Rottweil

Basis für jüdisches Leben

Brachten den Grundstein an der Wand an: Tatjana Malafy und Rami Suliman Foto: Moni Marcel

Auf den Tag genau sieben Monate nach dem ersten Spatenstich hat die Israelitische Kultusgemeinde Rottweil am Sonntag die Grundsteinlegung der neuen Synagoge gefeiert. Der Stein selbst kommt aus Jerusalem und wurde bei Grabungsarbeiten auf dem Tempelberg gefunden, jetzt ziert er die Wand des Synagogenbaus. Oberrats-Vorsitzender Rami Suliman hatte den Stein organisiert.

»Das ist ein Freudentag«, betonte er dann auch vor den zahlreichen Gästen, darunter Barbara Traub, Mitglied im Präsidium des Zentralrats der Juden, und Mark Dainow, Zentralrats-Vizepräsident. Neben vielen Gemeindemitgliedern nahmen auch Vertreter der Rottweiler Kirchen und des Gemeinderats an der Feier teil. Besonders freue er sich darüber, dass der Bau so schnell vorangeschritten sei, »das erfüllt mich und alle jüdischen Menschen mit Stolz und Dankbarkeit«, sagte Suliman.

Heimat Rottweil sei inzwischen zur Heimat der Gemeinde geworden, und »wer ein Haus baut, der will auch bleiben!«, zitierte er den Frankfurter Architekten Salomon Korn. Man strecke allen die Hand zum Zeichen der Freundschaft entgegen. Der Grundstein, der so eingebaut wurde, dass er von jedem berührt werden kann, stelle die Verbindung zu Israel her.

Oberbürgermeister Ralf Broß zeigte sich »froh und glücklich« über die Grundsteinlegung. Rottweil habe immer an die jüdische Kultur erinnert, an das Unrecht, die Vertreibung, die Vernichtung seiner jüdischen Bürger. Mit dem Bau der Synagoge mitten in der Stadt knüpfe man sichtbar an die Vergangenheit an.

Der Obere Neckar sei jahrhundertelang Heimat jüdischer Menschen gewesen, betonte Landrat Wolf-Rüdiger Michel, und lange Jahre nach der Schoa habe niemand daran gedacht, dass eines Tages wieder jüdisches Leben in Rottweil entstehe, nun dürfe man sich über den Neubau freuen. »Ich bin sicher, dass das hier ein Bau des Friedens sein wird!«

Bedeutung Das betonte auch Landesrabbiner Moshe Flomenman. Klein sei die Rottweiler Gemeinde, doch auch ein kleiner Stein könne große Bedeutung haben, nicht immer komme es auf die Quantität an. Die neue Synagoge solle ein Ort des Friedens, des Dialogs zwischen den Religionen werden, versprach der Rabbiner mit einem hebräischen Segensspruch.

Die evangelische Pfarrerin Gabriele Waldbaur hatte eine Spende von 1000 Euro mitgebracht. Man habe eine ökumenische Feier genutzt und Geld gesammelt. Ökumene bedeute nämlich nicht nur Dialog zwischen den christlichen Kirchen, sondern das Gespräch der Religionen miteinander.

Tatjana Malafy, langjährige Vorsitzende der Rottweiler Gemeinde, zeigte sich überwältigt von den vielen Gästen. Gemeinsam mit Rami Suliman brachte sie den Grundstein an der Wand an. Grund zum Feiern – und daher gab es dafür nicht nur Beifall, sondern gleich noch Gesang: »Masel Tov« – Viel Glück.

Lesen Sie mehr in der kommenden Ausgabe am Donnerstag.

Feiertage

Chatima towa, oder was?

Was von Rosch Haschana über Jom Kippur bis Sukkot die korrekte Grußformel ist

von Rabbiner Yaacov Zinvirt  11.10.2024 Aktualisiert

München

Eine starke Gemeinschaft

Israels früherer Ministerpräsident Naftali Bennett besuchte die IKG

von Luis Gruhler  11.10.2024

Berlin

Zu Besuch in Deutschlands einzigem koscheren Hotel

Ilan Oraizers King David Garden Hotel ist ein Unikum in der Bundesrepublik

von Nina Schmedding  11.10.2024

Frankfurt

»Jewrovision für den Kopf«

Anfang November rätseln junge Gemeindemitglieder bei »The Jewish Quiz« um die Wette. Ein Gespräch mit Marat Schlafstein und Nachumi Rosenblatt

von Sophie Albers Ben Chamo  10.10.2024

Vor 80 Jahren

Regina Jonas war eine Pionierin - und ist bis heute ein Vorbild

Sie sah es als Notwendigkeit, dass Frauen ein rabbinisches Amt bekleiden. Regina Jonas hatte wenig Zeit als weltweit erste Rabbinerin: Am 12. Oktober 1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert - und starb kurz danach

von Leticia Witte  10.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Deutschland

Jeder ist eingeladen, der Ohnmacht gute Taten entgegenzusetzen

Der Mitzvah Day findet zum zwölften Mal statt. Anmeldeschluss ist am 1. November

von Christine Schmitt  09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Kommentar

Zeitz: Die Stolpersteine müssen ersetzt werden!

Da, wo wir lebenden Juden nicht erkennbar sind, suchen sich die Täter Objekte, die an die Toten erinnern

von Igor Matviyets  09.10.2024