Engagement

Diese Frauen stehen ihren Mann

Tatkräftig: die Mitglieder des jüdischen Frauenvereins Ruth Foto: Miryam Gümbel

Füreinander da sein – das ist die Grundidee des Handelns vom Jüdischen Frauenverein Ruth. Am 22. November haben die engagierten Frauen das bei einem Brunch im Gemeinderestaurant Einstein einmal mehr auf besondere Weise gezeigt.

Gemeinsam mit Unterstützern und auch einigen ihrer Schützlinge haben sie einige angeregte und harmonische Stunden verbracht: Tonia Braun, Hanna Feiereisen, Marianna Kazachenko Braun, Helen Muallem, Felicia Schipper, Tova Schvarcz, Brigita Zaidman und Viviane Walzer, die Mirjam Frenkel in dem gleichberechtigten Vorstand des Frauenvereins abgelöst hat.

Unterstützung Wie wichtig solche Veranstaltungen sind, unterstrich Präsidentin Charlotte Knobloch in ihrer kurzen Ansprache. Immerhin erfahre dabei ein großer Kreis von der Arbeit der sonst meist im Stillen arbeitenden Organisation. Der Jüdische Frauenverein Ruth sei der einzige sozial tätige Verein für bedürftige jüdische Menschen in München, der finanzielle Unterstützung und andere Leistungen biete. »Aber«, betonte Charlotte Knobloch, »es geht hier um Menschen – Menschen mit Problemen ganz unterschiedlicher Art.«

Hanna Feiereisen hatte zum Beispiel auf die wöchentliche Sprechstunde des Vereins verwiesen, zu der sich immer mehr Menschen einfinden. Sie bedauerte, dass Hilfe nur für eine begrenzte Zahl möglich ist, denn es fehlten Mittel und besonders ehrenamtliche Mitarbeiter. Eindringlich illustrierte sie, dass einem Hartz-IV-Empfänger im Monat weniger als 400 Euro für seinen Lebensunterhalt bleiben.

»Das Heer der Hilfesuchenden wird immer größer«, weiß Feiereisen. »Auch wenn manche Leute es nicht für möglich halten, trifft Armut auch Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft.« Sie veranschaulichte den Einsatz der Ruth-Frauen mit eindringlichen Beispielen: »Wir helfen einer Mutter, die selbst gelähmt ist und ihr Kind betreuen muss. Und einer Oma, die ihre Tochter auf tragische Weise verloren hat und jetzt ihr Enkelkind aufzieht, trotz eigener finanzieller Schwierigkeiten.«

Schulausrüstung Ein weiteres Beispiel ist eine alleinstehende Mutter mit zwei kleinen Kindern. Nachdem sie endlich von einer Pension in eine Wohnung ziehen konnte, waren die Ruth-Frauen ihr beim Einrichten behilflich und haben dafür gesorgt, dass die Kinder eine Schulausrüstung bekamen.

Dass neben den dringend benötigten Finanzmitteln auch das menschliche Miteinander wichtig ist, zeigte die harmonische Stimmung an diesem Tag. Aktive Ruth-Frauen, Gäste, die mehr oder weniger hoch bezifferte Geldscheine in die Spendenschale legten, und andere, die sich das nicht leisten konnten, feierten zusammen an den hübsch eingedeckten Tischen. Die Kosten für den Brunch hatte eine anonyme Sponsorin im Gedenken an ihre verstorbenen Eltern übernommen. Spenden an den Frauenverein sind wegen seiner Gemeinnützigkeit steuerlich absetzbar.

Nach einer kurzen Ansprache von Rabbiner Yehuda A. Horovitz und dem Segen über das Brot genossen alle von dem reichhaltigen Büffet. Für die musikalische Umrahmung sorgte Larissa Nesterenko.

Auszeichnung

Strack-Zimmermann erhält Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit

Die FDP-Politikerin wird für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt

 29.06.2025

Erfurt

Ende eines Krimis

Seine Entdeckung gilt als archäologisches Wunder: Mehr als 25 Jahre nach dem Fund des Erfurter Schatzes sind vier weitere Stücke aufgetaucht

von Esther Goldberg  29.06.2025

Porträt der Woche

Heilsame Klänge

Nelly Golzmann hilft als Musiktherapeutin an Demenz erkrankten Menschen

von Alicia Rust  29.06.2025

Interview

»Wir erleben einen doppelten Ausschluss«

Sie gelten nach dem Religionsgesetz nicht als jüdisch und erfahren dennoch Antisemitismus. Wie gehen Vaterjuden in Deutschland damit um? Ein Gespräch über Zugehörigkeit, Konversion und »jüdische Gene«

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  29.06.2025

Solidarität

»Sie haben uns ihr Heim und ihre Herzen geöffnet«

Noch immer gibt es keinen regulären Flugbetrieb nach Israel. Wir haben mit Israelis gesprochen, die in Deutschland gestrandet sind. Wie helfen ihnen die jüdischen Gemeinden vor Ort?

von Helmut Kuhn  26.06.2025

Meinung

Mannheim: Es werden bessere Tage kommen

Wegen Sicherheitsbedenken musste die jüdische Gemeinde ihre Teilnahme an der »Meile der Religionen« absagen. Die Juden der Stadt müssen die Hoffnung aber nicht aufgeben

von Amnon Seelig  25.06.2025

Frankfurt

Lust auf jüdisches Wissen

Die traditionsreiche Jeschurun-Religionsschule ist bereit für die Zukunft

von Eugen El  23.06.2025

Interview

»Jeder hilft jedem«

Eliya Kraus über schnelle Hilfe von »Zusammen Frankfurt« und mentale Unterstützung

von Katrin Richter  23.06.2025

Leipzig

Tausende Gäste bei Jüdischer Woche

Veranstalter waren die Stadt Leipzig in Kooperation mit dem Ariowitsch-Haus

 23.06.2025