Frankfurt am Main

Der Vermittler

Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main Foto: dpa

Der »Spiegel« nannte ihn zu seinem 70. Geburtstag einen »Vermittler«, die Tageszeitung »Welt« preiste ihn als den »Zaddik vom Main«. Zu Salomon Korns 75. Geburtstag fällt das Lob nicht minder groß aus – im Gegenteil.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Montag in Berlin dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main gratuliert und ihn als einen Menschen hervorgehoben, »der dem jüdischen Leben in unserem Land Gesicht und Stimme gegeben hat«.

Prinzipien Das Werk der Versöhnung und Verständigung zwischen Juden und Nichtjuden fordere die Gesellschaft jeden Tag, sagte Steinmeier. »Salomon Korn steht dafür ein – mit entschlossenem Pragmatismus und politischem Geschick und mit Prinzipienfestigkeit. Menschen wie Ihnen verdanken wir es, dass wir uns gemeinsam auf den Weg machen können zu neuem Miteinander.«

Steinmeier lobte Korn für seinen Beitrag, mit Schülern über das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte zu sprechen. »Sie haben früh erkannt, dass wir nur durch eine lebendige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zukünftige Generationen befähigen können, aktiv für eine demokratische und freiheitliche Gesellschaft einzutreten und entschieden gegen Antisemitismus und jede Form von Intoleranz vorzugehen«, so der Bundespräsident.

Salomon Korn trage dazu bei, so Steinmeier weiter, einen Demokratieraum zu schaffen, in dem gestritten werden kann, aber respektvoll miteinander umgegangen werde. »Einen Demokratieraum, in dem viele zu Wort kommen, aber genauso viele zuhören, in dem gegensätzliche Interessen und Sichtweisen formuliert werden, aber in dem wir auch Fakt von Lüge unterscheiden können.«

Zeilsheim 1943 im polnischen Lublin geboren, kam Korn im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. Von da an ist sein Leben mit Frankfurt und der jüdischen Gemeinde eng verwoben: Die Familie Korn lebte zunächst im Lager für Displaced Persons in Zeilsheim und wandert nach dessen Auflösung nicht aus. Salomon Korn besuchte den ersten jüdischen Frankfurter Nachkriegskindergarten im Philanthropin, war später ebenso in der Jüdischen Gemeinde wie auch bei Makkabi aktiv.

Salomon Korn ist bekannt dafür, dass er den Ausgleich innerhalb des Judentums, aber auch zwischen den Religionen sucht. Er tritt für den Erhalt der Einheitsgemeinde ein und ist regelmäßig in der Synagoge anzutreffen. Und er ist Architekt, akademischer Lehrer, Chef der Frankfurter Gemeinde, ehemaliger Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ehrensenator der Universität Heidelberg, Mitglied zahlreicher Stiftungen, Familienmensch. Am heutigen Montag feiert er seinen 75. Geburtstag. ja

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025

Dialog

Gemeinsam stark

Fatma Keser ist Mitbegründerin von »Pêk Koach – Jewish-Kurdish Women’s Alliance«. Der Frauenverein will jüdische und kurdische Perspektiven vermitteln

von Pascal Beck  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  04.09.2025

Erfurt

Studiengang »Jüdische Soziale Arbeit« offiziell gestartet

Zentralratspräsident Josef Schuster: Die Einrichtung des Studiengangs ist ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit jüdischen Lebens in Deutschland

 04.09.2025

Hannover

»Wir sind hier und wir bleiben hier«

Im September wird die Liberale Jüdische Gemeinde 30 Jahre alt. Gegründet wurde sie einst von drei Frauen. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Rebecca Seidler über Generationen, Sicherheit und eine große Portion Optimismus

von Katrin Richter  04.09.2025

Osnabrück

Leben, Lieben, Lachen

Die Jüdische Gemeinde hat ihr erstes Jüdisches Kulturfestival auf die Beine gestellt – mit einem beeindruckenden Programm

von Sophie Albers Ben Chamo  04.09.2025

Frankfurt

Persönlichkeiten mit Haltung

Der Architekt Salomon Korn und der Mediziner Leo Latasch erhalten das Ehrensiegel der Jüdischen Gemeinde

von Eugen El  04.09.2025

Jewish Women* Empowerment Summit

Neue Bündnisse finden

Auch feministische Kreise schlossen jüdische Frauen nach dem 7. Oktober aus. Auf dem Kongress der Bildungsabteilung und der ZWST soll das thematisiert werden. Ein Essay der Keynote-Speakerin Merle Stöver

von Merle Stöver  03.09.2025