bruchsal Jude ist, wird sich am ehesten an die Gemeinde im 20 Kilometer entfernt liegenden Karlsruhe wenden, eine der zehn Gemeinden der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden.

»Die Mehrheit der Workshops wird sich mit jüdischen Traditionen, Bräuchen und Lebensweisen beschäftigen, also nah am jüdischen Alltagsleben sein«, sagt Grundmüller. Doch auch an Begriffen aus dem Jiddischen, die in der deutschen Alltagssprache bis heute selbstverständlich sind, zeige sich die Nähe von Juden und Nichtjuden.

»Auch das Judentum als Religion und Glaubensgemeinschaft wird mit einigen Klassen behandelt. Je nach Altersgruppe werden diese Themen auf unterschiedliche Art angesprochen«, heißt es in der Planung weiter. »Durch die Workshops zum Thema ›Jüdisches Backen und Kochen‹ haben die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, an diesem Tag aktiv zu werden.«

Ein halbes Jahr lang haben sich alle auf diesen besonderen Tag vorbereitet. »Eine der größten Überraschungen war für uns, dass wir an unserer Schule eine jüdische Mitschülerin haben«, berichtet Grundmüller. Es kann also über den Aktionstag hinaus noch spannend werden.

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