Christian Berkels dritter Roman Sputnik, Abschluss der Trilogie, die mit Der Apfelbaum und Ada begann, schmückt die Zuschreibung »Es gibt Menschen, die sind geborene Geschichtenerzähler, Christian Berkel ist so einer.« Und so begann der Journalist und Podcaster Günter Keil bei der Buchvorstellung von Sputnik im Jüdischen Gemeindezentrum – auf gemeinsame Einladung von IKG-Kulturzentrum und Stiftung Literaturhaus – mit der Frage an den Autor, wie viel Berkel in der Figur des Ich-Erzählers stecke.
Die humorvolle Antwort lautete: »Sie können davon ausgehen, dass ich es mir ausgedacht habe«, gefolgt von dem Zusatz frei nach Marcel Proust, der über die Figur namens Marcel in seinem Roman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit gesagt habe, er sei der, »der ›ich‹ sagt, der ›ich‹ aber nicht immer bin«. Als Berkel vor sieben Jahren mit dem Projekt eines Buches begann, merkte er, dass seine »Geschichte einer deutsch-jüdischen Familie quer durch dieses extreme 20. Jahrhundert« zu lang würde, noch dazu für einen Erstling.
Am Morgen nach der Münchner Lesung stand er wieder am Set in Berlin.
Und so legte er sie mit dem Einverständnis seines Verlags als Trilogie an. Der Moderator wollte wissen, wie es einem Schauspieler gehe, der nun als Autor im Rampenlicht stehe. Auch hierzu hatte Berkel eine kluge Antwort. In Deutschland hätten es die Leute gern eindeutig, also kam schnell die Frage, ob er noch spiele.
Am Morgen nach der Münchner Lesung stand er wieder am Set in Berlin für eine sehr bittere Rolle als KZ-Arzt in der nächsten Produktion von Alice Brauner, fünf Tage nach dem Zwiegespräch war er in der ARD-Komödie Entführen für Anfänger gemeinsam mit seiner Frau Andrea Sawatzki zu sehen. So viel zur Bandbreite des Schauspielers, der von sich sagt: »Mein ganzes Leben hat eigentlich zwischen zwei Stühlen stattgefunden, aufgewachsen in einer geteilten Stadt und einem geteilten Land, zwischen zwei Sprachen, zwischen zwei Kulturen, zwei Religionen.«
Was die Besonderheiten des Schreibens und Spielens seien, wollte Keil wissen. Gemeinsam sei den Tätigkeiten, sich in andere Figuren und Welten hineinzuversetzen, doch beim Schreiben sei man, ohne Team, ganz allein. Seine Sprachpräzision verdankt Berkel wohl der Idee seiner Mutter, ihm jeden Morgen zum Wachwerden eine Theaterplatte seiner Wahl vorzuspielen. So hörte er sich in seinem ersten Lebensjahrzehnt durch die deutsche Dramatik des 19. Jahrhunderts – eine gute Schule für den Umgang mit Sprache und der Kunstform des Erzählens.
Christian Berkel: »Sputnik«. Ullstein, Berlin 2025, 380 S., 26 €