Bildungsprojekt

»Auch Respekt und Toleranz müssen trainiert werden«

Stellten das Projekt vor: Luis Engelhardt, Sabena Donath, Mike Delberg, Alon Meyer, Noam Petri und Günter Distelrath Foto: Screenshot

Mit einem neuen Projekt soll bundesweit gegen Antisemitismus im Sport vorgegangen werden. Es trägt den Titel »Zusammen1 - Für das, was uns verbindet« und setzt auf Bildung und Aufklärung, um judenfeindliche Äußerungen und Übergriffe zu unterbinden, wie die Veranstalter am Montag in Frankfurt erklärten. 

Wenn es bereits zu antisemitischen Vorfällen gekommen ist, sollen Betroffene unterstützt und beraten werden. Es handelt sich um ein Projekt von Makkabi Deutschland, dem einzigen jüdischen Sportverband hierzulande, in Kooperation mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.

RESPEKT Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erklärte anlässlich der Projektvorstellung: »Bei nicht wenigen Sportlern ist es schon zur Gewohnheit geworden, das Wort Jude als Schimpfwort zu verwenden. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Nicht nur Technik und Kondition müssen im Sport trainiert werden, sondern auch Respekt und Toleranz. Das neue Projekt ist nötiger denn je.«

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Teil des Projektes »Zusammen1« ist eine repräsentative Studie, die sich mit Antisemitismuserfahrungen jüdischer Sportvereine und Sportler auseinandergesetzt hat. Demnach waren 39 Prozent aller bei Makkabi organisierten Sportler bisher mindestens einmal von einem antisemitischen Vorfall im Sport betroffen

47 Prozent hätten in den vergangenen fünf Jahren einen Anstieg der Zahl solcher Vorfälle wahrgenommen. Insgesamt 51 Prozent der Befragten haben laut Studie mindestens einmal einen antisemitischen Vorfall gegen andere Makkabi-Mitglieder mitbekommen.

Dazu gehörten laut Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, Beschimpfungen, das Zeigen des Hitlergrußes, die Absage eines anderen Vereins für ein Testspiel mit der Begründung: »Wir spielen nicht gegen Juden«, sogar Tritte und Schläge. Die überwiegende Anzahl der Anfeindungen komme von Menschen arabisch-muslimischer Herkunft, sagte Meyer. Es gebe aber auch Antisemitismus von Personen ohne Migrationshintergrund.

BOTSCHAFTER Meyer betonte angesichts der Zunahme antisemitischer Vorfälle: »Wir alle müssen aufstehen und dem entschieden entgegentreten, was vor allem auf deutschen Fußballplätzen in den letzten Jahren passiert. Mit Hilfe des Sports können wir die demokratische Werteordnung vermitteln«, sagte Meyer. Es gehe darum, Botschafter für das Demokratieverständnis zu gewinnen.

»Wir werden in der Prävention dabei helfen, Antisemitismus zu erkennen und ihn nicht zu bagatellisieren.«

Sabena Donath, Leiterin der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland

»Wir haben ein sehr großes Dunkelfeld«, sagte Projektleiter Luis Engelhardt bezüglich der antisemitischen Vorfälle. Das solle neben der Präventionsarbeit aufgehellt werden. Ziel sei, respektvoll miteinander im Sport umzugehen und in einen Dialog zu treten auf der Ebene des organisierten Sports, um mögliche Vorurteile abzubauen. Mit beispielsweise Kursen, Seminaren und Podiumsgesprächen sollen Vereinsvorstände, Schiedsrichter und Fanprojekte angesprochen werden.

Es gehe darüber hinaus um »Hilfe zur Selbsthilfe« bis in die niedrigste Spielklasse hinein, betonte Engelhardt: Betroffene sollten darüber informiert werden, dass sie Vorfälle melden und anzeigen könnten. Auch würden Handlungsstrategien vermittelt, wie auf dem Spielfeld mit Entgleisungen umgegangen werden könne.

EMPOWERMENT »Mit dem Schwerpunkt im Projekt zwischen Prävention und Intervention werden wir uns im Bereich Empowerment von Betroffenen stark machen«, erläuterte Sabena Donath, Leiterin der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland die Herangehensweise im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. »Wir werden in der Prävention dabei helfen, Antisemitismus zu erkennen und ihn nicht zu bagatellisieren«, ergänzte Donath.

Die überwiegende Anzahl der Anfeindungen kommt von Menschen arabisch-muslimischer Herkunft, erklärt Alon Meyer.

Der Vizepräsident für Qualifizierung und Integration Deutscher Fußball-Bund (DFB), Günter Distelrath, betonte: »Für antisemitisches Verhalten darf es keinen Spielraum geben, sondern einzig und allein die rote Karte.«

Man müsse sich nicht nur konsequent um jeden sichtbaren Fall kümmern, sondern auch die Dunkelziffer beleuchten. Das neue Projekt leiste hierfür einen wichtigen Beitrag und setze »ganz praktisch und präventiv« im Alltag von Sportlern an. ja/kna

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