Fussball

»Nicht mehr sportlich«

Auseinandersetzung beim Kreisliga-Spiel von BFC Meteor (gelbe Trikots) und Makkabi Berlin Foto: Makkabi

Bei einem Fußballspiel der dritten Herrenmannschaften von TuS Makkabi und dem BFC Meteor 06 ist es am Sonntag in Berlin-Charlottenburg zu antisemitischen Beleidigungen und Handgreiflichkeiten gekommen. Zwei Beteiligte wurden verletzt. Insgesamt seien 21 Männer in die Auseinandersetzung auf dem Sportplatz an der Harbigstraße verwickelt gewesen, teilte die Berliner Polizei am Montag mit.

Gegen vier von ihnen wurden inzwischen Verfahren eingeleitet, unter anderem wegen Beleidigung, Körperverletzung und Landfriedensbruchs. Unter anderem sollen Spieler antisemitisch und rassistisch beleidigt worden sein, darunter mit Schimpfworten wie »Drecksjuden«, »Scheißjuden« und »Scheißmuslime«. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

ermittlungen »Gegen 15 Uhr kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen einem Spieler des BFC Meteor 06 III und einem Makkabi-Zuschauer, der seine Mannschaft anfeuerte«, schildert Polizeisprecher Jens Berger den aktuellen Ermittlungsstand. »Im Zuge dieses Streits fielen auf beiden Seiten Beleidigungen, die in Handgreiflichkeiten übergingen – daraufhin mischten sich Spieler beider Mannschaften ein«, bestätigt Berger weiter. Zu diesem Zeitpunkt hatte die zweite Halbzeit bereits begonnen, berichtet Isaak Lat von TuS Makkabi. Die dritte Makkabi-Herrenmannschaft lag mit 1:0 in Führung. Schon die erste Halbzeit sei »ziemlich unangenehm« verlaufen, meint Lat – mit körperlichen Angriffen und Drohungen.

»Sicher, Fouls gehören bei jedem Spiel dazu, da sind auch unsere Jungs keine Balletttänzer, aber das ging dann doch zu weit«, weiß der Makkabi-Mann. Er habe den Schiedsrichter darauf aufmerksam gemacht, dass die Attacken »schon nicht mehr sportlicher Natur« waren. Die Meteor-Spieler seien »gezielt fixiert« gewesen, so sein Eindruck.

Als die Auseinandersetzung am Spielfeldrand eskalierte, sei auch die Situation auf dem Platz aus dem Ruder gelaufen, berichtet Makkabi-Funktionär Isaak Lat. Spieler beider Mannschaften hätten eingegriffen. »Es gab Tritte und Beschimpfungen von Meteor – unsere Jungs haben abwehrend und besonnen reagiert und versucht, die Angreifer auf Distanz zu halten, gerade, um eine Massenschlägerei zu verhindern«, erklärt Lat. Den Verantwortlichen sei es »glücklicherweise gelungen«, die Spieler in die Kabinen zu bringen. Als schließlich die Polizei eintraf, habe sich die Situation bereits beruhigt gehabt, berichtet Lat weiter.

Leonard Kaminski, Verteidiger und Teammanager von Makkabi III, hat die Situation als aggressiv wahrgenommen. »Bei unserem Gegner kamen derart starke, unprovozierte Aggressionen hoch, dass sich der Eindruck, einige Spieler hätten nur nach einer Gelegenheit gesucht, ein paar Juden zu verprügeln, schwer verdrängen lässt.«

konsequenzen Unangenehme Situationen, in denen antisemitische Äußerungen fallen, gebe es leider immer wieder, weiß auch Lat aus Erfahrung. TuS Makkabi forderte mittlerweile den Berliner Fußballverband (BFV) auf, Konsequenzen zu ziehen. BFV-Vizepräsident Gerd Liesegang sagte am Dienstag, es bleibe nun zunächst abzuwarten, was Polizei und Sportgericht ermitteln. »Wenn man Mist gebaut hat, muss man auch dazu stehen.«

Gleichwohl werden der Meteor-Spieler, der laut inzwischen vorliegendem Schiedsrichterbericht die Gewalt ausgelöst hatte, sowie die gesamte Mannschaft vorerst bis zur Verhandlung des Berliner Sportgerichts Ende September gesperrt.

Bereits in einer ersten Stellungnahme hatte Meteor-Geschäftsführer Adel Ghazi Konsequenzen angekündigt. Schließlich gehe es vor allem darum, zusammen Fußball zu spielen – egal, welcher Nationalität oder Religion man angehöre, so Ghazi. »Gerade in einem Problembezirk wie Berlin-Wedding, wo die meisten unserer Spieler Migrationshintergrund haben, leisten wir wichtige Integrationsarbeit«, betont der Meteor-Chef. Dazu gehöre auch null Toleranz gegenüber Antisemitismus.

Wie am Dienstag bekannt wurde, hat Meteor den Spieler aus dem Verein, der in seiner Geschichte unter anderem Kicker wie Thomas »Icke« Häßler hervorgebracht hat, ausgeschlossen.

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Es sollte uns beschämen, dass Juden in Deutschland sich nicht mehr sicher fühlen können

Ein Gastbeitrag von Adrian Grasse

von Adrian Grasse  11.12.2024

RIAS

Experten kritisieren Normalisierung antisemitischer Narrative

Sie sind überall verfügbar, im Internet und analog: Legenden, die gegen Juden und die Demokratie gerichtet sind. Das zeigt eine neue Studie - und nimmt speziell auch den Rechtsextremismus in den Blick

 11.12.2024

Bern

Schweiz verbietet Hamas

Ein neues Gesetz verbietet die Hamas, Tarn- und Nachfolgegruppierungen sowie Organisationen und Gruppierungen, die im Auftrag der Terrorgruppe handeln. Jüdische Organisationen begrüßen den Schritt

 11.12.2024

Restitution

Familie verliert ihr in der Nazizeit gekauftes Grundstück

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024

Debatte

Rabbiner für Liberalisierung von Abtreibungsregelungen

Das liberale Judentum blickt anders auf das ungeborene Leben als etwa die katholische Kirche: Im jüdischen Religionsgesetz gelte der Fötus bis zur Geburt nicht als eigenständige Person, erklären liberale Rabbiner

von Leticia Witte  11.12.2024

Gelsenkirchen

Bekommt Bayern-Torhüter Daniel Peretz Konkurrenz?

Münchens Sportvorstand Max Eberl macht eine klare Ansage

 11.12.2024

Meinung

Syrien und die verfrühte Freude des Westens über den Sieg der Islamisten

Ein Gastkommentar von Ingo Way

von Ingo Way  11.12.2024