Köln

Das Jüdische Museum kommt

Archäologische Zone in Kölns City Foto: Alexander Stein

Köln bekommt ein Jüdisches Museum. Der Stadtrat beschloss in der vergangenen Woche einen Kooperationsvertrag mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR). Rund 37 Millionen der insgesamt etwa 54 Millionen Euro Baukosten werden von der Kommune übernommen, den Betrieb wird der LVR finanzieren.

Man begrüße die Entscheidung des Rates »extrem«, heißt es aus der Synagogen-Gemeinde Köln. Geschäftsführer Benzion Wieber bedankte sich bei Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD), den Grünen und der FDP. »Diese Parteien haben es mitgetragen, dass die Entscheidungen so getroffen worden sind«, erklärt Wieber. Denn die waren nicht unumstritten.

historischer Ort Das Gebäude des Jüdischen Museums soll auf dem Gelände der »Archäologischen Zone«, einer Ausgrabungsstätte, die Teile des mittelalterlichen jüdischen Viertels freigelegt hat, entstehen. Gerade hier wolle man »eine sinnliche Erfahrung des realen Ortes« ermöglichen, erklärt Eva Bürgermeister, kulturpolitische Sprecherin der SPD. »Die Mikwe, die Synagoge. Geschichte wird dokumentiert, wir haben keine Rekonstruktionen oder tragen etwas zusammen. Der Ort selbst ist historisch und das wird mit dem Museum hervorgeholt.« Es gehe um die »kulturelle Identität der Stadt«, die an diesem Ort bewahrt werde.

In der CDU sieht man das anders. Die Überbauung der Ausgrabungen sei ein zu großer finanzieller Aufwand. »Die Stadt Köln ist pleite«, sagt CDU-Kreisgeschäftsführer Volker Meertz. »Wenn wir jetzt den Wohlfahrtsverbänden die Hälfte der Zuschüsse kürzen und die einen Krieg um den Rest ausfechten müssen, können wir kein Geld für ein Museum bereitstellen.« Ein neues Haus sei Luxus. Die Position würde man auch vertreten, wenn es um »ein Karnevalsmuseum« gehen würde.

Finanzen Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Ralph Elster, kritisiert auch das Engagement des LVR. Der Verband würde sich bei den klammen Mitgliedskommunen bedienen, die wegen finanzieller Probleme die Schließung von Einrichtungen wie Schwimmbädern oder Sportplätzen erwägen müssten. Nach Vorstellung der CDU solle das Jüdische Museum in eine der bestehenden Einrichtungen eingegliedert werden. Das Römisch-Germanische Museum oder das Stadtmuseum seien dafür geeignet. Damit hätte man zeigen können, »dass die jüdische Geschichte ein zentraler Teil der Kölner Geschichte ist«, sagt Elster.

In den nächsten Wochen werden ein neuer Plan und eine neue Kostenschätzung für das Projekt »Archäologische Zone/Jüdisches Museum« vorgelegt. Die Entscheidung für den Rahmenvertrag mit dem LVR habe man nun fällen müssen, um zu klären, in welchen Gremien weitergearbeitet und wer für welche Kosten zuständig sein wird, so Bürgermeister. Bezüge und Schnittstellen zu anderen Museen seien durchaus wichtig, betont sie. »Aber es geht darum, das Eigenständige, Spezielle, Unverwechselbare dieses Hauses an diesem Ort deutlich zu machen.«

Porträt der Woche

Herzensheimat Israel

Dalit Hochberg kam als Kind nach Berlin und fand hier ihr zweites Zuhause

von Gerhard Haase-Hindenberg  28.05.2023

Berlin-Wilmersdorf

Das blaue Haus

Demnächst soll der Pears Jüdischer Campus eröffnet werden. Ein Rundgang mit Architekt Sergei Tchoban

von Christine Schmitt  28.05.2023

Statistik

Gemeinden in Zahlen

Die Neuzugänge haben sich verdoppelt – dennoch fehlt es an jüngeren Menschen

von Christine Schmitt  27.05.2023

Frankfurt am Main

Demos gegen Roger Waters vor Festhalle angekündigt

Das Motto des Protests am Konzerttag: »Frankfurt vereint gegen Antisemitismus«

 25.05.2023

Musik

Festakt im Historischen Rathaus

Mit einem Konzert wurden 75 Jahre Israel sowie 75 Jahre jüdisches DP-Orchester gefeiert

von Lukas Ruser  25.05.2023

Antisemitismus

München zeigt Flagge gegen Roger Waters

Vor der Olympiahalle gab es Proteste gegen das Konzert des Musikers

von Eva von Steinburg  25.05.2023

Nachruf

Seine Stimme ist verstummt

Oljean Ingster, langjähriger Kantor der Synagoge Rykestraße, ist mit 95 Jahren verstorben

von Christine Schmitt  25.05.2023

Interview

»Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft«

Ben Salomo über Antisemitismus, Drohmails, Hetzkampagnen und »Rap am Mittwoch«

von Gernot Wolfram  25.05.2023

Berlin

Ben Salomo ausgezeichnet

Der Musiker wurde für sein Engagement gegen Antisemitismus als Botschafter für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet

von Gernot Wolfram  24.05.2023