Die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Hamburg soll wieder für die Allgemeinheit geöffnet und nutzbar gemacht werden. Staatsbibliothek und Jüdische Gemeinde haben sich jetzt auf einen entsprechenden Kooperationsvertrag geeinigt. Darin wird die Aufbewahrung der Gemeindebibliothek geregelt und die Zugänglichmachung als übergeordnetes Ziel definiert. Derzeit werden die rund 10.000 Bände in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek verwahrt.
Mit einem Festakt wird die Vertragsunterzeichnung am 12. November gefeiert, die den Grundstein für dieses Vorhaben legen wird. Gleichzeitig soll die Feierstunde auch dazu genutzt werden, Mäzene, Stiftungen und andere Geldgeber für das Projekt zu interessieren. Als bedeutend gelten vor allem die knapp 6000 Hebraica, Judaica und andere Werke in hebräischer Schrift, unter denen alle wichtigen jüdischen Autoren des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts zu finden sind.
wissenschaft Die Bände müssten jetzt restauriert, katalogisiert und erschlossen werden, damit sie von den Bürgern wieder genutzt werden könnten, sagte Bibliotheksdirektorin Gabriele Beger. »Wir wollen dieses für Hamburg so bedeutende Kulturgut der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zugänglich machen.«
Ein Teil der Bücher gelangte in die Bibliothek, als jüdische Hamburger vor ihrer Flucht aus Nazideutschland ihre Bände der Gemeinde überließen. Die Gestapo hatte 1939 die »Hamburger Judenbibliothek« beschlagnahmt und nach Berlin ins Reichssicherheitshauptamt überführt. Die Staatsbibliothek beanspruchte sie jedoch 1942 als »Hamburgensie«. Daraufhin wurde sie in ein Ausweichlager bei Dresden transportiert. 1957 kehrte sie aus der DDR zurück nach Hamburg.
Ulrich Lohse, Mitglied des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Hamburg, äußerte sich sehr zuversichtlich über die Kooperation mit der Staatsbibliothek: »Der Vorstand der Gemeinde ist überglücklich, dass unsere wertvolle Bibliothek nunmehr die öffentliche Wertschätzung erfährt, die ihr schon lange gebührt.« Er sei sicher, dass der richtige Partner für dieses Vorhaben nunmehr gefunden sei. ja (mit epd)