Touro College

Ein Fest und viele Fragen

Die 30 Absolventen strahlten übers ganze Gesicht: Bei der Graduiertenfeier des Touro College im Roten Rathaus nahmen sie glücklich ihre Diplome entgegen. »Berlin ist stolz auf seine exzellenten Hochschulen. Unter ihnen nimmt das Touro College eine ganz besondere Stellung ein«, würdigte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) die Studenten.

Mit seiner Internationalität und der Möglichkeit, die in Berlin erworbenen Studienabschlüsse in den USA anerkennen zu lassen, erweise sich das College zudem als wichtiger »transatlantischer Brückenbauer«, ganz in der Tradition deutsch-amerikanischer Verbundenheit.

weltoffenheit »Es ist ein großes Glück für Berlin, dass in der Stadt, in der einst der Holocaust geplant wurde, dem Zehntausende Berliner Juden zum Opfer fielen, eine bedeutende jüdische Hochschule heimisch geworden ist«, betonte Müller und fügte hinzu: »Ihr Vertrauen ist uns Ansporn, für eine Kultur der Toleranz, der religiösen Freiheit und Weltoffenheit einzutreten.«

Heute kämen Juden aus der ganzen Welt zum Studium nach Berlin. »Wir sehen eine große Verpflichtung darin, alles zu tun, damit Juden sich hier sicher fühlen können«, unterstrich Müller. Er hoffe, dass die Absolventen »noch einen Koffer in Berlin« lassen, denn die Stadt brauche gut ausgebildete Leute.

Den Konflikt um den Mietvertrag der jüdisch-amerikanischen Privatuniversität und dem Land Berlin ließ der Regierende Bürgermeister unerwähnt.

Mietvertrag Das Land Berlin konnte das vom Bauhaus-Architekten Bruno Paul 1928 errichtete Haus Am Rupenhorn, das dem jüdischen Kaufmann Paul Lindemann gehörte und heute unter Denkmalschutz steht, nicht angemessen pflegen. Mit Lehrfächern wie Betriebswirtschaft, Geschichte und Holocauststudien zog das College 2003 als erste jüdisch-amerikanische Privatuniversität in Deutschland nach Berlin.
Die Stadt überließ der Uni die Anlage mietkostenfrei gegen Übernahme der Betriebskosten und der baulichen Unterhaltung, mit späterer Kaufoption.

Später wurde der Mietvertrag geändert, da das Touro College seine Kaufabsichten aufgab. Festgehalten wurde jedoch weiterhin die Pflicht zur Unterhaltung der Anlage, die aber auf die seither fällige Miete anrechenbar war.

lösung Zur Frage, welche Instandhaltungskosten in welcher Höhe mietabzugsfähig sind, gehen die Meinungen auseinander. Infolge des Orkans Niklas seien Dachschäden entstanden, deren Sanierung mehr als 250.000 Euro koste, sagt Benjamin Becker, Pressesprecher des College.

Der Senat hofft derweil auf eine einvernehmliche Lösung: »Wir arbeiten daran, dass wir eine für beide Seiten annehmbare und rechtlich wie finanziell vertretbare Lösung finden«, betont Thorsten Metter, Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft.

Die Studenten interessiert in diesem Moment vor allem das bestandene Examen: Sie schmeißen ihre Graduiertenhüte in die Luft und feiern.

Berlin

Unter die Haut

Der Künstler Gabriel Wolff malt, formt und tätowiert »jüdische Identität

von Alicia Rust  15.06.2025

Porträt der Woche

Zwischen den Welten

Ruth Peiser aus Berlin war Goldschmiedin, arbeitete bei einer Airline und jobbt nun in einer Boutique

von Gerhard Haase-Hindenberg  15.06.2025

Berlin

»Drastisch und unverhältnismäßig«

Die Jüdische Gemeinde erhöht die Gebühren ab September deutlich. Betroffene Eltern wehren sich mit einer Petition

von Christine Schmitt  12.06.2025

Hamburg

Kafka trifft auf die Realität in Tel Aviv

Ob Krimi, Drama oder Doku – die fünften Jüdischen Filmtage beleuchten hochaktuelle Themen

von Helmut Kuhn  12.06.2025

Weimar

Yiddish Summer blickt auf 25 Jahre Kulturvermittlung zurück

Zwischen dem 12. Juli und 17. August biete die internationale Sommerschule für jiddische Musik, Sprache und Kultur in Weimar diesmal insgesamt über 100 Programmbausteine an

von Matthias Thüsing  11.06.2025

Sachsen

Verdienstorden für Leipziger Küf Kaufmann

Seit vielen Jahren setze er sich für den interreligiösen Dialog und den interkulturellen Austausch von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein

 11.06.2025

Oldenburg

Brandanschlag auf Synagoge: Beschuldigter bittet um Entschuldigung

Am 5. April 2024 war ein Brandsatz gegen die massive Tür des jüdischen Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen worden

 11.06.2025

Erinnerung

731 Schulen erinnern an Anne Frank

Der Aktionstag findet seit 2017 jährlich am 12. Juni, dem Geburtstag des Holocaust-Opfers Anne Frank (1929-1945), statt

 11.06.2025

Grand Schabbaton

Eine 260-köpfige Familie

In Potsdam brachte der»Bund traditioneller Juden« mehrere Generationen zusammen

von Mascha Malburg  11.06.2025