Berlin

Bänder der Sympathie

Mehrere Wohlfahrtsverbände in Deutschland wollen gemeinsam ein sichtbares Willkommenszeichen für Flüchtlinge setzen. Seit Freitag sind bei der Diakonie Deutschland, dem Deutschen Roten Kreuz, der Arbeiterwohlfahrt, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband sowie der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) bunte Stoff-Armbänder mit der Aufschrift »Willkommen« oder »Refugees welcome« für jeweils fünf Euro erhältlich, teilten die Verbände in Berlin mit. Pro verkauftem Band sollen drei Euro an die Flüchtlingshilfe gehen. Geplant ist, dass Hunderttausende Menschen in Deutschland die Bänder tragen.

Unterstützt wird die Aktion auch von der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl, dem Deutschen Kulturrat sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund. Zu den ersten prominenten Unterstützern gehört den Angaben zufolge die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, die ein Willkommens-Armband tragen wird.

Gesicht zeigen Mit großem Engagement unterstütze die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland die Aktion, sagte Sarah Singer, Vorstandsmitglied der ZWST, der Jüdischen Allgemeinen, die in Vertretung des ZWST-Vorstandsvorsitzenden Abraham Lehrer teilgenommen hatte. »Wir möchten gemeinsam mit allen anderen Gesicht zeigen.«

Außerdem habe die jüdische Wohlfahrtsorganisation etwas vorzuweisen. »Wir haben mit den jüdischen Kontingentflüchtlingen eine Majorität in einer Minorität aufgenommen. Das ging auch nicht in drei Tagen, aber wir haben es geschafft.« Das dabei erworbene Wissen, die gemachten Erfahrungen könne man jetzt in die Flüchtlingshilfe einbringen, betont Singer. »Natürlich haben viele Menschen Angst vor dem, was auf sie zukommt. Das ist normal. Aber das heißt doch nicht, dass wir nichts unternehmen. Machen wir das Beste daraus«, fordert Singer zum Engagement auf.

Auch die Kontingentflüchtlinge seien »Fremde« gewesen, denen man begegnet sei. Singer sieht daher viele Parallelen der jüdischen Zuwanderung mit der jetzigen. »Wir können zeigen, wie man es positiv macht.« Überlasse man die Flüchtlinge sich selbst, drohe eine viel größere Gefahr, als wenn man sie an die Hand nehme.

Familiennachzug Mit dem Erlös aus den Bändern wolle man den Familiennachzug von Flüchtlingen unterstützen. Familienangehörige sollten auf legalem Wege nach Deutschland einreisen und auf einen lebensgefährlichen Fluchtweg verzichten können, sagte der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, kündigte an, dass die DRK-Erlöse in Hilfsprojekte für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge fließen werden. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, betonte, mit den deutlich sichtbaren Bändern solle auch eine gesellschaftliche Wertedebatte vor dem Hintergrund der Flüchtlingszuwanderung angestoßen werden. epd /ja

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025

Hamburg

»An einem Ort getrennt vereint«

In der Hansestadt soll die Bornplatzsynagoge, die in der Pogromnacht von den Nazis verwüstet wurde, wiederaufgebaut werden. Ein Gespräch mit dem Stiftungsvorsitzenden Daniel Sheffer über Architektur, Bürokratie und Räume für traditionelles und liberales Judentum

von Edgar S. Hasse  13.09.2025

Meinung

»Als Jude bin ich lieber im Krieg in der Ukraine als im Frieden in Berlin«

Andreas Tölke verbringt viel Zeit in Kyjiw und Odessa – wo man den Davidstern offen tragen kann und jüdisches Leben zum Alltag gehört. Hier schreibt er, warum Deutschland ihm fremd geworden ist

von Andreas Tölke  13.09.2025

Porträt der Woche

Das Geheimnis

Susanne Hanshold war Werbetexterin, Flugbegleiterin und denkt über Alija nach

von Gerhard Haase-Hindenberg  13.09.2025

Jahrestag

»So betäubend wie damals«

Am Mahnmal in Fürstenfeldbruck wurde an die Opfer des Olympia-Attentats von 1972 erinnert

von Luis Gruhler  13.09.2025

Feiertage

Tradition im Paket

Das Familienreferat des Zentralrats der Juden verschickt die neuen Mischpacha-Boxen mit allerhand Wissenswertem rund um Rosch Haschana und Sukkot

von Helmut Kuhn  12.09.2025

Interview

»Berlin ist zu meiner Realität geworden«

Die Filmemacherin Shoshana Simons über ihre Arbeit, das Schtetl und die Jüdische Kunstschule

von Pascal Beck  11.09.2025

München

Ein Fundament der Gemeinde

Die Restaurierung der Synagoge an der Reichenbachstraße ist abgeschlossen. In den Erinnerungen der Mitglieder hat das Haus einen besonderen Platz

von Luis Gruhler  11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Die Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigte sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025