Den Anfang machte die Enthüllung einer Installation mit zwölf Bronzeplatten des Künstlers Uli Gsell auf dem frisch sanierten Vorplatz der Synagoge von Stuttgart. Die abgebildeten zwölf Stämme Israels sind dem gleichen Motiv im Inneren der Synagoge nachempfunden. Über ihre Bedeutung klärt Mihail Rubinstein, Mitglied des Vorstands der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), die Gäste auf. »Die Tora berichtet, dass Reʼuven, Jakobs erstgeborener Sohn, bei der Weizenernte eine Alraune entdeckte.« Sie gelte als Symbol für den Stamm Reʼuven.
Für Vorstandssprecherin Barbara Traub ist der neu gestaltete Synagogenvorplatz ein Ort, an dem jüdisches Leben in der Öffentlichkeit noch stärker als vorher zu erleben sei. Mehr als 2,6 Millionen Euro hat die Sanierung des Hospitalviertels, in dem sich der Vorplatz und die Synagoge befinden, gekostet. Das Quartier dürfte wohl einzigartig für Stuttgart sein. Hier leben, lernen und arbeiten Menschen in engster Nachbarschaft im Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof, in konfessionsgebundenen Gymnasien, im Haus der Diakonie sowie dem städtischen Jugendhaus und im Gemeindezentrum der IRGW.
Das Quartier dürfte wohl einzigartig für Stuttgart sein
Bereits im Mittelalter habe es in Stuttgart jüdisches Leben gegeben, zuerst im Leonhardsviertel, dann hier, so Eberhard Schwarz, Vorsitzender des Vereins Forum Hospitalviertel. Doch Württembergs Herzog Eberhard I. verfügte 1492, dass sich in seinem Land keine Juden ansiedeln durften. Das Verbot wirkte 300 Jahre.
Für Oberbürgermeister Frank Nopper wurden mit der Sanierung »Grenzen überwunden«. »Der Platz vor der Synagoge wird leuchten, die Botschaft lautet: Stuttgart ist eine Stadt des Miteinanders der Religionen und Kulturen.« Für Muhterem Aras können Plätze sein wie »Orte, wo Demokratie wächst«.
Die Landtagspräsidentin von Baden-Württemberg nannte den Synagogenvorplatz »ein wunderbares Beispiel gelungener Stadtgestaltung, eine Einladung, jüdisches Leben zu sehen und zu erleben«. Mit seiner Choreografie überraschte das Jugendzentrum »HaLev«. Nathan Goldman und Assaf Levitin, der orthodoxe und der der Egalitären Gruppe Stuttgart zugehörige Chasan, sangen. Gemeindedirektor Rubinstein sagte: »Wir sind keine jüdischen Mitbürger, wir sind Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.«