Auch zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus kam die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) auf dem Neuen Israelitischen Friedhof zusammen, um am Denkmal von Alexander Shimanovskiy der im Kampf gegen den Nationalsozialismus gefallenen jüdischen Soldaten zu gedenken und sie mit einer Kranzniederlegung zu ehren.
»Der große Sieg war und bleibt bis heute ein Sieg der Menschlichkeit über das abgrundtief Böse«, betonte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. Eineinhalb Millionen jüdische Soldaten hatten während des Zweiten Weltkriegs in den Armeen der Alliierten gekämpft, wo sie im Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerung oft überrepräsentiert waren. Allein in der Roten Armee waren es rund 500.000 Soldaten, von denen 200.000 fielen. »Sie haben für den Sieg gekämpft, den sie selbst nicht mehr erleben und feiern durften«, sagte Knobloch. Und sie fügte nachdrücklich hinzu: »Der Sieg ist auch der Sieg der Gefallenen!«
Sie dankte dem Vorsitzenden des Veteranenrates, Grigorii Levitin, und erinnerte an David Dushman (1923–2021), der mit seiner Einheit am 27. Januar 1945 den Zaun des Vernichtungslagers Auschwitz niederriss.
»Die gerettete Welt wird sich für immer an sie erinnern«, betonte Ariel Kligman.
IKG-Vorstandsmitglied Ariel Kligman hob in seiner Ansprache die Bedeutung des jährlichen Gedenkens hervor: »Für uns, die jüdischen Zuwanderer, ist der Tag der Befreiung vom Faschismus nicht nur ein historisches Datum, sondern auch eine Tradition unserer Vorfahren, die wir mit nach Deutschland gebracht haben.« Zugleich sei das Gedenken untrennbar verbunden mit der Dankbarkeit gegenüber allen Soldaten und Offizieren, die Europa vom Nationalsozialismus und den unvorstellbaren Schrecken der Konzentrationslager befreit hätten: »Die gerettete Welt wird sich für immer an sie erinnern«, betonte Kligman.
Erstmals sprachen in diesem Jahr bei der Gedenkveranstaltung auch zwei junge Vertreter der dritten und vierten Generation. Anton Nogaller erinnerte an seinen Großvater Alexander Nogaller (1920–2021), der von 1941 bis 1945 als Oberarzt im Artillerie-Regiment sowie als Leiter der chirurgischen Abteilung eines Lazaretts an der Front im Einsatz war. Der international renommierte Mediziner kam in den 90er-Jahren als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland und lebte seit 2009 in München.
Die Drittklässlerin Emma Seel erzählte schließlich von ihrer Urgroßmutter Nina Vevel, auch sie eine Ärztin, die während des Krieges in einem Militärkrankenhaus gearbeitet und sich als »Kämpfernatur«, so Emma, ihr Leben lang für Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung eingesetzt habe.