Osnabrück

Das macht Schule

Setzen sich für die interreligiöse Schule in Osnabrück ein: Gemeinderabbiner Shimon Großberg (l.) und Bischof Franz-Josef Bode Foto: Michael Hehmann

Der Osnabrücker Stadtrat hat am vorvergangenen Mittwoch den Weg für eine konfessionelle Schule für christliche, jüdische und muslimische Kinder geebnet. Die Entscheidung im Stadtrat fiel knapp aus: mit 25 zu 21 Stimmen entschied sich das Stadtparlament für die trialogische Grundschule, sagte die Osnabrücker Schuldezernentin Rita Maria Rzyski. Der Schulbetrieb soll nach Angaben des Bistums zum Schuljahr 2012/13 starten. Das hält auch Michael Grünberg von der Jüdischen Gemeinde für realistisch, der die Entscheidung als Erfolg verbucht.

interreligiös Die Schule ist ein gemeinsames Projekt des Bistums, der Jüdischen Gemeinde und des Verbandes der Muslime in Niedersachsen, Schura. Die Kinder sollen gemeinsam lernen, die jeweils anderen Glaubensrichtungen kennenlernen und religiöse Feste zusammen feiern.

Das genaue inhaltliche Programm soll der Beirat in wenigen Wochen ausarbeiten. Auch die evangelische Kirche sei bereit, sich an dem Projekt zu beteiligen, sagte der Osnabrücker Superintendent Friedemann Pannen. »Wir sind an ergebnisoffenen Gesprächen interessiert.« Eine gemeinsame Trägerschaft mit der katholischen Kirche komme aber nicht infrage.

Normalität Die Jüdische Gemeinde Osnabrück will mit dieser Schulform vor allem »Normalität« erreichen. »Für die Kinder müsse es etwas ganz Normales sein, wenn sie in der Schule neben christlichen und muslimischen Kindern sitzen und über ihre Feiertage sprechen könnten, sagt Grünberg. Wenn dies zum Alltag gehöre, so der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, könnten schon den Kindern Angst und Vorurteile genommen werden.

Mit der Grundschule zu beginnen, ist für Grünberg die logische Folge der Gemeindearbeit aus den vergangenen Jahren. Im August wird eine jüdische Gruppe in einem christlichen Kindergarten eingerichtet. Die Eltern dieser Kinder würden sich sicherlich auch in der Fortführung für ein solches Schulangebot erwärmen, meint der Gemeindevorsitzende. Wegen des zu erwartenden relativ geringen Anteils jüdischer Kinder, werde sich das Lehrerangebot zunächst auf den jüdischen Religionslehrer beschränken. Dennoch könne er sich vorstellen, dass fächerübergreifend christliche, jüdische oder muslimische Themen etwa im Musik-, Kunst- oder Sprachunterricht mit einfließen könnten. Vor allem beim Spielen am Nachmittag könnte ein reger Austausch stattfinden.

Unterstützung Grundsätzlich fühle sich die Gemeinde in Osnabrück gut eingebunden. So spendeten etwa die beiden christlichen Kirchen zu Weihnachten im vergangenen Jahr Geld für die neue Synagoge. In der Stadt gibt es einen Arbeitskreis der Religionen sowie einen runden Tisch der Religionen. Während der Umbauphase der Synagoge stellte der katholische Bischof der Gemeinde in der ehemaligen katholischen Fachhochschule Räume für Gottesdienste, Büros und Jugendzentrum zur Verfügung. Zum Dank hatte die 1.000-Mitglieder-Gemeinde Vertreter der Religion zur Eröffnung ihrer Synagoge am 3. Februrar dieses Jahres eingeladen. Diese Zusammenarbeit könnte nun mit der Schule erfolgreich fortgesetzt werden, sagt Grünberg. Vor allem freue er sich, dass der Beschluss ohne Fraktionszwang zustande gekommen sei. Das unterstreiche den Konsens, den es in der Einrichtung dieses bislang einzigartigen Projektes gebe. Obwohl er das Außergewöhnliche dieser interreligiösen Grundschule gar nicht herausstellen wolle. Wichtig sei ihm, dass «wir jetzt die Möglichkeit haben, darauf Einfluss zu haben, was vom Judentum in der Schule vermittelt wird». mit dpa

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025