»Schalom Aleikum«

Begegnungen, die Mut machen

Der Name der digitalen Ausstellung ist bereits Programm. Nicht nur zweieinhalb Jahre Arbeit des vom Zentralrat der Juden in Deutschland angestoßenen jüdisch-muslimischen Dialogprojekts Schalom Aleikum sollen sich in »Open End!« widerspiegeln. Darüber hinaus will man auch signalisieren, dass es weitergeht. Denn die Bilanz ist beachtlich und macht Mut. So kamen bei rund 20 Veranstaltungen in ganz Deutschland mehrere Hundert Juden und Muslime, die sich ansonsten wohl kaum begegnet wären, ins Gespräch.

Zudem ist jetzt auch der letzte Band einer fünfteiligen Publikationsreihe erschienen, also noch ein Grund zu feiern. Sein Titel lautet Schalom Aleikum Report. Was Deutschland über den jüdisch-muslimischen Dialog denkt. Vorgestellt wurde beides am Dienstag auf der Schalom-Aleikum-Jahresveranstaltung im Deutschen Historischen Museum in Berlin.

erfahrungen »Für uns als jüdische Gemeinschaft war es enorm wichtig, einen Schritt auf die Muslime zuzugehen«, bringt Mark Dainow den Grundgedanken dahinter auf den Punkt. Nach den positiven Erfahrungen dieser zweieinhalb Jahre weiß der Zentralratsvizepräsident, dass sich das Ganze gelohnt hat. Weitere Schritte sollen deshalb folgen. »Nicht umsonst heißt die Ausstellung ›Open End!‹«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Auf Augenhöhe miteinander reden – das war schon eine radikale Idee, die der Zentralrat der Juden damals hatte«, lautet dazu die Einschätzung von Annette Widmann-Mauz. »Aber es ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man Klischees und Stereotype aus den Köpfen von Leuten herausbekommt«, so die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, die Schalom Aleikum von Anfang an förderte.

Und natürlich konnte im Mai 2019, als das Projekt an den Start ging, niemand vorhersehen, dass eine Pandemie die Planung bald ordentlich durcheinanderwirbeln sollte. »Erst einmal wollten wir damals weg von der Funktionärsebene, wussten aber noch nicht genau, wohin die Reise geht«, erinnert sich Schalom-Aleikum-Projektleiter Dmitrij Belkin. Dann kam Corona, und aus der Not machte man eine Tugend. »Wir haben uns im Netz perfektioniert und konnten dadurch noch mehr Menschen erreichen.«

dialogveranstaltungen Jugendliche, Senioren oder Vertreter verschiedener Berufsgruppen – sie alle wurden in Dialogveranstaltungen zusammengebracht. Mal virtuell, mal ganz real wie beispielsweise im Ariowitsch-Haus in Leipzig. Aber immer mit großer Resonanz. Tabus gab es dabei keine, wie Belkin hervorhebt. Vor allem der Antisemitismus, der immer wieder von Muslimen ausgeht, sollte ein Thema sein. Auch Belkin weiß um die Unterschiede zwischen einem geschützten Raum, in dem man sich untereinander austauschen kann, und der Wirklichkeit.

»Ich bin kein Freund von Wertungen, weshalb ich nicht sagen möchte, ob nun der muslimische Antisemitismus, der von rechts, links oder aus der Mitte der Gesellschaft schlimmer ist.«

Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann

»Nur fünf U-Bahn-Stationen weiter von hier in Kreuzberg oder Neukölln sieht die Realität ganz anders aus.« Die verschiedenen Ausdrucksformen der Feindschaft gegenüber Muslimen kamen bei den Gesprächsrunden selbstverständlich ebenfalls zur Sprache. »Beide Phänomene darf man durchaus vergleichen, aber auf keinen Fall gleichsetzen.«

Über die Ergebnisse des neuen Reports und mögliche Handlungsempfehlungen diskutierte schließlich der Migrationsforscher Professor Jannis Panagiotidis mit Zentralratsgeschäftsführer Daniel Botmann, der Bildungsreferentin von Schalom Aleikum, Seda Colak, und der Soziologin Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann-Stiftung. Insbesondere die verschiedenen Formen des Antisemitismus und seiner Wahrnehmungen standen dabei im Mittelpunkt.

»Ich bin kein Freund von Wertungen, weshalb ich nicht sagen möchte, ob nun der muslimische Antisemitismus, der von rechts, links oder aus der Mitte der Gesellschaft schlimmer ist«, betonte Botmann. »Deshalb bedarf es jeweils eigener Strategien, wie den verschiedenen Formen des Antisemitismus begegnet werden kann.« Das betrifft gleichfalls die Feindschaft gegenüber Muslimen. Neben Bildungsinitiativen ist deshalb das gegenseitige Kennenlernen so enorm wichtig. »Denn Dialog hilft, krude Weltbilder zu durchbrechen.«

Oldenburg

Neue Ermittlungsansätze nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

In »Aktenzeichen XY... Ungelöst« war das Überwachungsvideo mit dem Wurf eines Brandsatzes sowie Bilder des Tatverdächtigen aus einem Regionalzug von Oldenburg nach Delmenhorst gezeigt worden

 23.01.2025

Holocaust-Gedenktag

Saiten der Erinnerung

Die Musiker des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin geben ein Konzert auf Instrumenten, die einst verfolgten Juden gehörten. Jüngst konnten sie diese zum ersten Mal spielen. Ein Ortsbesuch.

von Christine Schmitt  23.01.2025

Universität

»Eine tolle Chance«

Philipp Lenhard über seine Tätigkeit am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU München, Forschungsschwerpunkte und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde

von Luis Gruhler  22.01.2025

Schulen

Zwölf Punkte für die Bildung

In der Kölner Synagoge diskutierten Vertreter von Zentralrat und Kultusministerkonferenz über die Darstellung des Judentums in Schulbüchern. Entstanden ist eine Leitlinie für Pädagogen

von Stefan Laurin  22.01.2025

Lohheide

Vor 80 Jahren starb Anne Frank im KZ Bergen-Belsen

Blumen, Fähnchen, Stofftiere: Nirgendwo in der Gedenkstätte Bergen-Belsen werden so viele Gegenstände abgelegt wie am Gedenkstein für Anne Frank

von Michael Althaus  22.01.2025

Berlin

Sicher in der Kunst

Im Herbst 2024 wurde die Jüdische Kunstschule gegründet. Sie soll ein »Safe Space« für Kreative sein. Ein Besuch in zwei Workshops

von Katrin Richter  21.01.2025

München

Zeugnisse jüdischen Lebens

Das Landesamt für Denkmalpflege kartografiert die Friedhöfe in Thalkirchen und Freimann

von Ellen Presser  21.01.2025

Fundraising

In Rons Namen

Die Eltern eines ermordeten israelischen Soldaten widmen ihrem Sohn ein Tierheim und sammeln Spenden für das Projekt. In Berlin sind zwei Benefizkonzerte geplant

von Christine Schmitt  21.01.2025

Berlin

Margot Friedländer: »Die Demokratie schwankt«

Die 103-Jährige wurde von den Nazis ins KZ Theresienstadt verschleppt. Vor dem nationalen Holocaust-Gedenktag warnt sie: »Seid vorsichtig«

von Verena Schmitt-Roschmann  21.01.2025